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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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die Taverne ein beliebter Treffpunkt war, Artis, der Brauer, der die Wirtschaft am Tage führte, war auch Diener eines der wichtigsten Berater der Khirnari. Er hatte den Laden im Erdgeschoss eines leer stehenden Hauses aufgezogen, wo er seine Kunden durch ein offen stehendes Fenster, das zu einem von Mauern umgebenen Garten führte, bediente, und jene gaben sich zum Zeitvertreib gleich an Ort und Stelle dem Bogenschießen, dem Würfeln oder auch dem Ringkampf hin.
    Das Bier erwies sich als passabel, die Eier als ungenießbar und die Ergebnisse von Alecs Schnüffelei als mager. Nach drei Tagen des Herumlungerns und Trinkens hatte er seiner Sammlung beinahe ein Dutzend neuer Shatta hinzugefügt, seinen zweitbesten Dolch an eine Datsia verloren, die ihn im Ringkampf besiegt hatte, und erfahren, dass die Khirnari der Ra’basi vor etwa einer Woche in eine Art Streit mit den Virésse geraten war, doch niemand schien zu wissen, worum es dabei ging.
    Als er nach einem Schießturnier zusammen mit Nyal und Kheeta in der Taverne herumlungerte, schloss Alec, dass er vermutlich bereits alles erfahren hatte, was es unter den Ra’basi zu erfahren gab. Er wollte gerade gehen, als er hörte, wie Artis zu einer Tirade gegen die Khatme ansetzte. Offensichtlich war er in der Nacht zuvor wegen eines Kruges Bier, den er verkauft hatte, mit einem Angehörigen des Clans aneinander geraten. Alec, der sich noch immer über seinen eigenen Misserfolg bei diesem seltsamen Clan grämte, schlenderte hinüber, um mehr zu hören.
    »Arrogante Träumer sind sie, das sage ich euch«, wütete Artis, während er das Bier auf seiner Fensterbank servierte. »Die bilden sich ein, sie wären Aura näher als der Rest von uns.«
    »Mir ist aufgefallen, dass sie sich nicht gern mit Außenstehenden abgeben«, mischte Alec sich ein. »Oder, schlimmer noch, mit Ya’shel.«
    »Die waren immer schon ein sonderbarer unnahbarer Haufen«, murrte der Wirt.
    »Was weißt du schon von den Khatme?«, spottete eine Goliníl.
    »So viel wie du«, knurrte er, während er neue Krüge mit trübem Bier verteilte. »Sie bleiben unter sich und denken nur an sich, trotz all dem Gerede über Aura.«
    »Ich hörte, sie hätten gute Zauberer hervorgebracht«, sagte Alec.
    »Zauberer, Seher, Rhui’auros«, gab der Wirt übellaunig zu. »Aber Magie ist eine Gabe, die zum Dienen gedacht ist, und das ist etwas, was ein Khatme freiwillig niemals tut. Stattdessen verkriechen sie sich in ihrem Adlerhorst von einer Fai’thast, träumen ihre verrückten Träume und geben allerlei Proklamationen aus.«
    »Wisst Ihr, solange ich nun hier bin, habe ich nur selten die Anwendung von Magie beobachtet. Wo ich herkomme, glauben die Leute, die Faie würden nur so mit Zauberei um sich werfen.«
    Etliche Besucher der Taverne brachen in lebhaftes Kichern aus.
    »Seht Euch um, Skalaner«, sagte Artis. »Seht Ihr hier irgendeine Notwendigkeit für Magie? Sollen wir vielleicht durch die Luft fliegen, statt unsere Füße zu benutzen? Oder Vögel Kraft unserer Gedanken vom Himmel holen, statt die Kunst des Bogenschießens zu erlernen?«
    »Dieses Bier könnte ein bisschen Zauberei vertragen«, erklärte ein Junge lauthals lachend.
    Artis bedachte ihn mit einem bösen Blick, ehe er über ihren Krügen ein Symbol in die Luft zeichnete. Das Bier schäumte auf und gab einen starken Malzgeruch frei.
    »Dann probier doch mal das«, forderte er.
    Der Inhalt von Alecs Krug war deutlich klarer als zuvor. Beeindruckt nippte er daran, spuckte es jedoch sofort wieder aus.
    »Das schmeckt wie Sumpfwasser!«, schimpfte er.
    »Natürlich«, rief Artis nun ebenfalls lachend. »Bier hat seine eigene Magie. Dazu braucht es keine Zauberei, und das weiß jeder Brauer.«
    »Und deshalb glauben sie auch, sie könnten sich uneingeschränkt darauf verlassen«, tönte eine weitere Stimme.
    Ein ergrauter, kleinwüchsiger Rhui’auros trat aus den Schatten einer Sackgasse in der Nähe des Gebäudes.
    Kheeta und die anderen hoben die linke Hand und nickten dem Mann respektvoll zu. Im Gegenzug erhob er seine tätowierte Hand zum Segen.
    »Seid willkommen, Ehrwürdiger«, sagte Artis, der das Haus verlassen hatte, um ihm Bier und Essen anzubieten.
    Andere machten dem alten Mann Platz, und er setzte sich und schlang Eier und Brot hinunter, als hätte er seit Tagen nichts gegessen, schlürfte sein Bier, das auf die so oder so schon nicht sonderlich saubere Robe herabtropfte.
    Als er fertig war, blickte er auf und deutete auf Alec.

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