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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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umblickte.
    »Wir werden zum Essen in der Tupa der Khaladi erwartet. Darauf freue ich mich sogar. Ihre Tänzer sind exquisit.«
    Alec lehnte sich mit einem innerlichen Seufzer zurück. Die Schatten krochen langsam weiter über den Boden, als sich Rhaish í Arlisandin und Galmyn í Nemius von den Lhapnos in einen Streit über einen Fluss, der ihre Territorien voneinander trennte, verstrickten. Die Auseinandersetzung endete, als der Akhendi wutentbrannt den Raum verließ. Sein zorniger Aufbruch leitete schließlich das Ende der heutigen Debatte ein.
    »Was hat das nun mit Skala zu tun?«, murrte Alec, als sich die Versammlung auflöste.
    »Das Gleichgewicht des Handels, wie immer«, antwortete Torsin. »Zurzeit sind die Akhendi vom guten Willen der Lhapnos abhängig, wenn sie ihre Güter zum Hafen bringen wollen. Sollte Gedre geöffnet werden, dann würden die Akhendi einen Vorteil erhalten, und das ist nur einer von vielen Gründen, warum die Lhapnos Klias Ersuchen ablehnen.«
    »Das ist zum Verrücktwerden!«, murmelte Klia kaum hörbar. »Was auch immer sie am Ende beschließen, es wird mehr von ihren Streitereien als von unseren Sorgen beeinflusst werden. Wenn wir es mit einem Alleinherrscher zu tun hätten, wäre alles ganz anders.«
    Ihr Gastgeber des Abends kam auf sie zu, und Klia ließ sich von ihm zu einem persönlichen Gespräch entführen.
    Seregil warf Alec einen fragenden Blick zu. »Du wolltest mir doch irgendetwas erzählen, richtig?«
    »Nicht hier.«
    Der Rückweg zu ihrer Unterkunft schien endlos lang zu sein. Als sie schließlich in ihrem Zimmer unter sich waren, schloss Alec die Tür und lehnte sich mit dem Rücken an das Türblatt.
    »Ich habe heute einen Rhui’auros getroffen.«
    Seregils Miene veränderte sich kaum, nur um seine Mundwinkel konnte Alec eine plötzliche Anspannung ausmachen.
    »Er wollte, dass wir heute Abend zum Nha’mahat kommen. Beide.«
    Noch immer sagte Seregil nichts.
    »Kheeta hat angedeutet, dass du … unangenehme Gefühle mit ihnen verbindest?«
    »Unangenehme Gefühle?« Seregil zog eine Braue hoch, als dächte er über Alecs Wortwahl nach. »Ja, so könnte man das ausdrücken.«
    »Aber warum? Der, den ich getroffen habe, schien sehr nett zu sein, vielleicht ein bisschen exzentrisch.«
    Seregil verschränkte die Arme vor der Brust. Bildete Alec es sich nur ein, oder zitterte er kaum merklich?
    »Während meines Verfahrens …«, begann Seregil mit leiser Stimme, so leise, dass Alec ihn kaum verstehen konnte, »… kam ein Rhui’auros und sagte, ich solle nach Sarikali gebracht werden. Niemand wusste, was das zu bedeuten hatte. Ich hatte bereits alles gestanden …«
    Er unterbrach sich, und über ihre Talímenios-Bindung fühlte Alec einen Hauch düsterer Erinnerungen; Dunkelheit senkte sich über ihn, als sich Panik gleich einem brennenden Leibgurt über seine Brust spannte.
    »Sie haben dich gefoltert?« Erinnerungen an seine eigenen Erfahrungen trugen noch zusätzlich zu dem Knoten in seinem Magen bei.
    »Nicht so, wie du glaubst.« Seregil ging zu seiner Kleidertruhe, klappte den Deckel auf und wühlte in seiner Habe. »Das ist schon lange her und nicht mehr wichtig.«
    Aber Alec konnte immer noch den sauren Hauch der Panik fühlen, der seinen Freund in Klauen hielt. Er ging zu ihm und legte Seregil eine Hand auf die Schulter, und selbst unter dieser sachten Berührung sackte sein Freund ein wenig in sich zusammen.
    »Ich verstehe nur nicht, was sie nun von mir wollen.«
    »Wenn du lieber nicht hingehen willst, dann denke ich mir eine Entschuldigung für dich aus.«
    Seregil verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht, dass das klug wäre. Nein, wir werden hingehen. Zusammen. Es ist Zeit, dass du sie triffst, Talí.«
    Alec schwieg einen Augenblick. »Denkst du, sie können mir etwas über meine Mutter erzählen?« Die Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen. »Ich … ich muss einfach wissen, wer ich bin.«
    »Nimm, was der Lichtträger dir schenkt, Alec.«
    »Was meinst du damit?«
    Wieder lag der sonderbare, wachsame Ausdruck in Seregils Augen. »Du wirst es erleben.«

 
22
Träume und Visionen
     
     
    Die untergeordneten Clans hatten offiziell keine Stimme im Iia’sidra, dennoch mangelte es ihnen nicht an Einfluss. Die Khaladi waren besonders respektiert, und sie hüteten ihre Unabhängigkeit; Klia hätte sie nur zu gern als Verbündete gewonnen.
    In Sarikali bewohnten sie ein kleines Gebiet im östlichen Teil der Stadt. Ihre Khirnari, Mallia ä Tama,

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