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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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schien ausgeglichen, bis plötzlich beinahe gleichzeitig auf den beiden Seitentürmen lautes Geschrei losbrach. Waldläufern unter Derriens und Ryans Kommando war es offenbar gelungen, die beiden Türme zu erstürmen. Die Männer besetzten sofort die Schießscharten und Zinnen und vertrieben die Nain-Schützen von Nord- und Westwall, so dass endlich der gegnerische Pfeilbeschuss nachließ. Stattdessen fielen nun Nain den Schützen zum Opfer. Ihre Moral, ohnehin nicht die beste aufgrund des unerwarteten Überfalls, geriet ins Schwanken.
    Es war die Zeit Murdochs. In seiner Raserei wütete und tobte der Druide so laut, dass selbst Baturix am äußeren Rand des Schildwalls etwas davon mitbekam. Dort im Zentrum starben Fomorer, so viele, dass davon sogar die Nain an Baturix’ Rand unsicher und verängstigt wurden.
    Und dann kippte die Moral des Feindes, von einem Moment auf den anderen. Der Schildwall brach zusammen, als die Männer versuchten, sich in Chaos und Panik in die Gebäude zu retten. Die Waldläufer fuhren unter sie wie die Wölfe unter neugeborene Schafe, sie trieben ihre Speere in entblößte Rücken und hackten ihre Klingen in ungedeckte Schädel, das Blut floss in Strömen. Baturix hinkte ihnen langsam hinterher, zu weit weg von dem Morden und froh darüber. Nur kurze Zeit später ergaben sich die Überlebenden, die in den Gebäuden des Burghofs Zuflucht gesucht hatten. Somit war nur noch die Besatzung desGlockenturms übrig, die noch zu kämpfen bereit war. Doch als Derrien die ersten Brandpfeile entzünden ließ, ergaben sich schließlich auch die letzten Fomorer. Mit hängenden Köpfen und blassen Gesichtern traten sie aus dem Turm und ließen sich von bereitstehenden Waldläufern entwaffnen.
    Einer der Waldläufer brach das Eis mit einem lauten Jubelschrei. »MORRIGAN UND DAGDA!«, brüllte er. »WIR HABEN GEWONNEN!« Einige andere stimmten mit ein, zuerst schwach, dann aber schnell lauter werdend. Klingen und Speere wurden in den Nachthimmel gestreckt, Schwerter gegen Schilde geklopft. Baturix spürte, wie eine riesengroße Last von seinen Schultern wich.
    Sie hatten das Unmögliche geschafft. Sie hatten Trollstigen genommen. Jetzt mussten sie es nur noch halten, bis Salerix mit der Verstärkung hier war. Baturix verzog die Lippen zu einem Grinsen, das er nicht unterdrücken konnte. Pátraic, einer von Ryans Hauptmännern, mit denen Baturix bisher noch nie etwas zu tun hatte, klopfte ihm plötzlich auf die Schulter und meinte in seinem schrecklichen Dialekt: »Na, alter Griesgram? Wer hätte gedacht, dass wir dich noch einmal lachen sehen in diesem Leben?« Der Ire wartete keine Antwort ab, sondern schlang ihm den Arm um die Schulter und reckte das Beil in seiner Hand in den Himmel. »GEWONNEN!«, schrie er. »GEWONNEN!«
    Baturix’ erster Reflex war, sich von Pátraic zu befreien. Zu sehr hatte er in der letzten Zeit seine Rolle als Außenseiter verinnerlicht. Doch er spürte, dass der gemeinsame verzweifelte Kampf im Schildwall etwas verändert hatte. Er war endgültig bei den Waldläufern angekommen. Lachend legte er nun ebenfalls seinen Arm auf die Schulter des Iren, riss mit der anderen Hand sein Schwert aus dem Gürtel und fiel in den Jubel mit ein.

RUSHAI (1)
     
     
    Kêr Bagbeg/Åndalsnes am Romsdalsfjord, Norwegen
    Mittwoch, 03. November 1999
    Die Innenwelt
     
    Echos hallten durch die Finsternis, ferne Echos in der stillen Leere. Es herrschte Dunkelheit, es gab nur Töne, sphärisch, glockengleich. Immer wieder gelang es Rushai, einen neuen Ton hinzuzufügen, der sich in die stille Komposition einfügte, doch noch war er weit, sehr weit, Kilometer weit, Jahre weit entfernt von einem Lied, dem Lied dieses Tages, das in seinem Ich widerhallen würde bis in die Unendlichkeit. Rushai wusste aber, dass der Tag Potential hatte, Potential zu etwas Großartigem, und so gab er sich redliche Mühe, die Töne zu finden, die die Komposition zu einer gewaltigen Sinfonie anschwellen lassen würden.
    Von außen brandete ohrenbetäubendes Geschrei auf ihn ein, Kampfschreie, Jubelschreie, Schmerzensschreie, Hilfeschreie, Todesschreie. Waffen klirrten, Brände tosten, Pferdehufe stampften dumpf im Dreck der Straßen. Dazu die Schreie der aufgebrachten Tiere: Hundegebell, Gänsegeschnatter, Schweinegequieke, Pferdegewieher. Bunte Farben waren überall, das blaue Meer, der grüne Wald, die gelbe Sonne, die weißen Wolken, das rote Blut – Blut überall!
    Zwei Frauen, eine alt, eine jung, kamen direkt vor

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