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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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Haut gerissen hatte, und schien noch immer betäubt zu sein von ihrem Schock, wenngleich sie ihm mehrmals versichert hatte, dass das Phantom sie nicht verletzt hatte. Ihre Lippen waren hart zusammengepresst und kaum mehr als ein blutleerer Strich in ihrem Gesicht. Auch die Queensguard-Ratten waren verstört. Sie wussten natürlich, dass Mickey seinen Rang verloren hatte, und mussten nun akzeptieren, dass der Verstoßene geschafft hatte, was sie über Monate hinweg nicht gewagt hatten – ihre Queen zu befreien. Vier von ihnen lebten noch. Der fünfte war in einem der Rattentunnel ersoffen, als die Flutung gerade begonnen hatte.
    O’Neill, der Rudelführer der Queensguard, hatte seine Ratten losgeschickt, um nach einem noch nicht gefluteten Ausweg zu suchen. John war der Letzte, der von seiner Suche zurückkehrte. »Der Tunnel über dem Abwasserrohr ist auch voll«, erklärte er, sobald er durch die Tür war.
    »Schöne Scheiße«, fluchte O’Neill. Er warf Mickey einen kritischenBlick zu. »Hast du dir auch überlegt, wie du hier wieder rauskommst?« Er war gut zehn Jahre älter, sein Fell war bereits fast vollständig ergraut.
    »Klar.« Mickey zuckte mit den Schultern. »Ich habe schließlich vorhergesehen, dass die Stadt heute Nacht überflutet wird.«
    »Hört auf, euch zu streiten«, murmelte die Queen, ohne zu ihnen aufzusehen.
    Mickey biss sich auf die Lippen. »Natürlich. Verzeihen Sie, meine Queen.« Er sah zurück zu O’Neill. »Wir werden schwimmen müssen. Der U-Bahn-Schacht ist unsere beste Chance.«
    »Du hast selbst gesagt, dass der Schacht abgesoffen ist!«
    »Ja. Aber alles andere ist auch voll.«
    »Und weshalb ist dann die U-Bahn besser?«
    Mickey seufzte. »Weil die Treppenschächte größer sind als alles, was uns die Rattentunnel bieten können. In den Tunneln ist der Wasserdruck so hoch, dass es uns in unseren Tiergestalten davonspült. Wenn wir aber Glück haben, fließt das Wasser im Treppenschacht nicht ganz so stark. In unserer Kampfgestalt könnten wir es nach oben schaffen.«
    O’Neill kratzte sich an der Stirn. »Allein von der Mauer bis zum Treppenhaus der nächsten Haltestelle sind es siebzig Meter. Die Wand müssen wir aber auch noch umgehen, dann dauert es noch länger!«
    »Wir werden die Wand einreißen müssen.« Siebzig Meter zu tauchen waren hart. Siebzig Meter plus der Rattentunnel waren nicht zu schaffen. »Haben wir Werkzeug?«
    »Ja. In einer alten Abstellkammer hinter dem Vorsaal, Spitzhacken und Schaufeln. Die sind da noch von den letzten Arbeitern.« O’Neill machte ein Handzeichen, worauf seine Rudelbrüder loswateten, um die Ausrüstung zu holen. Als sie außer Hörweite waren, murmelte der Anführer leise zur Queen: »Wenn die Wand eingerissen ist, wird der Thronsaal und alles andere schnell volllaufen. Das Wasser wird hart hereindrücken, wir werden nur einen Versuch haben. Wir müssen warten, bis der Raum größtenteils voll ist und dann, wenn der Druck nachgelassen hat, tauchen.« Ersah kurz zu Mickey. »Tauchen und hoffen, dass Mickey Recht hat.«
    »Wenn es keine Alternative gibt, müssen wir es wagen.« Sie sah O’Neill eindringlich an.
    O’Neill schnitt eine Grimasse, nickte schließlich.
    »Haben wir ein Seil?«, erkundigte sich Nelson, einer von O’Neills Queensguard, als er mit Spitzhacke und Schaufel über der Schulter zurückkam.
    »Nein.«
    Nelson nickte mit ernstem Gesicht. Ein Seil hätte bedeutet, dass nur der Erste blind tauchen müsste. Die anderen hätten sich an dem Seil entlanghangeln und zum einen sicherer, zum anderen auch schneller ans Ziel gelangen können.
    Nachdem sie ihre Kampfgestalten angenommen hatten, machten sie sich an die Arbeit. Der Wasserspiegel stieg weitere zehn Zentimeter, bis sie die Mauer endlich so weit geschwächt hatte, dass sie unter dem Druck des dahinterstehenden Wassers nachgab und ein brodelnder Wasserstrahl in den Thronsaal schoss. Mickey und O’Neill brachen mit den Hacken noch mehr von dem Mauerwerk heraus. Schließlich war der Wasserspiegel jedoch so hoch, dass sinnvolles Arbeiten nicht mehr möglich war.
    »Wer taucht zuerst?«, fragte John. Der junge Rattenmensch sah so aus, als ob er sich freiwillig melden wollte.
    »Ich«, meinten O’Neill und Mickey gleichzeitig.
    »Im Grunde ist es doch egal«, erklärte Nelson. »Ohne Seil taucht sowieso jeder für sich.«
    Mickey nickte. Der Mann hatte Recht. Es machte keinen Unterschied. Oder fast keinen. Einer musste die Queen mitnehmen, die keine Kampfgestalt

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