Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
Vom Netzwerk:
aufteilen können, bis dort eine von ihnen getötet worden war. Sein Menschenkörper hatte sich bis heute nicht von jenem Schock erholt, weswegen sein rechter Arm noch immer gelähmt war.
    Nun verblieben also auch ihm zwei Körperratten, auf die er sein Bewusstsein gleichmäßig aufgeteilt hatte. So konnte er zwar bei keinem der beiden Tiere die absolute Feinsteuerung ausüben, doch ließen sie sich so gemeinsam bewegen. Die Instinkte, die den Körpern innewohnten, würden den Rest übernehmen.
    ~Bereit?~, fragte Mickey in der Sprache der Ratten.
    Die anderen fiepten ihre Zustimmung.
    Mickey konzentrierte sich auf eines der beiden Tiere. Aufgeregt schlug sein Herz, vierhundert Mal in der Minute, alle seine Sinne waren bis zum Zerreißen gespannt, die alltägliche Hyperaktivität eines Nagetiers. Die Ohren hörten das Säuseln des Windes im Geäst der Büsche, das ferne Geräusch eines Autos, das zu später Stunde noch auf den Straßen war, die trippelnden Schritte seiner Gefährten auf dem abgestorbenen Thujageäst im Inneren der Hecke. Seine Tasthaare meldeten ihm jeden kleinen Ast, jeden Stein, der ihm im Weg lag, und ließen ihn den Maschendrahtzaun im Inneren der Hecke spüren, noch bevor er sich an den rostigen Drahtenden das Fell aufreißen konnte. Seine feine Nase erspürte den gummiartigen Reifenabrieb auf der Straße, den intensiven Thujaduft und den scharfen Geruch nach Hundeurin. Nur seine Augen waren schwächer als die eines Menschen, so dass er in der Dunkelheit des unbeleuchteten Gartens beinahe blind war.
    Auf der anderen Seite der Hecke orientierte er sich kurz, doch der Garten war leer, ihm drohte keine Gefahr. Schnell schickte er sein Bewusstsein zu der zweiten Körperratte, holte sie nach und breitete sich dann auf beide Tiere gleichermaßen aus. Seine Sinne verschwammen etwas, als sein Verstand die Wahrnehmungen zweier Körper verarbeiten musste, doch Mickey war die Verwirrung von
drei
Körpern gewohnt und deshalb kaum beeinträchtigt. Schnell huschte er durch das Gras zur Häuserwand, wo zu seiner Überraschung der Hundegeruch nicht weniger wurde. Er stammte von heute Morgen oder vielleicht der gestrigen Nacht, was wohl bedeutete, dass das Tier den Bewohnern des Sicheren Hauses gehörte. Es war oft so, dass Hexer in ihren Sicheren Häusern Hunde hielten, vermutlich um sich vor spionierenden Ratten zu schützen, doch die meisten Hunde waren auffällig. Und Harald hatte keinen Hund erwähnt.
    Harald, Harald
.
Hast du uns das etwa verschwiegen?
Mickey schlug sich den Gedanken jedoch sogleich wieder aus dem Kopf. Harald hatte ihnen erzählt, was er gewusst hatte. Am Ende war der Mann so eingeschüchtert gewesen, dass er ihnen vermutlichseine Seele verkauft hätte, wenn sie es verlangt hätten. Wahrscheinlich hatten die Bewohner des Sicheren Hauses den Hund erst später angeschafft.
    ~Ihr riechen?~, fiepte Colt. Er beherrschte die Rattensprache genauso schlecht wie alle anderen. Mickey kannte nur sehr wenige, die in ihrer Tiergestalt ganze Sätze bilden konnten. Sugar war so ein Naturtalent gewesen …
    ~Hund~, kommentierte Spider.
    ~Sorge?~
    ~Glaube weg.~
    Also war Spider zu dem gleichen Schluss gekommen wie Mickey – wäre der Hund noch hier, hätte es frischere Spuren gegeben. Außer natürlich das Tier wurde über lange Strecken im Haus gehalten, was sich Mickey aufgrund der geradezu sprichwörtlichen Naturverbundenheit der Hexer kaum vorstellen konnte.
    ~Glaube doch~, knurrte Armstrong. ~Hund hier.~
    Mickeys beide Körperratten blieben kurz stehen, während er sich wunderte, ob Armstrong Recht hatte. Aber nein, der Geruch war nicht frisch genug. Abgesehen davon hatte Spider Mickeys Vermutung bestätigt, und da er Spiders Nase deutlich mehr vertraute als Armstrongs, huschte er unbeirrt weiter. Armstrong war kein Pfadfinder und hatte keinen besonders ausgeprägten Spürsinn. Es gab nicht viel, worin der große Rattenmensch wirklich gut war, und das Wenige bestand aus Kämpfen und Stänkern – besonders mit Spider stritt er sich gern, doch im Grunde war Armstrong jeder Streit willkommen.
    Sie huschten einmal um den gartenwärtigen Gebäudeteil herum und fanden die Hintertür zum Keller sowie drei Kellerfenster, allesamt vergittert, verglast und relativ frisch isoliert, ein erster Hinweis darauf, dass die Besitzer des Hauses mehr Geld hatten und achtsamer waren als die restlichen Bewohner der Straße. Schließlich fanden sie den Auslass eines Wäschetrockners, für den eines der Fenster offen

Weitere Kostenlose Bücher