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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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musste etwas zu bedeuten haben. Er wusste tief im Inneren, das es da etwas gab, doch, Bilairy sollte ihn holen, er konnte in diesen Vorgängen kein Muster erkennen.
    Er zerrte sich die Maske vom Gesicht, wischte sich den Schweiß aus den Augen und ließ die Stirn auf die Knie sinken.
    »Habt Dank für die Erleuchtung, Ehrwürdiger«, knurrte er.
     
    Seregil erwachte in dem der Allgemeinheit zugänglichen Meditationsraum. Sein Kopf schmerzte, er war vollständig bekleidet und die Silbermaske lag wieder über seinem Gesicht. Er hielt die linke Hand hoch und stellte fest, dass sie unversehrt war. Kein Drachenbiss. Keine Lissikflecken. Beinahe bedauerte er diese Tatsache; es wäre ein schönes Mal geworden. Nun aber fragte er sich, ob er überhaupt in der Höhle gewesen war oder lediglich von dem die Sinne erweiternden Rauch in eine Vision getragen worden war.
    So rasch es das Pochen hinter seinen Augen erlaubte, richtete er sich auf und entdeckte Alec, der auf einer Pritsche ganz in seiner Nähe saß. Noch immer verdeckte eine Maske sein Gesicht, und er schien völlig gedankenverloren ins Nichts zu starren.
    Seregil erhob sich, um zu ihm zu gehen. Als er das tat, glitt etwas aus den Stofffalten seines Mantels und rollte in Richtung Treppe davon – eine kleine Kugel aus schwarzem Glas. Ehe er reagieren konnte, rollte sie über die erste Stufe und entzog sich lautlos seinen Blicken. Seregil starrte ihr einen Augenblick nach, ehe er sich wieder Alec zuwandte.
    Alec erschrak, als Seregil ihn an der Schulter berührte. »Können wir gehen?«, flüsterte er und stemmte sich unsicher auf die Beine.
    »Ja, ich denke, das steht uns nun frei.«
    Sie nahmen ihre Masken ab, legten sie neben dem schlummernden Türsteher zu Boden und gingen hinaus.
    Alec wirkte benommen, überwältigt von was auch immer ihm in dem Turm widerfahren war. Er führte sein Pferd am Zügel und machte sich zu Fuß auf den Weg, ohne ein Wort zu sagen, doch Seregil fühlte die Last der Trauer, die ihn niederdrückte. Als er die Hand ausstreckte, um Alec aufzuhalten, sah er, dass sein Freund weinte.
    »Was ist los, Talí? Was ist dort drin mit dir geschehen?«
    »Es war … nicht das, was ich erwartet hatte. Du hattest Recht in Bezug auf meine Mutter. Sie wurde gleich nach meiner Geburt von ihren eigenen Leuten getötet. Der Rhui’auros hat es mir gezeigt. Ihr Name war Ireya ä Shaar.«
    »Das ist doch immerhin ein Anfang.« Seregil wollte den Arm um ihn legen, doch Alec wehrte ihn ab.
    »Gibt es einen Clan, der sich Akavi’shel nennt?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Der Name bedeutet ›viele Geschlechter‹.«
    Alec senkte den Kopf, als ihn erneut Tränen übermannten. »Also nur ein anderes Wort für Bastard. Immer und niemals …«
    »Was hat er dir sonst noch erzählt?«, fragte Seregil vorsichtig.
    »Dass ich nie Kinder haben werde.«
    Alecs deutlich spürbarer Schmerz überraschte Seregil ein wenig. »Die Rhui’auros treffen selten klare Aussagen«, sagte er. »Was genau hat er gesagt.«
    »Dass keine Frau Mutter meiner Kinder sein werde«, erwiderte Alec. »Mir kommt das klar genug vor.«
    Und das war es auch. Seregil schwieg einen Augenblick und ließ sich die Sache durch den Kopf gehen. »Ich wusste nicht, dass du Kinder wolltest.«
    Alec stieß ein raues Geräusch aus, eine Mischung aus einem Lachen und einem Schluchzen. »Ich auch nicht. Ich meine, ich habe nie zuvor darüber nachgedacht. Das war ganz einfach etwas, von dem ich angenommen habe, es würde früher oder später geschehen. Jeder Mann will doch Kinder, oder? Seinen Namen vererben?«
    Die Worte trafen Seregil wie eine scharfe Klinge. »Ich nicht«, entgegnete er rasch, erpicht darauf, Licht in die Sache zu bringen. »Aber andererseits bin ich auch nicht als Dalnaer groß geworden. Aber du hast bestimmt nicht angenommen, dass ich deine Babys zur Welt bringen würde, richtig?«
    Das Band zwischen ihnen war zu eng, das plötzliche Aufflackern von Furcht und Zorn zu verheimlichen, und ein einziger Blick in Alecs Gesicht verriet ihm, dass er zu weit gegangen war.
    »Nichts wird je zwischen uns stehen«, wisperte Alec.
    Dieses Mal wehrte er sich nicht gegen Seregils Umarmung, sondern umklammerte ihn seinerseits.
    »Der Rhui’auros …« Gedämpft drang Alecs Stimme an Seregils Ohr. »Ich kann nicht einmal erklären, was ich gesehen oder gefühlt habe. Jetzt verstehe ich, warum du diesen Ort hasst.«
    »Egal, was du denkst, hier erfahren zu haben, Talí, mich wirst du nicht verlieren, nicht

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