Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten
sagen.
Beka kniete sich neben ihn und stellte ihn auf die Beine, dann strich sie ihm sanft die Federn glatt. Er breitete die Klauen aus, um das Gleichgewicht zu erlangen, blinzelte sie an und stieß einen leisen Schrei aus. Etwas unter seinem Fuß bewegte sich; es war der Silberring der Aurënfaie, den er noch an einer gefiederten Zehe trug. Er hob ein Bein und schrie Beka zu, bis sie ihn an sich nahm.
Seregil hatte sich inzwischen elegant auf Nysanders ausgestrecktem Arm niedergelassen.
»Dem Lichtbringer sei Dank! Wir waren uns nicht sicher, daß der Zauber euch rechtzeitig finden würde«, berichtete Nysander, der völlig erschöpft wirkte.
»Wir schätzen uns glücklich, euch überhaupt gefunden zu haben«, fügte Thero hinzu. »Beinahe hätten wir euch bei all dem Herumgerenne verpaßt. Soll ich sie zurückverwandeln, Nysander?«
»Ja, bitte tu das. Ich bin müde.«
Die Verwandlung ging ebenso rasch vor sich wie zuvor, und dieselbe kurze Orientierungslosigkeit stellte sich ein.
Als das Schwindelgefühl nachließ, stellte Alec fest, daß er nackt vor Beka stand.
»Hier, nimm das.« Beka reichte ihm ihren Umhang und mühte sich, nicht zu lachen. Man sah Alecs Gesicht an, daß ihm die Situation äußerst unangenehm war.
Rasch legte er sich den Umhang über. In der Aufregung hatte er die praktische Seite der Verwandlung gar nicht bedacht. Er nahm den Ring wieder an sich und wandte sich an Seregil, der vor Nysander kniete. »Ich habe die Papiere zusammen mit meinen Kleidern verloren, aber das hier habe ich noch.«
»Und noch einen weiteren«, stöhnte Seregil, als ihn die Übelkeit überkam, die sich seiner stets bemächtigte, wenn er mit Magie in Berührung gekommen war. »Das Siegel des Prinzgemahls. Micum hat es – Nysander, wir fanden es. Unter dem zerstörten Turm gibt es einen Raum. Wir müssen … Wir … Alec, sag es ihm!«
Er stolperte in die Schatten, um sich zu übergeben.
»Kassarie gehört gewiß den Leranern an«, berichtete Alec aufgeregt. »Sie hat noch einiges von dem gestohlenen Gold, und außerdem den Leichnam Lord Corruth’!«
»Der arme Knabe«, seufzte Nysander. »Ich befürchtete stets, daß ihm etwas zugestoßen war. Aber was hat es mit den Ringen und den Papieren auf sich?«
»Wir nahmen Corruth’ Ringe und einige Papiere als Beweis für unseren Fund«, erklärte Alec und reichte Nysander den schweren Silberring. »Micum hat das Siegel des Prinzgemahls, aber alles andere ging verloren, als wir …« Alec hielt inne und schnappte nach Luft. »Mein Schwert! Oh, verdammt. Es ist auch fort, zusammen mit dem schwarzen Dolch.« Schwert und Dolch waren gemeinsam mit dem Bogen die wenigen Besitztümer, die ihm wichtig waren; es waren die ersten Dinge, die er in Wolde von Seregil erhalten hatte.
»Wir werden unser Bestes geben, sie wiederzufinden, und alles andere auch, mein Junge«, versicherte ihm Nysander.
»Wir müssen rasch zurück«, drängte Seregil, der sich ihnen wieder anschloß, er wirkte erschöpft, aber entschlossen. Einer der Reiter reichte ihm einen Umhang, den er sich umlegte. »Sie wird alles vernichten, Nysander, vielleicht hat sie es sogar schon getan. Selbst der Ring wird nicht genügen, wenn unser Wort gegen das ihre steht.«
»Er hat recht«, pflichtete Thero bei.
»Sie ist der Kopf der Schlange, dessen bin ich sicher«, fuhr Seregil mit Nachdruck fort. »Wenn wir sie haben, geht uns auch der Rest ins Netz! Aber Klia und die anderen werden den Raum nie ohne unsere Hilfe finden. Ich muß zurück!«
»Nicht ohne mich!« protestierte Alec.
Nysander willigte mit müdem Nicken ein. »Sergeant Talmir, besorgt bitte Kleidung für die beiden, Pferde und Waffen.«
Beka trat vor. »Laßt mich mit ihnen gehen.«
Der Magier schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich kann nicht die Anordnung von Befehlshaber Klia ignorieren. Sie hat dich hier postiert.«
»Aber …«
»Du wirst hierbleiben«, warnte Seregil. »Du riskierst deine Entlassung, wenn du deinen Posten verläßt. Und du bist noch nicht einmal fest bei der Truppe!«
Alec kleidete sich ein wenig abseits an, während Seregil eilig den Mantel von sich warf. Als er es tat, entdeckte Alec entsetzt, daß Nysanders Bannspruch über der seltsamen Narbe wieder wirkungslos geworden war. Auch Nysander entging es nicht, und er nickte Alec unauffällig zu. Glücklicherweise zog Seregil den geborgten Waffenrock so rasch über, daß niemand sonst es bemerkte.
Beka, die großzügigerweise weggesehen hatte, bis Alec in
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