Schattenfürst - Landers, K: Schattenfürst
Dominik könnte es gewesen sein.
Auch dieser Tag der Suche verlief ergebnislos und Karolinas Hoffnung begann zu schwinden. Dominik schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Sie nahm sich vor, Eliska zu befragen, sobald das Fieber sänke.
Doch der Zustand Eliskas blieb bis zum Eintritt der Dunkelheit unverändert.
„Ich löse dich für eine Weile ab. Leg dich hin“, bot Malvina der übermüdeten Hana an. Hana lächelte matt.
Nachdenklich betrachtete Karolina die Fiebernde. Irgendetwas stimmte nicht, das konnte sie spüren. Doch dann beruhigte sie sich mit der Erkenntnis, dass eine Wandlung mit Sicherheit bis zum Einsetzen der Dunkelheit erfolgt wäre. Gleichzeitig bohrte sich der Gedanke, Dominik könnte es doch gewesen sein, wie ein giftiger Stachel in ihr Herz.
„Wenn du mich brauchst, ich bin unten. Ruf mich einfach.“ Sie legte Malvina die Hand auf die Schulter. Dann verließ sie das Zimmer und stieg die Treppe hinab.
Gegen Mitternacht wollte Karolina sich wieder auf die Suche nach Jiri und seinem Gefolge begeben. Ihr blieben nur noch eine Nacht und ein Tag, um ihn zu finden. Erschöpft lehnte sie den Kopf an die hohe Sessellehne und schlief prompt ein.
Karolina träumte von Eliska, die ihre Hände um Malvinas Kehle schloss und fest zudrückte. Malvina versuchte sich dem Würgegriff zu entziehen, was ihr nicht gelang. Eliska zog Malvina zu sich herunter, um ihre Zähne in den Hals der Rothaarigen zu graben. Keiner Bewegung fähig, beobachtete Karolina, wie die spitzen Zähne Eliskas in Malvinas Hals bissen.
Karolina fuhr vom Sessel hoch, ihr Puls glich einem Trommelwirbel. Der Traum wirkte derart real, dass er ihr Schauerwellen über den Körper jagte. Sie sprang auf, um nach Eliska und Malvina zu sehen und sich zu vergewissern, dass es sich um einen Albtraum handelte. Wie gewohnt fasste sie nach dem Kurzschwert, das neben ihr lag, und lief über den Flur nach oben.
Ein heiseres Fauchen drang durch die geschlossene Tür, das in Karolina die schlimmsten Befürchtungen bestätigte. Sie zog das Schwert aus der Scheide und stieß mit dem Fuß die Tür auf. Der Anblick, der sich ihr bot, übertraf die schlimmste Szene ihres Traumes von eben.
Eliska umklammerte mit einer Hand Malvinas Kehle, während sich die langen Fingernägel der anderen Hand in deren Unterarm bohrten. Blut tropfte aus Malvinas Arm, direkt in Eliskas Mund. Malvina leistete keine Gegenwehr.
Mit einem Satz befand sich Karolina neben dem Bett. Überraschung zeichnete sich auf Eliskas Miene wieder, die sich aber gleich in ein diabolisches Lächeln wandelte.
Karolina setzte das Schwert an Eliskas Kehle. Da die Verwandlung nicht lange zurücklag, waren Eliskas Kräfte noch nicht so ausgereift und denen eines jungen Vampirs vergleichbar, woraus Karolina sich eine Chance ausrechnete.
„Lass sie los. Sofort!“, forderte sie und drückte die Klinge an ihren Hals, sodass Blut aus dem Schnitt heraus quoll.
Eliska fauchte und bleckte die Zähne. „Willst du mir drohen, Dcera? Du hast keine Chance gegen mich. Der Dämon in mir wird dich erledigen.“ Sie lachte auf.
In ihren Augen blitzte blaues Feuer auf. Karolina erschrak. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie brauchte Zeit, die sie nicht hatte, wenn sie Malvina helfen wollte. Karolina setzte alles auf eine Karte.
„Lass sie los, Eliska“, forderte sie ein zweites Mal.
Ehe Karolina einen klaren Gedanken fassen konnte, schlug Eliska ihr das Schwert aus der Hand und stieß Malvina wie eine schlaffe Puppe auf den Boden.
Dann stürzte sie sich mit einem gellenden Schrei auf Karolina. Diese taumelte rückwärts und prallte mit dem Rücken gegen die Wand. Schon war Eliska bei ihr und streckte die Hand nach Karolinas Haar aus. Im letzten Moment zog Karolina den Kopf weg. Dennoch streiften die scharfen Nägel der Vampirin ihren Hals. Der brennende Schmerz raubte ihr den Atem. Adrenalin schoss durch ihre Adern und verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Bevor Eliska sie ergreifen konnte, duckte sie sich, vollführte einen Hechtsprung und rollte über den Boden. Sie versuchte, das Schwert, das inmitten des Zimmers lag, zu ergreifen, doch sie hatte die Schnelligkeit der Vampirin unterschätzt, die nun an der Stelle stand, wo sich eben noch das Schwert befunden hatte.
Einen Augenblick lang fixierten sich die beiden Gegnerinnen. Karolina lag bäuchlings auf dem Boden, eine Hand tastete an ihrem Schenkel entlang, wo unter dem Hosenbein stets ein griffbereites Messer steckte. Nur an diesem Tag hatte sie es
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