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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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von dem ein bösartiges Knurren ausging. Zwei weitere folgten.
    Die Schreie der Flüchtlinge hinter ihm machten ihm klar, dass auch dort Wölfe gesichtet worden waren. Männer brüllten nach Speeren, Schwerter wurden aus ihren Scheiden gezerrt, Schilde schlugen aneinander. Seog stellte sich vor, wie die drei Bogenschützen unter den Flüchtlingen Pfeile auf die Sehnen legten –
    »WARTET!«, schrie er nach hinten, so laut er konnte. »LEGT DIE WAFFEN NIEDER!« Verwirrung schlug ihm entgegen, Überraschung und Angst. »WEG MIT DEN WAFFEN!«, brüllte er weiter. »WIR SIND NICHT HIER, UM ZU KÄMPFEN!«
    Dann tauchte vor ihm ein weiterer Wolf auf, größer noch als seine Gefährten, aber das registrierte Seog nur am Rande. Zu gebannt war er von den Augen, die in allen Farben des Regenbogens irisierten und ihn durchdringend anstarrten. Es waren Geisteraugen, das unverkennbare Merkmal eines manifestierten Geistes.
    Was willst du hier, Kelte?
, dachte er und brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, dass es nicht seine eigenen Gedanken waren.
Dein Volk ist hier nicht willkommen!
    Seog machte instinktiv einen Schritt zurück. Langsam ging er in die Knie, den Kopf gesenkt, die Beine weich. Auf eine Geste hin folgten die Männer seinem Beispiel, zögerlich und verunsichert. »Ihr seid der Herr dieses Waldes?«, fragte er.
    Die Nackenhaare des Wolfsgeists sträubten sich, die Ohren legten sich nach hinten flach an seinen Kopf.
Ich stelle die Fragen! Ich will wissen, was du hier suchst!
    Wie sollte Seog nun vorgehen? Ein Teil von ihm wollte sich zu Boden kauern und dem mächtigen Waldgeist gehorchen, unterwürfig und widerstandslos wie ein dominierter junger Rudelwolf gegenüber seinem Anführer. Doch was würde dann mit dem Ansehen geschehen, das er bei seinen beiden Hauptleuten besaß?
Sie
hatten im Kampf gegen die Patrouille die meisten Befehle gegeben,ihnen war es zu verdanken, dass der Flüchtlingszug diese Krise überstanden hatte. Seog musste ihnen beweisen, dass auch er ein guter Anführer war, sonst würde er sie ganz verlieren, so warnten ihn die Silbernen Regeln. Und dazu gehörte es, sich von diesem Geist nicht behandeln zu lassen wie ein räudiger Hund!
    »Ich habe die norðmenn am Ende dieses Zuges aus Ilan Keoded gerettet«, erklärte er deshalb mit fester Stimme. »Ich bringe sie zu Euch in Sicherheit.«
    Und du meinst nun, Kelte, dass du dir damit Eintritt in den Grindillskogr erkaufen kannst?
    Skog bedeutete Wald, so viel wusste Seog aus dem Norwegischen, so dass die Vermutung nahe lag, dass Grindillskogr der Norrøn-Name des Germanenwalds war. »Ja«, erwiderte er. »Meine Männer werden gejagt. Ihr müsst sie für eine kurze Zeit im Wald aufnehmen.«
    Der Wolfsgeist gab mehrere kurze Beller von sich, die Seog irgendwie an ein Lachen erinnerten. An ein hämisches Lachen.
Du glaubst also, wir freuen uns darüber, dass du Germanen gerettet hast.
    Ja, darauf hatte Seog eigentlich gebaut. Auf die Idee, dass die Geister des Germanenwalds die norðmenn auch nicht mochten und gerade einmal tolerierten, war er nicht gekommen. Seine Gedanken rasten, während er nach anderen Argumenten suchte. »Also wollt Ihr uns den Einlass verwehren?«, fragte er nach, um Zeit zu gewinnen.
    Seitdem ihr Kelten in diesem Land lebt, haben wir nicht einen einzigen von euch unter den Wipfeln dieser heiligen Bäume geduldet. Wir haben euch verjagt und verscheucht und, wenn ihr so dumm wart, nicht auf unsere Warnungen zu hören, sogar getötet. Warum sollten wir nun anders handeln?
    Seogs Hände hatten sich bei den Gedanken des Geists zu Fäusten geballt. Er hasste diese Herablassung, die ihn so sehr an die Kinder erinnerte, die seine Kindheit zur Hölle gemacht hatten. »Weil es Torheit wäre, uns zu verjagen. Ihr seid in Gefahr.«
    Erneut bellte der Wolf sein kläffendes Lachen.
Wir in Gefahr? Willst du uns drohen? Oder glaubst du, die Schatten mit ihren Trollen,
die am Fuße des Berges euren Spuren folgen, könnten eine Gefahr für uns darstellen?
    Als Seog hörte, dass ihnen tatsächlich bereits weitere Nain auf den Fersen waren, überkam ihn plötzlich das Gefühl, alles richtig getan zu haben. Es war richtig gewesen, nicht in Ilan Keoded zu bleiben. Nachdem der Wald die einzige Alternative gewesen war, musste die Flucht hierher also ebenfalls richtig gewesen sein! Die neu gewonnene Selbstsicherheit ließ ihn aufstehen, er war nicht mehr länger gewillt, dem Geist auf den Knien zu begegnen. »Nicht diese Schatten, nein. Aber die,

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