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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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so lange ich atme.«
    Alec klammerte sich noch einen weiteren Augenblick an ihn, ehe er zurückwich und sich die Augen mit dem Ärmel trocknete.
    »Ich habe gesehen, wie meine Mutter gestorben ist. Ich habe es gefühlt.« Noch immer lag tiefe Trauer in seiner Stimme, aber auch Ehrfurcht. »Sie ist gestorben, um mich zu retten, aber mein Vater hat nie von ihr gesprochen. Nicht ein einziges Mal.«
    Seregil strich Alec eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Manche Dinge sind zu schmerzhaft, um über sie zu sprechen. Er muss sie sehr geliebt haben.«
    Für einen Augenblick huschte ein geistesabwesender Ausdruck über Alecs Gesicht, als würde er etwas sehen, das sich Seregil verbarg. »Ja, das hat er.« Erneut wischte er sich die Augen ab. »Was haben sie mit dir gemacht?«
    Wieder dachte Seregil an die beängstigenden Glaskugeln. Irgendwo in diesem Wirrwarr musste es ein Muster geben, eine Verbindung zu dem, was ihm vertraut war.
    Sie gehören dir.
    »Ich bin nicht sicher.«
    »Haben sie etwas darüber gesagt, ob die Verbannung aufgehoben wird?«
    »Ich habe nicht einmal daran gedacht, danach zu fragen.«
    Aber vielleicht wollte ich auch nur die Antwort nicht hören, dachte er.
    Schwere Lethargie ergriff von Seregil Besitz, während sie nach Hause ritten. Als sie endlich das Gästehaus erreicht und ihre Pferde in den Stall gebracht hatten, fühlte er sie bis in die Knochen.
    Einige wenige Nachtlampen leuchteten ihnen den Weg nach oben. Alecs Arm stahl sich um seine Taille, und er erwiderte die Umarmung schweigend, dankbar, ihn zu spüren.
    Müde wie er war, bemerkte er kaum das Licht, das unter einer Tür im zweiten Stockwerk hindurchfiel.
     
    Eine kaum wahrnehmbare Berührung an seiner Brust riss Thero mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Aufgeschreckt betrachtete er forschend die dunklen Ecken des Zimmers.
    Da war niemand. Die kleinen Schutzrunen, die er an der Tür angebracht hatte, als er eingezogen war, waren unberührt.
    Erst, als er eine Runde durch den Raum gedreht hatte, entdeckte er das zusammengefaltete Pergament, das auf seinem zerwühlten Bett lag.
    Er ergriff es, brach das Siegel und faltete es auseinander. Es war leer, bis auf ein kleines Siegel in einer Ecke – Magyanas Siegel.
    Er hielt inne, als er Schritte auf dem Korridor vernahm, und sandte seine Magie auf die Suche. Als er jedoch nur Alec und Seregil entdecken konnte, konzentrierte er sich wieder auf Magyanas Botschaft.
    Hände, Herz und Augen, sagte er tonlos, während er mit der Handfläche über das Pergament strich. Tinte drang an die Oberfläche, floss ineinander und formte schließlich Magyanas beengte Handschrift.
    ›Mein lieber Thero, diese traurigen Neuigkeiten sende ich dir im Geheimen und auf eigenes Risiko. Bei deinen Händen, deinem Herzen und deinen Augen …‹
    Furcht formte einen Kloß in der Kehle des jungen Zauberers, als er weiterlas. Schließlich schlüpfte er in seine Robe und schlich sich barfuß zu Klias Gemächern.

 
23
Eine Unterhaltung
     
     
    Ulan í Sathil rieb Torsins Münze – einen halben Silbersester – zwischen seinen Fingern, als er zum Vhadäsoori schlenderte. Es war schon recht dunkel, und er hörte den Skalaner, noch ehe er ihn sah. Das gequälte Husten, das gedämpft über das Wasser hallte, war so eindeutig wie ein Gruß. Es war stets bedauerlich, wenn ein Tír auf diese Weise zu siechen begann, ganz besonders, wenn er so wertvoll war.
    Ulan folgte dem Geräusch, trat auf die Wasseroberfläche und glitt über sie weiter bis zu der Stelle, an der Torsin auf ihn wartete. Der Trick war gut – einer von vielen, die den skalanischen Zauberern vorenthalten geblieben waren – und er machte stets einen gewaltigen Eindruck auf jeden Tír, der jemals in den Genuss dieses Anblicks kam. Außerdem war diese Fortbewegungsweise für seine schmerzenden alten Knie weitaus angenehmer als Laufen.
    Torsin jedoch kannte den Trick bereits und reagierte nur milde überrascht, als Ulan vor seiner Nase ans Ufer trat.
    »Möge Aura Euch segnen, alter Freund.«
    »Möge das Licht auf Euch leuchten«, erwiderte Torsin, bevor er sich die Lippen mit einem Taschentuch abtupfte. »Danke, dass Ihr so kurzfristig ein Treffen einrichten konntet.«
    »Ein Spaziergang unter einem friedvollen Sternenhimmel ist doch eines der wenigen Vergnügen, die alten Männern wie uns noch vergönnt sind, nicht wahr?«, antwortete Ulan. »Ich würde ja vorschlagen, wir strecken uns im Gras aus und betrachten die Sterne, ganz wie früher, aber ich

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