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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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annehmen konnte und in ihrer Menschgestalt viel schwächer war und somit viel weniger weit tauchen konnte. »O’Neill, du tauchst vor«, erklärte er deshalb. Um die Queen wollte er sich lieber selbst kümmern.
    Der Anführer der Queensguard trat zum Loch. »Wenn ihr durch seid«, erklärte er, »taucht geradeaus weiter, bis ihr an die Stelle kommt, an der sich die Strömung verwirbelt und der Kracham größten ist. Auf der linken Seite müsste dann eigentlich die Treppe sein. Siebzig Meter. Ihr kennt alle den Schacht, ihr wisst, wo sie ist.« Dann atmete er ein paar Mal tief durch, nahm einen besonders großen Atemzug und tauchte ab.
    Das Wasser stand Mickey bereits bis zum Hals und stieg spürbar weiter, als er zu seiner Queen trat. Seine Hand suchte die ihre. »Legen Sie Ihre Arme um meine Schultern. Halten Sie sich fest, egal, was passiert. Im Loch in der Mauer wird uns eine starke Strömung entgegenkommen. Lassen Sie nicht los.«
    Die Queen sah ihn mit traurigen Augen an. »Ich werde nicht loslassen.«
    Mickey lag die Frage auf der Zunge, was sie so sehr bedrückte. Ob sie wohl etwas für die Zukunft gesehen hatte? Ein schlimmes Ende ihres Unterfangens? Oder ob sie einfach immer noch überwältigt war von der Geschwindigkeit, mit der sich plötzlich alles für sie verändert hatte? Er wusste es nicht. Und er beschloss, auch nicht nachzufragen. Er watete zu dem Loch in der Wand, stemmte sich gegen die Strömung und wartete, bis sie ihre Arme um seine Schultern gelegt hatte. »Bereit?«, vergewisserte er sich.
    »Bereit.«
    Mickey folgte O’Neills Beispiel und nahm ein paar ruhige, aber tiefe Atemzüge. Dann holte er tief Luft und tauchte los.
    Sofort herrschte Stille um ihn herum, Stille und Dunkelheit. Das Brodeln des in der Ferne in den Schacht stürzenden Wassers war nur noch dumpf und verschwommen zu hören. Er hatte seine verstärkten Sinne längst aktiviert, doch selbst die konnten kein Licht in die Dunkelheit bringen. Er tastete nach dem Loch, spürte den Druck des noch immer kräftig einströmenden Wassers. Mühsam zog er sich gegen den Widerstand hindurch, achtete dabei sorgfältig darauf, dass sich der Griff der Queen dabei nicht lockerte. Schließlich war er durch, stieß sich mit den Beinen von der Mauer ab und befand sich im Hauptschacht der U-Bahn. Er sah weiterhin nicht das Geringste. Zügig, aber nicht übereilt tauchte er weiter, machte große Armzüge, schlug mit den Beinen. Das Rattenfell störte ein wenig, doch die überlegene Körperkraftder Rattengestalt machte den Nachteil mehr als wett. Er zählte die Armzüge,
fünf, sechs, sieben.
Bei zehn beschlich ihn der Atemreiz. Der Griff der Queen wurde fester, ein Zeichen dafür, dass auch sie bereits den Luftmangel spürte.
Ruhig bleiben
, beschwor er sie und sich selbst. Es war immer noch nichts zu sehen, Mickey rief sich noch einmal in den Kopf, wo die Treppen der geplanten Haltestelle nach unten kamen.
Links. Links oben, logischerweise.
Er veränderte ein wenig seine Richtung und tauchte weiter.
Zwölf, dreizehn, ungefähr Halbzeit.
Das ferne Dröhnen wurde schnell lauter, dafür war die Umklammerung der Queen auch schon unangenehm hart, sie begann bereits, seine Armbewegungen zu stören. Die Luft fühlte sich mittlerweile schon richtig knapp an. Mickey begann, schneller zu tauchen.
Fünfzehn, sechzehn, siebzehn.
Das Dröhnen wurde wieder leiser, musste ein Lüftungsschacht gewesen sein, durch den noch immer Wasser herabstürzte. Er hörte die Stimme der Queen, die anfing, ein gepresstes Stöhnen von sich zu geben. Er beeilte sich. Noch immer kein Licht. Schnell jetzt.
Zwanzig. Einundzwanzig.
Das Stöhnen der Queen wurde plötzlich höher, dringlicher, schmerzerfüllter. Ihr Griff wurde für einen Moment locker, dann packte sie nur umso fester zu. Sterne tanzten vor Mickeys Augen. Der Drang nach Luft fing an, sämtliche anderen Gedanken in seinem Verstand zu verdrängen. Er hörte auf zu zählen, zog hastig mit den Armen, strampelte mit den Beinen, nur weiter, immer weiter, immer noch war Dunkelheit um ihn herum, aber dafür war vor ihm ein Grollen, ziemlich laut, und dann sah er plötzlich auch ein trübes Licht, tauchte darauf zu, schneller, schneller, er sah die Verwirbelungen, tauchte genau dorthin, sah die zahllosen Luftblasen, gebildet von einem Wasserfall, holte das Letzte aus sich heraus –
    – und durchstieß die Oberfläche! Hastig saugte er seine Lungen voller Luft, unfähig, etwas anderes um sich herum wahrzunehmen als die

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