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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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fürchte, keiner von uns beiden käme ohne fremde Hilfe oder Magie wieder auf die Beine.«
    »Vermutlich nicht.« Torsin schwieg einen Augenblick, und Ulan glaubte, in dem nachfolgenden Seufzer so etwas wie Bedauern wahrzunehmen. Als Torsin jedoch wieder das Wort ergriff, war er wieder ganz der Alte und entsprechend offen. »Die Situation in Skala spitzt sich immer schneller zu. Ich wurde angewiesen, Euch einen Gegenvorschlag zu unterbreiten, der Euch gewiss mehr zusagen wird.«
    Ich frage mich nur, von wem er seine Anweisungen erhält, dachte Ulan.
    Die beiden Männer hakten sich unter, schlenderten am Ufer entlang und unterhielten sich so leise, dass die schlanke Gestalt, die sie aus dem Schatten einer Steinstatue beobachtete, nicht verstehen konnte, was sie sagten.

 
24
Schlechte Nachrichten
     
     
    Ein kurzes Anklopfen an seiner Zimmertür riss Seregil kurz vor Anbruch der Morgendämmerung aus dem Schlaf. Den Klauen seines Albtraums noch nicht entkommen, setzte er sich auf und murmelte: »Ja? Was ist?«
    Die Tür wurde ein paar Handbreit geöffnet und Kheeta steckte den Kopf herein. »Tut mir leid, euch so früh zu wecken, aber Klia hat mich geschickt. Sie will dich und Alec sofort in ihren Gemächern sehen.«
    Die Tür wurde wieder geschlossen, und Seregil sank auf seine Kissen zurück und versuchte die Fetzen seines letzten Traumes zu ordnen. Wieder musste er die Glaskugeln vor dem Feuer retten, aber jedes Mal, wenn er sie einsammeln wollte, waren es mehr geworden: eine Hand voll, ein ganzer Raum voll, eine endlose Landschaft der verfluchten Dinger, in der unsichtbare Monster immer näher rückten.
    »Oh Illior, Schöpfer der Träume, offenbare mir die Bedeutung dieses Traums, ehe er mich in den Wahnsinn treibt!«, flüsterte er. Dann wühlte er sich aus dem Bett und tastete in der Dunkelheit nach seinen Stiefeln. »Wach auf, Alec. Klia erwartet uns.«
    Er bekam keine Antwort. Die andere Hälfte des Bettes war leer, die Laken kühl. Alec war nach ihrer Rückkehr aus dem Nha’mahat zu erschüttert gewesen, sich schlafen zu legen. Als Seregil eingeschlafen war, hatte er noch am Kaminfeuer gesessen.
    »Alec?«, rief er noch einmal.
    Seine tastenden Finger fanden einen Kerzenstummel auf dem Kaminsims, mit dem er so lange in der Asche herumstocherte, bis er ein Stück glühender Kohle gefunden hatte. Endlich fing der Docht Feuer, und er hielt die Kerze hoch.
    Alec war nirgends zu sehen.
    Verwundert zog er sich weiter an und machte sich auf den Weg zu Klias Gemach. Er hatte gerade den halben Korridor hinter sich gebracht, als er Schritte auf der Treppe zum Dach hörte, und da war Alec, müde, die Augen geschwollen und noch immer in den Kleidern, die er am Vorabend getragen hatte.
    »Warst du die ganze Nacht auf?«
    Alec rieb sich den Nacken. »Ich konnte nicht schlafen, also bin ich auf den Colos gegangen, um nachzudenken. Irgendwann muss ich dann wohl eingeschlafen sein. Warum bist du so früh schon auf? Ich hatte gehofft, ich könnte noch ein paar Stunden in einem warmen Bett schlafen.«
    »Jetzt gerade nicht, Talí. Klia hat nach uns geschickt.«
    Das reichte, Alec endgültig in die Wirklichkeit zurückzuholen. »Glaubst du, der Iia’sidra ist zu einer Entscheidung gekommen?«, fragte er, während er Seregil die Stufen hinunterfolgte.
    »Selbst wenn das der Fall wäre, glaube ich kaum, dass sie uns davon vor Anbruch der Dämmerung in Kenntnis setzen würden.«
    Während sie den Korridor im zweiten Stock zu Klias Gemächern entlanggingen, hörten sie die vertrauten Geräusche, die aus der Küche emporhallten: das Klappern von Geschirr, hastige Schritte, die Stimmen der Urgazhi-Reiter, die in gebrochenem Aurënfaiisch mit den Köchen scherzten, als sie sich zum Frühstück einfanden.
    »Klingt nach einem ganz normalen Morgen«, stellte Alec fest.
    Thero antwortete auf ihr Klopfen und ließ sie in Klias Salon ein.
    Die Prinzessin saß an einem zierlichen Schreibtisch. Obwohl sie bereits für die Ratsversammlung gekleidet war, reichte Seregil ein einziger Blick in ihr blasses, zu gefasstes Gesicht, um seine Stimmung zu senken. Nein, dies war kein normaler Morgen.
    Thero stellte sich hinter sie, als wäre sie Königin und er ihr Hofzauberer. Lord Torsin und Beka belegten bereits die einzigen Stühle im Raum, und sie sahen ebenso besorgt aus, wie Seregil sich fühlte.
    »Gut, nun sind wir vollzählig. Die Königin, meine Mutter, ist tot«, erklärte Klia geradeheraus.
    Die Worte schienen alle Kraft aus Seregils

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