Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Atem.
Mit aller Kraft riss er sich von dem Bild los und spürte, wie die letzten Kraftreserven aus seinem Körper wichen. Nach einer Weile, die Dominik wie eine Ewigkeit vorkam, ließ der Vampir von Eliska ab, wischte mit dem Handrücken die Blutspuren aus dem Gesicht und grinste Dominik an.
„Du wirst in den Kellergewölben bis zur Nacht des blauen Mondes bleiben, Fürst. Dein Bluthunger soll dich peinigen und dir bewusst machen, was du bist.
Bringt ihn runter. Sein Anblick verursacht mir Übelkeit.“
Dominik konnte den herbeigerufenen Vampiren, die ihn packten und über den Boden schleiften, nichts mehr entgegensetzen. Ohne einen Tropfen Blut wurde er schwächer, bis er nur noch ein Schatten seiner selbst war.
41.
Karolinas verzweifelte Suche nach Dominik blieb ohne Erfolg. Die Furcht, er könnte bereits tot sein, schnürte sich wie ein eiserner Ring um ihr Herz. Aber sie klammerte sich immer wieder an die Hoffnung, dass er noch lebte. Nur durch sie schöpfte sie die Kraft, weiter zu suchen. Malvina folgte ihr stets und treu ergeben.
Auf den Friedhöfen entdeckten sie zwar geheime Schlafplätze der Vampire, aber diese waren unbedeutend und brachten keinen wichtigen Hinweis über Jiris Verbleib.
In der dritten Nacht verfolgten sie die Spur eines Vampirs, der oft das Stadtpalais des Grafen Jiri besucht hatte. Ihm hoffte sie einen entscheidenden Hinweis abzutrotzen. Langsam pirschte sie sich an ihn heran, als er das Tor zum jüdischen Friedhof öffnete.
Mit einer Handbewegung bedeutete Karolina Malvina, dem Vampir den Weg abzuschneiden, während sie sich ihm von hinten nähern wollte. Diese Taktik hatte sich in den vergangenen Nächten als erfolgreich erwiesen.
Der Vampir war ein blutjunger Mann, kaum siebzehn, mit blond gelocktem Haar und einem schmalen Gesicht.
Malvina, die Armbrust schussbereit, sprang aus dem Gebüsch direkt vor seine Füße. Der Vampir erschrak und prallte zurück. „Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?“
„Jemand, der deinen Tod wünscht“, antwortete Malvina mit stoischer Gelassenheit, als würde sie seinen Hut von ihm verlangen.
Ein Zittern durchlief den Körper des Vampirs. Abwehrend hob er die Hände und starrte auf den eingespannten Pflock in der Armbrust. Karolina folgerte aus seinem Verhalten, dass er noch ein unerfahrener Vampir war, der seine Kräfte nicht ausspielte.
„Aber zuerst musst du uns noch ein paar Fragen beantworten“, warf Karolina ein. Der Vampir wirbelte herum, seine Augen weiteten sich vor Furcht, als er den funkelnden Blutdiamanten auf ihrem Dekolleté erkannte.
„Ich weiß nichts, gar nichts, ehrlich.“
Karolina ließ sich von seinem defensiven Verhalten nicht beirren. Vampire waren unberechenbar und verschlagen. Selbst wenn er sich des hypnotischen Blickes nicht bediente, seine körperlichen Kräfte waren nicht zu unterschätzen.
„Wo ist Jiri?“ Sie kniff die Augen zusammen und sah ihn warnend an.
„Das weiß ich nicht. Die Bälle finden nicht mehr statt. Bin nur unterwegs nach ein bisschen Nahrung gewesen. Ehrlich.“
„Und das sollen wir dir glauben? Noch so ein Märchen und ich lache.“ Malvina spannte die Armbrust noch fester.
„Aber es ist die Wahrheit.“
Karolina zog einen Pflock aus dem Gürtel, schnellte vor und presste ihn dem Vampir an den Brustkorb.
„Wage ja nicht, uns anzulügen, sonst ramme ich dir den Pflock ins Herz oder binde dich in der Sonne an einen Pfahl, wo du elendig verbrennst.“
Sie schnupperte an ihm. Der Geruch von frischem Blut, der an ihm haftete, schien seine Worte zu bestätigen.
„Nein, bitte nicht, ich sage auch alles, was ich weiß.“ Seine Lippen bebten.
„Das will ich dir auch geraten haben“, zischte Malvina durch die Zähne.
„Zum letzten Mal: Wo ist Jiri?“ Karolina drückte den Pflock fester gegen seine Brust.
„Habe ihn lange nicht gesehen, nur Drazice.“
„Dann erzähl uns doch etwas über Drazice, was der so treibt.“ Malvinas Tonfall klang schneidend.
Der Vampir rollte mit den Augen und schluckte, bevor er antwortete.
„Er ist Jiris rechte Hand.“
„Das wissen wir längst. Weiter“, forderte Karolina.
„Der Baron hat eine schwarzhaarige Geliebte, eine Sterbliche, wie ihr.“
Eliska, schoss es ihr durch den Kopf.
„Ja, und?“ Karolinas Ungeduld wuchs.
„Drazice nahm den Fürsten gefangen und führte ihm diese Frau zu, damit er seine Bedürfnisse an ihr stillen konnte.“ Karolina sog scharf die Luft ein. Glühende Eifersucht stieg in ihr auf. Eine andere in
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