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Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst

Titel: Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
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Leben als wir. Mein Vater durfte früher immer als Erster essen. Wir, auch Mutter, mussten zusehen, obwohl uns vor Hunger ganz schlecht war. Er warf immer die abgenagten Knochen vor uns auf den Boden. Da lebten die Hunde besser.“
    Zum ersten Mal sprach Malvina von ihrer Familie. Karolina betrachtete sie nachdenklich.
    „Wo bist du aufgewachsen?“
    „Hier in Prag, unten im Armenviertel. Unsere Eltern hatten fünfzehn Mäuler zu stopfen. Wir mussten früh Geld verdienen, auf dem Feld oder anderswo, wir Mädchen später als Huren. Bis ich ins Haus der Freifrau, einer Vampirin, kam.“
    Malvina zog den Stiefel an und verbiss den brennenden Schmerz.
    „Und dann?“
    „Sie hat mich beim Stehlen erwischt. Zur Strafe musste ich ihren dunklen Brüdern mein Blut geben.“ Malvina spuckte auf die Erde. Sie sprach nicht gern über diese Episode ihres Lebens.
    „Fast hätten die mich ausgesaugt. Carlotta fand mich nachts und nahm mich mit. Ihr habe ich mein Leben zu verdanken.“
    „Und Eliska? Kanntet ihr euch schon vorher?“
    „Nein, auch sie stammt aus einer armen Familie. Ihre Eltern verkauften sie an einen Hurenwirt, dessen Kunden auch Vampire waren.“
    „Kann es sein, dass sie dadurch auch Drazice kennengelernt hat?“
    „Möglich, aber sie hätte mir davon erzählt. Ich glaube, der Blutsauger von vorhin hat gelogen. Eliska würde sich nie freiwillig einem Vampir ausliefern. Dafür hat sie zu viel Schlechtes erlebt.“
    Karolina konnte Malvinas Meinung nicht teilen.
    Schweigend genossen sie den Sonnenaufgang, der Prag mit goldenem Licht überflutete. Karolina führte ihren Hengst.
    „Was diesen Blutsaugern alles entgeht ...“ Malvinas Miene drückte bei diesem Naturschauspiel Begeisterung aus.
    „Pst.“ Karolina legte den Finger auf den Mund. Der Hengst blies den Atem stoßweise aus und reckte den Kopf. Irgendetwas beunruhigte ihn. Karolina tätschelte seinen Hals.
    „Was ist?“
    „Ich habe eben ein Wimmern gehört.“
    Malvina lauschte angestrengt.
    „Ich höre nichts.“
    Karolina zuckte mit den Schultern, auch das Pferd entspannte sich wieder. Dann liefen sie weiter.

42.
    Als Karolina und Malvina in die schmale Gasse abbogen, um den Weg zur Karlsbrücke abzukürzen, blieb Malvina plötzlich stehen.
    „Jetzt habe ich auch was gehört. Es kommt von dort drüben.“
    Malvina deutete mit dem Arm auf ein Haus, das etwas zurücklag und älter war als die angrenzenden.
    Der Hengst trappelte unruhig und seine Nüstern blähten sich, als wittere er Gefahr.
    „Lass uns nachsehen. Vielleicht braucht jemand unsere Hilfe.“ Karolina schritt voran. Zur Vorsicht zog sie das Schwert aus der Scheide. Das Wimmern ging in ein Schluchzen über.
    „Hallo, können wir Euch irgendwie helfen?“ Das Schluchzen hörte auf und im Schatten des Hauses erkannten sie den Umriss eines Kopfes.
    „Karolina?“
    „Eliska!“ Sofort waren die beiden Frauen an der Seite der Totgeglaubten. Eliska lag am Boden. Ihr Kleid war an vielen Stellen zerrissen. Blut rann ihren Hals entlang und bildete ein Rinnsal zwischen ihren runden Brüsten. Ihr Gesicht war bleich und ausgezehrt.
    „Was ist geschehen?“, fragte Karolina. Eliska brach erneut in Tränen aus.
    „Die Vampire ... Sie haben mich zum Fürsten geführt“, berichtete sie unter Schluchzen. Karolina erstarrte.
    „Willst du etwa behaupten, dass dir das Dominik Karolyí angetan hat?“
    „Ja, ja, er war es. Er hat mir das in seiner Gier angetan, hat mich geschändet und dabei so lange von meinem Blut getrunken, bis ich völlig ausgelaugt zusammenbrach. Ich verlor die Besinnung und bin hier aufgewacht. Wer mich hierher gebracht hat, weiß ich nicht.“ Die Bissmale waren nicht zu übersehen, dennoch bezweifelte Karolina, dass Dominik der Täter gewesen war.
    „Bist du dir da ganz sicher, dass der Fürst dir das angetan hat?“
    „Ganz sicher“, antwortete Eliska mit fester Stimme. Karolina schluckte. Eliska wirkte so überzeugend, dass es sie verunsicherte.
    Sollte sie sich tatsächlich so in Dominik getäuscht haben, der im Blutrausch nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen und über Eliska hergefallen war? Er tötete Tiere, aber keine Menschen. Sie durfte nicht an ihm zweifeln.
    Eliska stöhnte auf, ihre Lider flatterten, der Kopf kippte nach hinten. Das riss Karolina aus ihren Gedanken. Eliskas Wunde musste versorgt werden, und sie brauchte dringend Ruhe.
    „Du bist zum Laufen zu schwach. Wir setzen dich am besten auf mein Pferd.“
    „Jeder einzelne Knochen in meinem

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