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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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führen zur hinteren Treppe. Sehr erfahren war unser Besucher nicht. Ich hätte meine Stiefel ausgezogen, aber unser Spion ist einfach hereingestolpert und hat sich auf sein Glück verlassen.«
    »Aber wie konnte irgendjemand wissen, dass es gerade zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort etwas zu belauschen gab?«, fragte Thero. »Ich bin von meinem Zimmer direkt zu Klia gegangen. Und niemand kann von Magyanas Brief gewusst haben.«
    »Beka ist aus dem Viehhof gekommen«, stellte Seregil fest. »Jeder, der mitbekommen hat, dass sie gerufen wurde, hätte ihr folgen können. Diese Vorgehensweise legt den Schluss nahe, dass, wer immer es auch war, unser Spion entweder überaus dreist oder sehr dumm war, oder er konnte davon ausgehen, dass seine Anwesenheit im Haus kein Aufsehen erregen würde, sollte er gesehen werden. Oder sie.«
    »Nyal!«, flüsterte Alec.
    »Der Übersetzer?«, hakte Thero ungläubig nach. »Ihr könnt nicht ernsthaft annehmen, dass der Iia’sidra einen Spion in Klias Stab einschleusen würde, noch dazu einen, der sich dann so ungeschickt verhält.«
    Seregil sagte zunächst nichts, sondern ließ sich die Unterhaltung durch den Kopf gehen, die er während seiner Genesung mit dem Ra’basi geführt hatte. Vielleicht hatten die schmerzstillenden Drogen sein Urteilsvermögen getrübt, dennoch hoffte er, dass Nyal nicht ihr Spion war; die Ironie dieser Erkenntnis entlockte ihm ein Grinsen. Nun also war es Alec, der bereit schien, Nyal für schuldig zu halten.
    »Es ist nicht das erste Mal, dass er uns einen Anlass liefert, an seinen Motiven zu zweifeln.« In groben Zügen informierte Alec Thero über das geheime Stelldichein zwischen Nyal und Amali, das sie außerhalb der dravnischen Raststation beobachtet hatten.
    »Aber ihr habt nicht gehört, worüber sie gesprochen haben?«, erkundigte sich Thero.
    »Nein.«
    »Das ist schade.«
    »Verdächtigungen und Mutmaßungen«, bemerkte Seregil. »Das alles steht auf sehr wackeligen Füßen.«
    »Aber wer sollte es sonst gewesen sein?«, konterte Alec. »Eine der Wachen? Ein Diener?«
    »Ich nehme an, derartige Spekulationen würden Beka und Adzriel überhaupt nicht gefallen.«
    »Ich werde hier noch einige Banne anbringen«, sagte. Thero, wobei er den Türrahmen anstarrte, als hätte der ihn gezielt hintergangen. »Wir sollten Klia warnen.«
    »Später. Sie hat heute Morgen schon genug Ärger«, empfahl Seregil. »Du und Alec, ihr geht wie geplant zum Iia’sidra. Ich werde in der Zwischenzeit herausfinden, wie unser Ra’basi-Freund den Morgen verbracht hat.«
    Alec machte sich auf den Weg nach oben, um sich umzuziehen, hielt dann aber inne. »Angesichts der Tatsache, dass Phoria versucht, uns den Tod der Königin zu verheimlichen, frage ich mich, wer unsere wahren Feinde sind.«
    Seregil zuckte die Schultern. »Ich schätze, davon gibt es zu beiden Seiten des Osiat-Meeres mehr als genug.«
    Alec eilte hinauf, doch Thero verweilte noch einen Augenblick, und die Augen in seinem schmalen Gesicht blickten ernster als gewöhnlich.
    »Machst du dir Sorgen um Magyana?«, fragte Seregil.
    »Phoria wird sich denken können, wer uns diese Nachricht hat zukommen lassen.«
    »Magyana weiß, welches Risiko sie eingegangen ist. Sie kann auf sich selbst aufpassen.«
    Thero machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. »Vielleicht.«
     
    Auf dem Weg zu Adzriel hielt Seregil auf dem Viehhof inne, um sich nach Nyals Verbleib zu erkundigen, und war erleichtert, Beka nirgends zu sehen. Steb und Mirn standen neben dem Hoftor Wache.
    »Wann hat euer Dienst angefangen?«, fragte er die beiden.
    »Schon vor der Dämmerung, Mylord«, antwortete Steb und rieb sich die Klappe über dem blinden Auge, während er ein Gähnen zu unterdrücken suchte.
    »Irgendwelche Besucher? Hat irgendjemand das Haus betreten oder verlassen?«
    »Keine Besucher, Mylord. Und Rittmeisterin Beka war die Erste, die heute das Haus betreten hat, nachdem Prinzessin Klia nach ihr geschickt hat. Als sie zurückkam, hat sie uns von der armen alten Idrilain erzählt.« Der einäugige Reitersoldat unterbrach sich und führte seine Hand ans Herz. »Seitdem waren die meisten von uns schon mal in der Küche, aber das war alles.«
    »Aha. Ach, da fällt mir ein, habt ihr Nyal heute Morgen schon gesehen? Ich muss ihn sprechen.«
    »Nyal?«, wiederholte Mirn. »Er ist ausgeritten, kurz nachdem Rittmeisterin Beka hereingerufen wurde.«
    »Gleich danach? Seid ihr sicher?«, hakte Seregil nach.
    »Schätze, sie hat ihn geweckt,

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