Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
Vom Netzwerk:
des Mondes zu, doch Seregil konnte sein Glucksen hören.
    »Antworte.«
    »Ich habe dir schon einmal erklärt, dass ich dir nichts zu sagen habe, Verbannter.«
    Seregil maß den Mann mit Blicken, ehe er dem Schwert einen Stoß versetzte. Klirrend rutschte es über die unebenmäßigen Bodenbretter und zog die erschrockenen Blicke der Wachen auf sich.
    »Bleibt, wo ihr seid, bis ich euch rufe«, wies Seregil sie mit einem Wink in Richtung von Steb und seinen Kameraden an. Dann trat er näher an Emiel heran, blieb nur wenige Zentimeter vor ihm stehen und sagte mit leiser Stimme: »Die Haman sind Meister im Verhandeln. Ich schlage dir ein Geschäft vor: Beantworte meine Fragen, und koste erneut den Geschmack von Teth’sag. Jetzt und hier.«
    Emiel drehte sich ein wenig von ihm weg, und Seregil missinterpretierte seine Regung als Ablehnung. Einen Augenblick später fand er sich flach auf dem Rücken wieder. Der Geschmack von Blut lag auf seiner Zunge. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen, und sein halber Kopf fühlte sich taub an, dort wo Emiels Faust ihn erwischt hatte.
    Steb und die anderen Soldaten waren schon beinahe über Emiel, als Seregil wieder all seine Sinne beisammen hatte. »Nein! Es ist schon in Ordnung. Geht weg«, brachte er mühsam hervor, als er sich auf die wackeligen Beine stemmte. Der Blick, mit dem ihn der Unteroffizier bedachte, verriet ihm, dass er sich später vor Beka würde verantworten müssen. Oder schlimmer, vor Alec, der ihm vermutlich anbieten würde, einen Ausgleich zwischen der zerschlagenen und der gesunden Hälfte seines Kopfes zu schaffen. Doch nun hatte er keine Zeit, sich um so etwas Sorgen zu machen.
    Emiels arrogantes Hohnlächeln war wieder an seinen angestammten Platz zurückgekehrt. »Dann stell deine Fragen, Verbannter. Frag’, so viel du willst. Du zahlst jedes Mal den gleichen Preis.«
    »Einverstanden«, erwiderte Seregil, während er mit seiner Zunge nach losen Zähnen tastete. »Ich weiß von der geheimen Versammlung, die Ulan í Sathil vor einigen Nächten einberufen hat, und davon, was er euch dort erzählt hat. Ich weiß, dass du die Sympathie deines Onkels gegenüber Skala nicht teilst. Wie hat er reagiert, als du ihm erzählt hast, was du erfahren hast?«
    Emiel stieß ein höhnisches Schnauben aus und schlug erneut hart genug zu, Seregil vorübergehend aus dem Gleichgewicht zu bringen. »Dafür vergeudest du dein hübsches Gesicht? Er war natürlich schockiert. Und entsetzt. Klia ä Idrilain ist eine Frau von großem Atui, ebenso wie es ihre Mutter war. Aber eure neue Königin?« Er schüttelte den Kopf. »Selbst mein Onkel überlegt nun, ob wir nicht eine weitere Generation abwarten sollten, ehe wir das Edikt aufheben, und so denken viele der übrigen Khirnari auch.«
    »Eine großzügige Antwort«, murmelte Seregil mit der Andeutung eines schiefen Grinsens.
    »Frag’ nur weiter.«
    Seregil atmete tief durch und korrigierte seinen Stand, fest entschlossen, sich dieses Mal nicht von ihm überraschen zu lassen. »Nun gut …«
    Aber Emiel erwischte ihn erneut ungeschützt, als er sich auf seine Leibesmitte statt auf das Gesicht konzentrierte. Seregil klappte nach Luft schnappend zusammen. Als er wieder zu Atem kam, fragte er: »Wusstest du von den heimlichen Unterredungen zwischen Lord Torsin und Ulan í Sathil?«
    »Dem Virésse? Nein.«
    Seregil lehnte sich an die Mauer, eine Hand auf seinen Bauch gepresst. Seine Ohren klingelten, und sein Kopf schmerzte, aber ihm war nicht entgangen, dass die letzte Frage seinen Gegenspieler erschüttert hatte.
    Er überlegte, ob er weiter auf der Sache mit Torsin herumreiten sollte, entschied sich jedoch dagegen. Er wollte nicht zu viel verraten, für den Fall, dass Emiel ihm die Wahrheit gesagt hatte und er tatsächlich nichts über diese Angelegenheit wusste. Stattdessen gab er ein hohles Kichern von sich. »So, du meinst also, ich hätte ein hübsches Gesicht?«
    Drohend trat Emiel einen Schritt auf ihn zu. »War das eine weitere Frage, Verbannter?«
    Hastig wich Seregil zur Seite aus. »Ich ziehe sie zurück.«
    »Dann antworte ich dir ohne Gegenleistung.« Grinsend erhob Emiel die Stimme, sodass die Soldaten seine Worte hören mussten. »Du warst schon immer eine hübsche kleine Schlampe, Verbannter. Hübscher sogar als dieser Chyptaulos-Verräter, für den du in jenem Sommer die Hure gespielt hast.«
    Seine Worte ließen Seregil an Ort und Stelle erstarren.
    »Du erinnerst dich nicht, aber ich war damals auch dort. Ich

Weitere Kostenlose Bücher