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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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geblieben, bis Mydri ihn fortgescheucht hatte. Dann hatte er sich aus zwei Stühlen in der Halle ein provisorisches Lager errichtet. Er hatte nicht damit gerechnet, einzuschlafen, doch nun lag er da mit steifem Hals und einem Bein, das bis zur Hüfte taub war. Die Kerze der Nachtlampe tropfte, und ihr schwaches Licht spiegelte sich in den Fenstern.
    Der störende Streit wurde vor der Haustür in skalanischer Sprache ausgetragen. Seregil humpelte zur Tür, wo er Nyal erblickte, der einigen Urgazhi-Wachen gegenüberstand. Unteroffizier Nikides und Tare verstellten ihm den Weg zur Tür. Der Ra’basi-Übersetzer wenige Stufen unter ihnen sah sie müde und entschuldigend, aber dennoch entschlossen an.
    »Rittmeisterin Bekas Anordnung«, sagte Nikides gerade. »Kein Aurënfaie außer den Bôkthersa darf das Haus betreten. Wenn sie zurückkommt …«
    »Aber der Rhui’auros sagte, Seregil habe nach mir geschickt!«, beharrte Nyal.
    »Welcher Rhui’auros?«, verlangte Seregil nun zu erfahren, als er den Kopf zur Tür hinaussteckte.
    »Elesarit!«
    Das war nicht der Name, mit dem Seregil gerechnet hatte, aber er passte ins Bild. »Natürlich. Es ist in Ordnung, Unteroffizier. Ich werde mich seiner annehmen.«
    Kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, packte er den Ra’basi am Arm und hielt ihn fest.
    »Was genau hat dieser Rhui’auros gesagt?«
    Nyal starrte ihn überrascht an. »Nur, dass Ihr meiner Dienste bedürft.«
    »Und dass ich nach Euch geschickt habe?«
    »Nun, jetzt, da ich darüber nachdenke … Ich hatte nur angenommen, dass …«
    »Ja, ja, grübelt später darüber nach. Wo wart Ihr zu dem Zeitpunkt?«
    »In der Tupa der Ra’basi. Bei all dem Durcheinander hier im Haus, dachte ich, es wäre vielleicht das Beste, wenn ich Euch ein wenig aus dem Weg gehe. Ich habe Beka über Feldwebel Mercalle eine Nachricht zukommen lassen, für den Fall, dass ich gebraucht werde.«
    »Sie ist noch draußen und behält die Haman im Auge.«
    »Natürlich. Geht es Klia …?«
    »So weit ich weiß. Gehen wir uns vergewissern.«
    Säaban í Irais trat ihnen aus der Tür des Baderaumes entgegen. Er trug Reitkleidung und sah aus, als hätte auch er nicht viel geschlafen.
    »Eine schlimme Nacht«, begrüßte er sie. »Alec ist jetzt bei ihr. Meine Reiter und ich können aufbrechen, sobald er hier fertig ist.«
    Wie eine auf dem Bauch liegende Schildkröte hockte die Dhima vor der gegenüberliegenden Wand. Klia war zu der großen Wanne in der Mitte gebracht worden, und über ihrer Stirn und ihren Handgelenken lagen feuchte Tücher. Mydri und Adzriel saßen neben ihr, und jede von ihnen hielt eine Hand der Prinzessin. Alec und Thero standen mit ernsten Gesichtern und tiefen Ringen um die Augen vor ihnen.
    »Das Schwitzen hat ihr das Atmen zusätzlich erschwert«, erklärte Mydri voller Sorge. »Ich habe ihr Abführmittel und Kräuter gegeben, sechs Gesänge der Reinigung gesungen, aber nichts scheint ihr zu helfen.«
    »Beim strahlenden Licht!« Nyal fiel vor Klia auf die Knie und untersuchte ihre Hände und Füße. Die Verfärbungen waren dunkler geworden und hatten sich über ihre Glieder ausgebreitet.
    »Hat sie überhaupt noch mal die Augen aufgeschlagen oder sich gerührt?«, fragte Nyal.
    »Seit Stunden nicht mehr.«
    »Dann müsst Ihr Euch über den Zeitpunkt der Vergiftung irren.«
    Seregil sah den Ra’basi scharf an. »Was wisst Ihr darüber?«
    Nyal schüttelte verwundert den Kopf. »Ich weiß nicht, wie das möglich ist, aber sie zeigt alle Anzeichen für den Biss einer Apaki’nhag.«
    »Einer was?«, fragte Mydri.
    »Das ist eine Schlange«, erklärte Nyal.
    »Ich dachte, in Aurënen gäbe es keine Schlangen!«, rief Alec dazwischen.
    »Nicht zu Lande. Apaki’nhags sind Seeschlangen. Es gibt einige Arten von ihnen.«
    »Apaki’nhag, ›Freundlicher Meuchler?‹«, übersetzte Seregil.
    Nyal nickte. »So genannt, weil ihr Biss schmerzlos ist und weil die Symptome der Vergiftung zumeist erst nach Stunden, manchmal sogar erst nach Tagen auftreten. Die Schalentiersammler ergreifen sie oft versehentlich im Seegras und erkennen nicht, dass sie gebissen wurden, ehe sie viel später krank werden. Ich habe das unter Fischern und Seeleuten oft genug gesehen, um die Symptome zu erkennen.« Er deutete auf die Dhima. »Schwitzen treibt das Gift nur weiter voran.«
    »Eine Wasserschlange? Sie war nass, als ich sie gefunden habe«, erzählte Alec. »Emiel hat behauptet, sie hätte angehalten, um etwas zu

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