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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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schmeckte.
    Einige Meter weiter den Wall entlang stand Baturix, in seinen ganz eigenen Gedanken versunken, bis auf ein deutlich erkennbares Schlucken dann und wann regungslos wie eine Statue. Wäre nicht der Dampf, der in regelmäßigen Abständen aus dem Schal vor seinem Mund aufstieg, hätte man meinen können, dass der Mann gar nicht mehr am Leben war.
    Doch er lebte. Er lebte, und dieses Leben hatte einige Veränderungen bei ihm bewirkt, die Derrien nicht erwartet hätte. Früher war Baturix die rechte Hand des Heerführers und Ratsobmannes Cintorix gewesen, ein verantwortungsvoller Posten, der ihn zu einer loyalen, aber völlig hirnlosen Kreatur des helvetischen Fürsten gemacht hatte. Als er plötzlich bei Cintorix in Ungnade gefallen war, hatte Baturix nichts Besseres gewusst, als sich einen neuen Herrn zu suchen, der ihm sagte, was er zu tun hatte, weshalb er zu den Waldläufern gekommen war. Derrien, der ihn nicht hatte leiden können, hatte ihn deswegen mit einer Handvoll unerfahrener schottischer Waldläufer auf ein Himmelfahrtskommando auf die Insel Sekken geschickt, um dort ein Attentat auf die Wagner auszuführen. Es war Veronika Wagner gewesen,die Fürstin Gudrun, die Derriens Neffen Ergad getötet hatte. Derriens Hass auf sie war nur schwer in Worte zu fassen.
    Er hatte nicht erwartet, dass Baturix diese Mission überleben würde. Das Attentat schlug fehl, doch Baturix überlebte und hatte ihm als Spion im Tal des Romsdalsfjordes gute Dienste leisten können, bis hin zum Anbringen des magischen Stabes am Fuße des Glockenturms Trollstigens, der den Zauber
Andrastes
außer Gefecht gesetzt hatte. Zwar hatte Baturix in all diesen Wochen einige seiner Schotten verloren, doch dafür hatte er ein paar Bretonen mitgebracht, die sich ihm angeschlossen hatten. Und nun leistete er sich neuerdings sogar eine eigene Meinung und einen eigenen Willen.
    Es war Zeit, mit ihm darüber zu sprechen, weshalb Derrien den Wehrgang entlang zu ihm hinüberschlenderte. Baturix sah kurz auf, nickte ihm zu, schluckte laut hörbar und wandte seinen Blick dann wieder ab, um in die Nacht hinauszustarren. Derrien lehnte sich wortlos neben ihm gegen die Brustwehr. Baturix schluckte noch einmal, offenbar regte der Geruch auch bei ihm die Speichelproduktion an. Das Unbehagen stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    Nach einer Weile des Schweigens murmelte Baturix leise: »Murdoch stört das hier wahrscheinlich überhaupt nicht.« Der Bratengeruch beschäftigte ihn offenbar ziemlich stark.
    »Das würde man meinen«, erwiderte Derrien. »Wahrscheinlich überrascht dich das, aber Murdoch ist in der Latrine und kotzt sich die Seele aus dem Leib.«
    Baturix warf ihm einen überraschten Blick zu. »Wieso das denn?«
    »Menschenfleisch hat nun einmal diese Wirkung auf ihn. Der verdammte Bastard kann den Unterschied riechen.« Derrien zuckte mit den Schultern.
    »Dann hat er schon einmal Menschenfleisch gegessen?«
    »Einmal und nie wieder«, gab Derrien zu. Er spürte den fragenden Blick weiter auf sich ruhen, weshalb er fortfuhr: »Das ist mittlerweile eine halbe Ewigkeit her. Das war zwei Jahre nach derSchlacht vom Jostedalsbreen, schätze ich, im tiefsten Winter. Rushai hat unser Feldlager erwischt, mit all unseren Vorräten. Wir mussten Fomorer jagen, um nicht zu verhungern.«
    »Zwei Jahre nach dem Jostedalsbreen …«, grübelte der Helvetier. »So lange geht das schon zwischen Euch und Lord Rushai?«
    »Ich kenne Rushai seit dem ersten Fomorer-Kriegszug. Seit der ersten Schlacht von Trollstigen. Er war Anführer der Vorhut, die versucht hat, Trollstigen zu besetzen, bevor wir Kelten überhaupt etwas von ihrem Vormarsch wussten. Ich war der Anführer der Waldläufer, der ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Hast du gewusst, dass er deshalb den Schwarzen Baum als Banner genommen hat, weil er an diesem Tag meinen weißen Baum auf dem Torturm wehen sah?«
    Baturix schüttelte den Kopf. »Dabei nennt man Rushai ständig den Schwarzen Baum, aber kaum jemand nennt Euch den Weißen. Wenn er es von Euch hat, sollte man glauben, es wäre umgekehrt.«
    »Die Nain nennen mich oft so.« Derrien zuckte mit den Schultern. »Baturix, ich wollte mit dir über etwas Bestimmtes sprechen.«
    Der Helvetier sah auf. »Ja, Herr?«
    »Deine Krieger nennen dich Hauptmann.«
    Baturix nickte langsam. »Das stimmt, Herr. Für sie bin ich so etwas wie ein Hauptmann.«
    Kein schlechtes Gewissen, kein Kriechen.
Es war wirklich ein anderer Baturix

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