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Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond

Titel: Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Flewelling
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und warf ihn vor ihre Füße. Gleich darauf folgte das Messer an seinem Gürtel. Sie nahm beides an sich und durchsuchte dann seine Stiefel und seine Tunika nach verborgenen Waffen.
    Er gab sich so duldsam, so passiv, dass sie sich schuldig zu fühlen begann. Ehe sie sich zurückhalten konnte, hatte sie schon die Hand ausgestreckt, um ihm sacht über die Wange zu streichen. Er legte den Kopf in ihre Hand und verlieh der Berührung einen noch zärtlicheren Charakter. Sie aber zog die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt.
    »Sollte ich dir Unrecht tun, so tut es mir leid«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Aber ich muss meine Pflicht erfüllen.«
    Wieder wandte er sich ab. »Das ist mir nicht neu. Was hast du nun vor?«
    »Ich muss zurück zu Klia.«
    »Wenigstens in diesem Punkt stimmen wir überein«, entgegnete er, und sie war überzeugt, ein Lächeln auf seinen Lippen gesehen zu haben, als er fortging, um wieder in den Sattel zu steigen.
    Irgendwie bezweifelte sie, dass der Ritt von nun an leichter werden würde.

 
49
Die Unterwerfung
     
     
    Von den gleichmäßigen Bewegungen des Schiffes besänftigt, hatte Seregil trotz der bevorstehenden Gefahren tief geschlafen. Halb hatte er gehofft, halb gefürchtet, er könne wieder träumen, doch als er am nächsten Morgen erwachte, konnte er sich an nichts erinnern. Neben ihm murmelte Alec mit tief gerunzelter Stirn leise im Schlaf. Als Seregil ihm sacht über die Wange strich, erwachte er mit einem erschreckten Keuchen.
    Nach einem Blick aus dem winzigen Fenster am anderen Ende der Koje, ließ Alec sich auf die Ellbogen sinken. »Scheint, wir sind immer noch auf hoher See.«
    Seregil trat näher an das Fenster, um sich einen Überblick zu verschaffen. »Noch eine oder zwei Meilen. Ich kann schon die Lichter von Gedre erkennen.«
    Während sie in die geliehenen Kleider schlüpften, sprachen beide nicht viel. Mit einem Gefühl des Bedauerns nahm Seregil Corruths Ring ab und befestigte ihn mit einer Schnur um seinen Hals. Das Akhendi-Armband ruhte ganz unten in seinem Bündel, eingewickelt in den Sen’gai, den sie den Angreifern abgenommen hatten.
    »Was machen wir mit unseren Waffen und unserem Werkzeug?«, fragte Alec.
    »Nimm du das Schwert«, antwortete Seregil und schnallte sich seinerseits den Schwertgurt um. »Lass den Rest hier; ich bezweifle, dass man uns nach dem heutigen Tag noch erlauben wird, mehr als ein Obstmesser bei uns zu tragen.«
     
    Kein Boot legte ab, um sie zu begrüßen. Korathan ließ seine Eskorte an der Hafeneinfahrt zurück, ankerte noch jenseits der Piers und wurde zusammen mit zwei Zauberern in einem Boot an die Küste gerudert. Mit Kapuzen getarnt folgten Seregil und Alec mit den Gardisten in einem zweiten Boot.
    »Riagil muss Verdacht geschöpft haben«, flüsterte Alec, als er die Menge sah, die sie am Ufer erwartete.
    Seregil nickte. Die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein, dennoch waren keine Zeichen des Willkommens zu sehen: kein Gesang, keine Boote, keine im Hafenbecken ausgestreuten Blüten. Nervös rieb er seine Hände an den Hosenbeinen ab, wohl wissend, dass jeder Ruderschlag sie näher an etwas heranbrachte, das sich durchaus als bedauerlich entmutigender Augenblick der Wahrheit herausstellen mochte.
    Sein Unbehagen nahm noch zu, als sie in dem seichten Gewässer auf Grund liefen, begrüßt allein vom Seufzen des Windes und dem Plätschern der Wellen in der Bucht. In angemessenem Abstand wateten sie hinter Korathan und seinem Gefolge her, stets darauf bedacht, sich außer Sicht zu halten.
    Auf Seregils Rat blieb Korathan direkt am Ufer stehen und wartete darauf, zum Betreten des verbotenen Landes eingeladen zu werden.
    Ein Mann löste sich aus der Menge, und Seregil erkannte erleichtert, dass es sich um keinen anderen als Riagil í Molan handelte. Offenbar war er nach Hause zurückgekehrt, kaum dass ihr Verschwinden entdeckt worden war. Nun näherte sich der Khirnari Korathan mit ernster Miene, die Hände nicht zum Willkommensgruß ausgestreckt, sondern abweisend vor dem Leib gefaltet.
    Ruhelos trat Alec im knietiefen Wasser von einem Fuß auf den anderen.
    »Bleib ruhig«, flüsterte Seregil. »Es gibt nun mal Formalitäten, die gewahrt werden müssen.«
    »Wer seid Ihr, meine Küste mit Euren Kriegsschiffen anzulaufen?«, herrschte Riagil Korathan in skalanischer Sprache an.
    »Ich bin Korathan í Malteus Romeran Baltus von Rhíminee, Sohn der Königin Idrilain, Bruder der Königin Phoria. Ich komme

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