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Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition)

Titel: Schattenfluch: Druidenchronik. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Saumweber
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als der, den Derrien kennengelernt hatte. »Ich bin der Meinung, du solltest diesen Rang auch in Zukunft beibehalten.«
    »Ihr ehrt mich.« Baturix sah zurück in die Dunkelheit des Tals. »Aber ich glaube nicht, dass ich das annehmen kann.«
    Derrien zwinkerte überrascht. »Wieso nicht?«, fragte er verärgert.
    »Herr, wenn ich das hier überlebe, habe ich an zwei großen Schlachten teilgenommen. Ich war auf Stoßtrupps, bin Patrouillen geritten und habe im Messerkampf Menschen getötet. Das ist genügend Krieg für zwei Leben.« Er schüttelte langsam den Kopf.»Ich muss zurück nach Hause. Ich habe Verpflichtungen. Meine Söhne und Töchter brauchen einen Vater. Vielleicht kann ich ihre Mutter dazu bringen, das ebenso zu sehen.«
    »Ich habe gehört, dass deine beiden Söhne tot sind!«
    »Zwei meiner Söhne sind tot. Aber ich habe noch zwei weitere.«
    Derrien knirschte nachdenklich mit den Zähnen. Nur selten kehrten Waldläufer zurück in ihr früheres Leben. Insbesondere bei Baturix war dies eine unwillkommene Wendung. Vielleicht hatte ihm der alte Baturix mit seiner Loyalität und Unselbständigkeit doch besser gefallen.
    Sie schwiegen für eine Weile. Der Bratengeruch in der Luft wurde noch stärker, während die Leichen auf dem Scheiterhaufen im Burghof langsam vor sich hin brutzelten. Auch in Kêr Bagbeg brannte es noch, doch Derrien interessierte vor allem die große Ansammlung von Feuern auf halbem Wege zur Stadt, die das Lager der Nachhut kennzeichneten. Bisher schien dort noch alles ruhig und friedlich. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, seine Magie anzuwenden, um es sich etwas genauer anzusehen, doch er verzichtete darauf. Wenn sich der Feind endlich in Marsch setzte, würde er es früh genug erfahren.
    »Sieht nicht so aus, als ob sie es eilig hätten«, kommentierte Baturix.
    »Sie werden kommen«, erwiderte Derrien. Nicht nur er selbst, auch Ryan rechnete fest mit einem Angriff bei Tagesanbruch. Was das Wittern von Gefahren anging, machte dem Fuchs so schnell keiner etwas vor. »Und dann wird es enden, auf die eine oder andere Art.«
    »Es wird Zeit. Dieser Krieg dauert nun viel zu lange.« Als Derrien nichts erwiderte, fuhr der Helvetier fort: »Was werdet Ihr tun, wenn das hier vorüber ist?«
    Derrien war überrascht von der Frage. Instinktiv wollte er den Helvetier zurückweisen, ihm sagen, dass ihn das nichts anging. Doch er zögerte. Mit wem würde er sonst darüber sprechen? Mit seinen Freunden? Aber wer war davon noch übrig? Quintus wargefallen, Dewydrydd ebenfalls, beide durch Rushais schmutzige Hand. Evan war schon so lange tot, dass Derrien sich kaum noch an ihn erinnerte. Derriens Bruder Ronan war in der Schlacht von Espeland umgekommen. Ryan und Murdoch etwa? Die beiden waren die Erfahrensten unter den Waldläufern und länger dabei als er selbst. Er wusste nicht, wie oft er mit ihnen Kriegsrat gehalten hatte, wie oft sie sich gegenseitig gerettet hatten. Aber waren das Freunde? Mit dem Wolf teilte er die Aggressivität, die Wildheit, die Brutalität. Doch im Gegensatz zu Murdoch wusste Derrien, dass es eine Moral dahinter geben musste, ein höheres Ziel. Ohne dieses grenzte Wildheit an Bestialität, und dies zog eine unüberschreitbare Trennlinie zwischen ihm und Murdoch. Mit Ryan teilte er die Fähigkeit zum strategischen Denken, das Interesse für Organisation und Logistik. Doch Ryan war
zu
verkopft, zu vorsichtig. Selbst wenn Derriens Verstand einsah, dass Ryans Vorsicht meist gerechtfertigt war, hätte er ihm dafür schon oft den Kopf abreißen können. Sie waren vom Charakter her zu verschieden, als dass sie Freunde hätten werden können. Wer blieb noch? Scipio war zu alt, die meisten anderen Waldläuferhauptmänner wie Breandán oder Pátraic waren zu jung, ebenso wie die jüngeren Druiden viel zu jung waren. Sie waren in einer anderen Welt aufgewachsen, hatten den Kriegszug der Schatten vor zehn Jahren kaum bewusst wahrgenommen und die längste Zeit ihres Lebens im relativen Frieden ihrer jeweiligen Heimatorte verbracht, mit gar keinen oder nur gelegentlichen Ausflügen in den Krieg gegen die Schatten. Derrien führte diesen Krieg nun schon seit fünfzehn Jahren, ohne Unterbrechung.
    »Ich weiß es nicht«, überwand er sich schließlich zu einer Antwort. »Schätze, ich werde so weitermachen wie bisher. Das Niemandsland wird mit einem Sieg nicht einfach verschwinden.«
    »Aber wenn erst einmal das Heer vernichtet ist, kann es doch nicht mehr lange dauern, bis

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