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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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nichtssagend.
    »Willkommen«, grüßte eine Stimme hinter der Maske.
    Die Tätowierung auf der Hand glich denen der Priester Illiors. Und warum auch nicht? Schließlich hatten die Aurënfaie die Tír in den Wegen Auras unterwiesen. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft wurde ihm bewusst, wie eng die Skalaner und die Faie immer noch miteinander verbunden waren, ob sie es nun wollten oder nicht. Für die Tír waren möglicherweise genug Jahre vergangen, zu vergessen, aber für seine eigenen Leute? Kaum. Warum fürchteten sich dann einige der Clans so sehr davor, die alten Bande wieder neu zu knüpfen?
    Der Mann gab ihnen Masken und führte sie in ein Meditationszimmer, einen niedrigen, fensterlosen Raum, der von Lampen in kleinen Nischen erhellt wurde. Mindestens ein Dutzend Gläubiger lag nackt auf Pritschen ausgestreckt in dem Raum, die träumenden Gesichter unter silbernen Masken verborgen. Die feuchte Luft war erfüllt von dichten Wolken schweren, aromatischen Rauches, der aus einer Kohlenpfanne nahe der Mitte des Raumes aufstieg. Direkt dahinter führte eine Wendeltreppe in die Tiefe. Dampf waberte aus der darunterliegenden Höhle empor.
    »Warte hier«, sagte ihr Führer zu Seregil, wobei er auf eine leere Pritsche an der gegenüberliegenden Wand deutete. »Man wird dich holen. Elesarit wartet oben auf Alec í Amasa.«
    Alec streichelte Seregil kurz über den Handrücken, ehe er dem Mann zur Rückseite des Raumes und eine schmale Treppe hinauffolgte.
    Seregil ging zu der ihm zugewiesenen Pritsche. Der Weg führte ihn an der Wendeltreppe vorbei, und er fühlte eine schmerzliche Spannung in seiner Brust. Er wusste, wohin sie führte.
     
    Alec widerstand dem Wunsch, sich noch einmal nach Seregil umzusehen. Als der Rhui’auros ihm gesagt hatte, er solle Seregil mitbringen, hatte er angenommen, sie würden ihren Besuch gemeinsam machen können.
    Schweigend stiegen sie drei Treppenfluchten hinauf, ohne auf den dunklen Korridoren irgendjemandem zu begegnen. Im dritten Stockwerk folgten sie einem kurzen Gang zu einer kleinen Kammer. Eine tönerne Lampe flackerte in einer Ecke, und in ihrem unsteten Licht sah Alec, dass der Raum bis auf eine kunstvoll verzierte Kohlenpfanne an der gegenüberliegenden Seite leer war. Da er nicht wusste, was von ihm erwartet wurde, drehte er sich nach seinem Führer um, um ihn danach zu fragen, doch dieser war bereits fort.
    Wirklich seltsame Leute, dachte er, aber sie hatten den Schlüssel zu seiner Vergangenheit in Händen. Viel zu aufgeregt, still herumzusitzen, schritt Alec in dem kleinen Gemach auf und ab und lauschte angestrengt auf das Geräusch näher kommender Schritte.
    Endlich kamen sie tatsächlich. Der Rhui’auros, der den Raum gleich darauf betrat, trug keine Maske, und Alec erkannte in ihm den alten Mann, den er in der Taverne getroffen hatte. Er schritt auf Alec zu, ließ den ledernen Beutel fallen, den er bei sich getragen hatte, und schüttelte Alec mit warmem Händedruck die Hand.
    »Also bist du endlich doch gekommen, kleiner Bruder. Du suchst deine Vergangenheit, nehme ich an.«
    »Ja, Ehrwürdiger. Und ich … ich möchte wissen, was es bedeutet, ein Hâzadriëlfaie zu sein.«
    »Gut, gut. Setz dich.«
    Alec setzte sich mit überkreuzten Beinen nahe der Mitte des Raumes an die Stelle, auf die der Rhui’auros gezeigt hatte.
    Elesarit schleppte die Kohlenpfanne in die Mitte der Kammer, rief dort Feuer herbei und entnahm seinem Beutel zwei Hand voll von etwas, das aussah wie eine Mischung aus Asche und Samen. Dann streute er die Substanz in die Flammen. Sofort stieg erstickender Rauch auf, der Alec die Tränen in die Augen trieb.
    Nun zog Elesarit seine Robe über den Kopf und schleuderte sie in eine Ecke. Nackt bis auf die verschlungenen Tätowierungen an Händen und Füßen fing er an, Alec langsam zu umkreisen, und bei jedem Schritt erzeugten seine nackten Sohlen ein leises Rascheln. So dürr und alt er war, bewegte er seinen hageren Leib doch mit beachtlicher Grazie durch den Rauch, während er mit den Armen im Dunst schlangenartige Figuren formte. Alec fühlte, wie sich eine Gänsehaut auf seinen Armen ausbreitete, und er wusste sofort, dass diese Bewegungen, genau wie der Tanz der Khaladi, den er früher an diesem Tag beobachtet hatte, eine Form der Magie darstellten. Leise Musik, fremdartig und aus weiter Ferne, berührte die Grenzen seiner Wahrnehmungsfähigkeit, vielleicht Magie, vielleicht nur eine Erinnerung.
    Die Zeremonie zerrte an seinen Nerven: das

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