Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)
Westwall und dem Südwall, entstanden kurze Scharmützel, doch die Burg war zu weitweg, um Genaueres erkennen zu können. Ein Todesschrei gellte über das Schneefeld, mehr Waffengeklirr folgte. Baturix sah einen Mann vom Westwall aus im Wachraum des Torturms verschwinden.
»Habt ihr gesehen, wer das war?«, flüsterte Rieg.
»Keine Ahnung«, murmelte Budog, wie Rieg einer von Baturix’ Bretonen. »Aber –« Er redete nicht weiter, weil in diesem Moment eine Fackel auf dem Dach des Torturms auftauchte und wild hin- und hergeschwenkt wurde.
Das Zeichen.
»LOS, LOS, LOS!«, bellte Scipios raue Kommandostimme. »Lauft, Männer, lauft! Einen Beutel Silber für den Ersten am Tor!«
Die Waldläufer sprangen auf und rannten, Baturix mit ihnen. Tags davor hatte die Armee der Nain das Schneefeld vor der Burg festgetreten, so dass der Boden harsch und tragfähig war. Baturix’ Puls hämmerte in seinen Ohren, er hörte seinen harten Atem und den der anderen Männer um ihn herum. Als sich das Tor öffnete, sah er den hellen Schein eines großen Feuers im Burghof. Davor formierten sich unter dem Torbogen die dunklen Umrisse der Druiden Schulter an Schulter zu einem Schildwall, ihre Rücken nach außen gewandt, um einen Angriff aus der Burg heraus abzuwehren. Wenn es ihnen nicht gelang, das Tor zu halten, bis die Waldläufer das Schneefeld überquert hatten, war es vorbei, noch ehe es angefangen hatte.
Ein dumpfes Krachen hallte über das Vorfeld der Festung, gleich darauf gefolgt von Schreien und Waffengeklirr. Die Schildwälle waren aufeinandergeprallt, der Kampf um das Tor hatte begonnen. Baturix wollte nicht durch dieses Tor, wo ihn nur eine weitere Schlacht erwartete, ein weiteres Mal Lebensgefahr, ein weiteres Mal Angst. Doch er musste. Wenn es ihnen tatsächlich gelang, Lord Rushai den Rückweg aus dem Romsdalsfjord abzuschneiden, war das vielleicht das Opfer wert, das Bretonen und Germanen hatten zahlen müssen. Vielleicht würde sich dann endlich Baturix’ schlechtes Gewissen beruhigen.
Vielleicht.
Brandpfeile erhoben sich von den Wällen und flogen ihnen entgegen – sie waren entdeckt. Keines der Geschosse ging in Baturix’ Nähe nieder, doch ihr Licht war gefährlich genug. Er rannte weiter, versuchte die Müdigkeit in seinen Gliedern zu ignorieren und seine Kräfte zu mobilisieren. Er versuchte zu vergessen, dass die Nain ihn nun sehen konnten, als er an den brennenden Pfeilen vorbei rannte, dass sie nun auf ihn zielen konnten. Vor ihm strauchelte ein Mann im blaugrau karierten Tartan der MacRoberts und ging keuchend zu Boden. Ein Pfeil surrte an Baturix vorbei, mehrere andere bohrten sich um ihn herum in den Schnee.
Dagda, lasst mich nicht hier auf diesem elenden, kalten Feld sterben!
, schickte er ein Stoßgebet zum Herrn der Toten.
Ein weiterer Krieger ging mit einem Grunzen zu Boden, ein anderer taumelte weiter, obwohl ihm ein Pfeil aus dem Hals ragte, und hielt sich noch immer auf den Beinen, als Baturix an ihm vorbeilief. Vor ihm wurde das Geschrei der Schildwälle lauter, weitere Pfeile fielen um ihn herum zu Boden. Er lief an einem Mann vorbei, der mit einem Pfeil im Bauch brüllend im Schnee lag, er rannte und rannte und rannte, bis seine Welt nur noch aus seinem rasenden Puls und seinem keuchenden Atem zu bestehen schien.
»SCHILDE!«, japste Scipio.
Baturix blickte überrascht auf und stellte fest, dass er das Tor erreicht hatte. Rings um ihn nahmen die Waldläufer hastig ihre Schilde von den Schultern und schnallten sie sich an die Arme. Baturix folgte ihrem Beispiel, dann eilte er in die sich gerade formierende zweite Reihe des Schildwalls, hinter Derrien und Karanteq, Ryan und Murdoch und Orgetorix. Jenseits der Druiden war der Feind, Reihe um Reihe, schwarze Umrisse vor dem Feuer im Burghof, das von einer Gruppe Fomorer geschürt wurde, um die Kämpfer mit Licht zu versorgen.
»SCHIEBT! AUF DREI!«, brüllte Derrien. Baturix spannte sich an. »Eins … zwei … DREI!«
Die Druiden warfen sich nach vorne gegen ihre Schilde, Baturixsetzte nach, bis sein Schild den Rücken seines Vordermannes berührte, und schob weiter, um den Druck auf den feindlichen Wall aufrechtzuhalten. Ein Ruck ging durch die Linien des Feindes, als die erste Reihe zurücktaumelte. Zwei Mann gingen zu Boden, Derrien und Murdoch drangen furchtlos in die entstandene Bresche vor, während die Hintermänner die gestürzten Nain mit ihren Speeren oder Schwertern töteten. Die Nain drangen von drei Seiten gegen die
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