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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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Beinen zu saugen. Auch den anderen ging es offenbar nicht besser. Alec presste eine Hand auf sein Herz, eine dalnaische Geste, den Toten Respekt zu erweisen. Beka hielt den Kopf gesenkt, die Hände um das Heft ihres Schwertes geklammert. Doch mehr als alle anderen schien Torsin diese Neuigkeiten zu treffen. Er sank in seinem Stuhl zusammen und hustete krampfhaft in sein Taschentuch.
    »Ihresgleichen wird es nie mehr geben«, keuchte er schließlich.
    Thero hielt einen Brief hoch, damit alle ihn sehen konnten. »Er ist von Magyana, trägt das Datum von gestern und wurde offenbar in großer Eile geschrieben. Sie schreibt: ›Die Königin ist in der vorletzten Nacht gestorben. Trotz unserer Magie und Pflege ist es ein Wunder, dass ihre tapfere Seele so lange überlebt hat. Nun scheint sich Dunkelheit über uns alle zu senken.
    Plenimar hat Nord-Mycena erobert. Phoria wurde bereits auf dem Feld gekrönt. Korathan wird Lady Morthiana als Vizekönig von Rhíminee ablösen.
    So sehr ich auch gedrängt habe, hat Phoria doch verboten, Klia über diese Entwicklung zu informieren, daher gehe ich ein großes Risiko ein, um euch alle nicht im Unwissen zu lassen.
    Ich stehe derzeit nicht in der Gunst der Herrschaft und habe nur wenig Einfluss. Ich wurde nicht aus dem Dienst entlassen, werde aber auch nicht mehr konsultiert. Korathan genießt das Vertrauen seiner Schwester, ist ihr aber auch treu ergeben, ebenso wie ihr Zauberer, Organeus.
    Bisher hat Phoria Klias Rückkehr noch nicht angeordnet, was mich erstaunt. Weder sie noch ihre Vertrauten setzen viel Hoffnung auf ein positives Ergebnis der Mission. Du musst Klia klarmachen, dass sie von nun an größtenteils auf sich selbst gestellt ist.
    Ich wünschte, ich könnte dir einen vernünftigen Rat erteilen, mein lieber Junge, doch noch herrscht große Unsicherheit. Möge Illior geben, dass ich nicht aus dem königlichen Lager fortgeschickt werde, ehe ihr alle wieder sicher auf dem Heimweg seid. Magyana.‹«
    »Einen schlechteren Zeitpunkt hätte es dafür nicht geben können«, sagte Klia. »Gerade jetzt, da wir mit den Haman und einigen unentschlossenen Clans erste Fortschritte machen. Wie werden sie darauf reagieren?«
    Ein weiterer Hustenanfall schüttelte Torsin, und er krümmte sich auf seinem Stuhl zusammen. Als es vorbei war, wischte er sich die Lippen und stieß keuchend hervor: »Das ist schwer zu sagen, Mylady. Sie wissen nur sehr wenig über Phoria.«
    »Mich beunruhigt vor allem die Tatsache, dass sie uns nicht selbst über diese Entwicklung informiert hat«, bemerkte Seregil. »Was mag der Grund dafür sein, dass sie sich ihrer Schwester gegenüber so taktlos verhält?«
    »Weiß der Iia’sidra, wie sie zu den Verhandlungen steht?«, fragte Alec.
    »Ich nehme an, einige der Mitglieder wissen Bescheid«, antwortete Torsin trübsinnig.
    »Zwei Tage!« Klia schlug so heftig auf die polierte Tischplatte, dass alle Anwesenden erschreckt zusammenzuckten. »Unsere Mutter ist bereits seit zwei Tagen tot, und sie benachrichtigt mich nicht? Was, wenn die Aurënfaie bereits informiert sind? Was müssen sie dann jetzt denken?«
    »Das können wir herausfinden, Mylady«, schlug Alec ihr vor. »Wären wir in Rhíminee, so hätten Seregil und ich unseren Gegnern längst den einen oder anderen nächtlichen Besuch abgestattet. Ist das nicht auch der wahre Grund, warum die Königin uns dabeihaben wollte?«
    »Vielleicht, aber ich bin diejenige, die hier derartige Entscheidungen zu treffen hat«, warnte ihn Klia. »Jeder Skalaner, der beim Schnüffeln erwischt wird, könnte alles zerstören, wofür wir gearbeitet haben. Und vergesst nicht Seregils Lage. Was denkt Ihr, wird mit ihm geschehen, wenn er erwischt wird? Nein, wir werden noch ein wenig warten. Aber ich möchte, dass Ihr beide mich heute zur Ratsversammlung begleitet und mir anschließend mitteilt, welchen Eindruck Ihr gewonnen habt.«
    Torsin wechselte kurz einen unbehaglichen Blick mit Seregil und sagte dann vorsichtig: »Ihr solltet heute besser auf einen Auftritt bei der Ratsversammlung verzichten, Mylady.«
    »Seid nicht albern. Heute ist es wichtiger denn je …«
    »Er hat Recht«, fand Seregil und erhob sich. Er ging zu ihr und legte eine Hand auf ihr Knie. Nun, da er ihr so nahe war, konnte er sehen, wie stark gerötet ihre Augen waren. »Trauern ist ein überaus heiliges Ritual unter den Aurënfaie; es kann monatelang dauern. Wenigstens das übliche skalanische Vier-Tage-Ritual müsst Ihr begehen. Und ich nehme an,

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