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Schattengesicht (quer criminal) (German Edition)

Schattengesicht (quer criminal) (German Edition)

Titel: Schattengesicht (quer criminal) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Wagner
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will … muss ich noch arbeiten. Nur noch bis dahin. Wir brauchen …“
    „… das Geld. Wir könnten doch trampen!“
    „Mit ’ner Fähre? Tolle Idee“, sagte ich. „Außerdem – wenn wir da sind, müssen wir von irgendwas leben.“
    „Tee kann man aus Scharfgarbe machen, Salat aus Löwenzahn. Es gibt einen Garten, und Obstbäume stehen hinterm Haus, das weißt du genau. Da wachsen auch Kürbisse und Kartoffeln. Um satt zu werden, brauchen wir keinen Cent.“
    „Polly, ich …“
    „Du hast einfach Schiss zu fahren! Das ist alles.“
    „Woher willst du eigentlich so genau wissen, dass das Haus frei ist?“
    „Es geht niemand ans Telefon“, sagte Polly ruhig.
    „Man geht nicht dahin zurück, wo man …“, setzte ich an und brach ab. „Ich finde es einfach riskant … verstehst du?“
    „Es war auch riskant von den Urmenschen, Feuersteine aneinander zu schlagen und aus ihrer Höhle zu kriechen“, sagte Polly.
    „Findest du es wirklich so schlecht hier?“ Ich merkte im selben Augenblick, was für eine blöde Frage das war.
    „Ach was“, sagte Polly. „Davon kann keine Rede sein. – Ich liebe die Wohnung. Sie ist voll gemütlich. Und überhaupt – diese Gegend hier.“ Sie schrieb einen großen Bogen in die Luft, umfasste die schimmelnden Häuser damit, die Ratten, den Dreck. „Es ist doch schön hier. Der ideale Ort, wenn man ein Buch über interessante Todesarten schreiben möchte.“
    „Ist ja gut“, sagte ich.
    Wir gingen durch die Gasse zurück zum Haus. Es tropfte von den Bäumen. Die Rinnsteine waren verstopft, und was darin lag, rottete ungestört vor sich hin – jene Sorte Gasse, die nicht mal bei strahlendem Sonnenschein einladend wirkt.
    - - -
    Noch vor anderthalb Jahren hatten wir Zentralheizung und geweißte Wände. Einmal war ich mit Polly für ein Wochenende in München in einem Hotel. Wir hatten Urlaub gemacht. Wie alle anderen hatte ich durch die Zimmermädchen hindurchgeschaut. Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich einmal zu ihnen gehören würde. Dass ich mir den Rücken für zwei fünfzig pro Zimmer ruinieren würde.
    Wenn ich früher das Wort Zimmermädchen hörte, hatte ich so eine romantische Vorstellung von lächelnden Mädchen in hübschen Trachten mit gestärkter Bluse, ich dachte an hellblaue Staubwedel und einmal mit dem Sauger über den Teppich, kurz das Bett aufklopfen und fertig. Leichtverdientes Geld. Aber das stimmt nicht. In jedem Hotel sind die Zimmermädchen das letzte Glied in der Kette. Und überall gibt es eine Rosa.
    Rosa hassten alle, und sie wusste es, doch die meisten von uns arbeiteten schwarz, und wir schwiegen, wenn sie die Abreisezimmer aufschloss, noch bevor wir selbst hinein durften, und sich unsere Trinkgelder aus den Aschenbechern nahm.
    Rosa war an dem Tag auf mich aufmerksam geworden, als ich mit Mariza auf demselben Gang arbeitete. Es war Mittagspause, ich hatte meinen Trolley in die Ecke geschoben und wollte Mariza zur Kantine mitnehmen.
    Als ich ins Zimmer hineinsah, konnte ich sie nicht entdecken. Dafür sah ich Rosa und wusste Bescheid. Ich weiß nicht, warum ich nicht schleunigst wieder gegangen bin.
    Jetzt, im Nachhinein, bin ich mir sicher, dass es Rosas Absicht gewesen war. Sie wusste, dass wir uns gegenseitig zu den Pausen abholten. Sie wusste also, dass Punkt zwölf Uhr jemand kommen würde. Manchmal tragen Zufall und Pech dasselbe Gesicht. Und der Zufall wollte, dass ich ins Zimmer trat.
    Das schwere Doppelbett stand in der Mitte des Raums, Mariza musste es von der Zimmerecke bis dahin geschoben haben. Zweifellos, weil Rosa ihr zeigen wollte, dass der Teppich unter dem Bett nicht wie geleckt aussah. Rosa saß in einem schicken Kostüm im Sessel, mit ausgestreckten Beinen, ihre Nylons glänzten. Mariza lag unter dem Bett.
    Mariza lag unter dem Bett auf dem Rücken, und hin und wieder sah ich ihre Hand hervorkommen und einen Schwamm in den Eimer mit Seifenwasser tauchen, um dann wieder unter dem Bett zu verschwinden. „Jede einzelne, Mariza. Und danach wischst du sie alle mit einem weichen Lappen trocken.“
    Mariza putzte die Metallfedern unter dem Bett!
    In diesem Moment drehte Rosa den Kopf zu mir, und das Blut schoss mir ins Gesicht. Ohne den Tonfall zu ändern, sprach sie weiter mit Mariza. „Nicht nur Herr Konrad hat sich über Staub im Zimmer beschwert. Ich habe mich entschuldigt. Für dich hab ich mich entschuldigt, hörst du?“
    „Ja, Frau Mailand.“
    „Ich weiß ja nicht, wie es bei dir zu Hause

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