Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
ging, der Körper seines Gegners presste sämtliche Luft aus seinen Lungen. Die Kreatur setzte einen Biss an, Rushai schlug ihm den Kopf entgegen, die Ratte biss trotzdem zu, ohne Hoffnung, mit seinen Fängen jemals durch Rushais Schädel zu dringen. Zähne rissen seine Haut auf, schrammten über Knochen, ein heftiger Schmerz, delikat und schön, ein weiteres kleines Echo in der Stille.
Ein weiterer Biss, kraftloser diesmal, der Ratte ging das Blutaus. Rushai wälzte ihn von sich, der schwere Körper schlug platschend in das Wasser, er rappelte sich auf. Er verdrehte
Angurvadel
in der Wunde und zog die Klinge zurück. Die Ratte blieb liegen. Sie hatte bereits zu viel Blut verloren, Blut, das in Rushais Kleidung geflossen war und warm und delikat seine Haut hinablief.
Neben ihm war Tarakir von einem besonders großen Rattenmenschen angefallen worden. Der Ranger hatte seinen Dolch eingebüßt, versuchte, mit seinen Händen den zubeißenden Kopf abzuhalten, ihn zu würgen, während die Klauen an Pfoten und Läufen seinen Leib aufrissen. Rushai schlenderte hinzu, keine Eile trieb ihn an, hackte dann plötzlich abrupt mit dem Schwert zu. Der Kopf der Ratte purzelte davon, Blut pulsierte aus dem Hals, schön synchron zu den letzten Schlägen ihres Herzens.
Angurvadel
schnurrte zufrieden, Rushai fühlte sich gut, so gut, mit einem neuen Echo, das irgendwie zu den beiden anderen gefunden hatte und einen ersten, süßen Klang ergab.
Tal’rash war tot. Sein Rattenmensch-Gegner hatte ihm im Nahkampf das Hemd vom Leib gefetzt und seinen Oberkörper mit so vielen Stichen übersät, dass er auf den ersten Blick aussah wie rot getupft. Erst ein zweiter offenbarte die klaffenden Wunden. Rushai grinste. Er hatte Tal’rash nie gemocht.
Ta-Shirra half Zhûl und Shar’ketal, so dass sich Rushai dem Mörder Tal’rashs stellte. Der Rattenmensch ließ den magischen Dolch, den er erobert hatte, zwischen seinen Händen hin- und herwandern, versuchte, ihn durch seine Schnelligkeit zu beeindrucken. Rushai gab sich langsam und genauso unbeeindruckt, wie er war. Die Ratte schnellte vor,
Angurvadel
kam hoch, um sein Handgelenk zu nehmen, doch der Mann war tatsächlich schnell. Die beiden Waffen schlugen mit einem harten Klirren aufeinander, die Ratte stieß nach vorne. Rushai drehte sich zur Seite davon, vorbei an der zupackenden zweiten Hand, wirbelte das Schwert herum, doch die Ratte schaffte es, ein zweites Mal zu parieren. Rushai sprang zurück, als die Ratte erneut zustach, riss
Angurvadel
hoch.
Schweiß trat auf Rushais Stirn. Sein Herz schlug schneller, sein Atem rauschte in seiner Brust. Zwei hatte er ohne jegliche Anstrengung getötet. Dieser hier war besser. Der Tanz begann. Die Anspannung schlug eine neue Saite in seinem gespannten Inneren an, ließ sie vibrieren und neue Echos entstehen. Rushai sprang vor, hackte nach der Ratte, diese sprang zur Seite, schnell und elegant, wechselte die Dolchhand, stieß vor, Rushai tänzelte davon, hackte ein weiteres Mal zu. Die Ratte war zu schnell, drehte sich, ließ
Angurvadel
ins Leere schlagen, der Dolch wechselte ein weiteres Mal die Hand. Dieses Mal hatte er Rushai auf dem falschen Fuß, sein Stich traf seine Flanke, stieß auf das walisische Kettenhemd unter Rushais Kleidern.
Oh, der Blick! Die Verwirrung, die Erkenntnis, die Wut und Enttäuschung! Ja, ich trage noch immer das Kettenhemd von der Schlacht! Arme kleine Ratte! Hast du gedacht, du könntest gewinnen?
Die Ratte hatte seine Deckung für diesen Stich aufgegeben. Nun stand sie offen wie ein Scheunentor. Es war fast eine Schande, den Kampf so zu beenden, doch Rushai konnte nicht immer nur an sich selbst denken.
Angurvadel
stieß zu, erwischte die Ratte am Hals, durchtrennte Muskeln, Blutgefäße und Kehlkopf. Röchelnd und Blut hustend fiel sie ins Wasser.
Die anderen hatten mittlerweile einen der beiden verbliebenen Rattenmenschen getötet, doch dafür selbst eine Menge einstecken müssen. Zhûl lag im Wasser, hielt sich verkrampft seinen Oberschenkel, konnte jedoch das Blut nicht aufhalten, das zwischen seinen Fingern hervorquoll. Shar’ketal war von Kopf bis Fuß von blutigen Kratzern und Schrammen bedeckt, während Ta-Shirra just in diesem Moment vom Schwert des verbliebenen Rattenmenschen durchbohrt wurde. Es war das Schwert eines Jarls, das der General während der Schlacht an der Isa an sich genommen hatte. Nun erfüllte es die Arbeit eines Jarls, indem es ihn tötete. Der Kreis schloss sich.
Es war Mickey.
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