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Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten

Titel: Schattengilde 01 - Das Licht in den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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fluchte und übertönte dabei die Geräusche eines Handgemenges. Die Zellentür wurde aufgestoßen, und einen Augenblick lang zeichneten sich die Silhouetten zweier Gefängnisknechte und eines sich heftig wehrenden Gefangenen gegen das Fackellicht aus dem Korridor dahinter ab.
    Der Gefangene war ein kleiner, schlanker Mann, der wie ein in die Enge getriebenes Wiesel kämpfte.
    »Laßt mich los, ihr schwachsinnigen Ratten!« kreischte er. Ein nicht zu überhörendes Lispeln verlieh seinen wutentbrannten Worten eine unfreiwillige Komik. »Ich verlange, euren Herrn zu sprechen! Wie könnt ihr es wagen, mich festzunehmen? Kann ein ehrlicher Barde in diesem Land nicht mehr in Frieden seinem Geschäft nachgehen?«
    Es gelang ihm, einen Arm freizubekommen, und er schlug mit der Faust nach seinem Peiniger zur Linken. Der Mann war weitaus größer als er und hatte keine Mühe, den Hieb abzufangen und seinem Gefangenen den Arm wieder auf den Rücken zu drehen.
    »Reg dich nicht auf«, knurrte der Knecht und versetzte dem Gefangenen einen kurzen, heftigen Schlag hinter das Ohr. »Du wirst unseren Herrn noch eher zu Gesicht bekommen, als dir lieb ist.«
    Sein Kumpan lachte höhnisch. »Ja, und du wirst lange und laut singen dürfen, ehe er mit dir fertig sein wird.« Dann versetzte er dem kleinen Mann einige heftige Schläge in Gesicht und Magen, worauf die Proteste verstummten.
    Sie schleiften ihn in die Zelle und legten ihn an der Wand gegenüber von Alec in Eisen.
    »Was ist mit dem?« fragte einer der Knechte und deutete mit dem Daumen in Alecs Richtung. »Er ist doch ohnehin morgen dran. Wir sollten uns ein wenig Spaß mit ihm gönnen.«
    »Nein. Du hast gehört, was der Meister befohlen hat. Wenn der Sklavenhändler etwas an ihm auszusetzen findet, geht es uns an den Kragen. Komm jetzt, das Spiel fängt an.« Alec hörte, wie sich der Schlüssel im Schloß drehte, dann wurden die Stimmen leiser, als die beiden Wächter sich entfernten.
    Sklavenhändler? Alec kauerte sich noch enger in den Schatten. Im Nordland gab es keine Sklavenhändler, aber er hatte genug Geschichten gehört von Leuten, die in ferne Länder entführt wurden und über deren Schicksal man nichts mehr erfuhr. Furcht schnürte ihm erneut die Kehle zu, hilflos zerrte er an seinen Ketten.
    Stöhnend hob der Barde den Kopf. »Wer ist da?«
    Alec erstarrte. Mißtrauisch betrachtete er den Mann. Im blassen Mondlicht konnte er erkennen, daß er die übliche geckenhafte Tracht seiner Zunft trug, ein Hemd mit langen, weit geschnittenen Ärmeln, eine gestreifte Schärpe und Beinkleider. Hohe, lehmverschmierte Reisestiefel vervollständigten die farbenfrohe Aufmachung. Die dunklen Locken des Burschen hingen ihm bis auf die Schultern und verdeckten zum Teil das Gesicht.
    Alec fühlte sich zu müde und erschöpft für eine Unterhaltung und drückte sich, ohne die Frage zu beantworten, in seine Ecke. Es schien, als bemühte sich der Mann, sein Gegenüber zu erkennen. Aber ehe er etwas sagen konnte, hörten sie die zurückkehrenden Wachen. Der Barde legte sich flach auf das Stroh, als sie einen dritten Gefangenen hereinschleppten, einen kräftigen Mann im grob gewebten Hemd der Landarbeiter und fleckigen Beinkleidern.
    Trotz seiner Größe wehrte sich der Mann nicht und ließ vor Furcht keinen Laut vernehmen, als sie ihn neben dem Barden in Eisen legten.
    »Hier hast du noch mehr Gesellschaft, Junge«, sagte eine der Wachen grinsend und stellte eine kleine Tonlampe in eine Nische über der Tür. »Jemand, der dir die Zeit bis zum Morgen vertreiben kann.«
    Das Licht fiel auf Alec und enthüllte dunkle Flecke und Schwellungen auf der hellen Haut. Von seinen Kleidern war ihm nichts geblieben als ein zerschlissenes Lendentuch. Der Mann musterte ihn, aber Alec hielt dem Blick seines neuen Gegenübers eisern stand.
    »Beim Schöpfer, Junge! Was hast du angestellt, daß sie dich so zugerichtet haben?« rief der Mann aus.
    »Nichts«, krächzte Alec. »Sie folterten mich genau wie die andern. Sie starben – gestern. Welchen Tag haben wir heute?«
    »Bei Sonnenaufgang ist es der dritte Tag im Erasin.«
    Alecs Kopf schmerzte; waren es wirklich schon vier Tage?
    »Aber warum haben sie dich eingesperrt?« bohrte der Mann weiter und beäugte Alec mißtrauisch.
    »Man wirft mir vor, spioniert zu haben, aber das ist nicht wahr!« versuchte er zu erklären.
    »Bei mir ist es dasselbe«, seufzte der Bauer. »Sie haben mich getreten, geschlagen, ausgeplündert, aber von mir erfahren

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