Schattengilde 03 - Unter dem Verrätermond
genähert hatte.
Eingeklemmt zwischen zwei Pferden warf sie sich unter dem Ross des Angreifers zu Boden und kam auf der anderen Seite wieder auf die Beine. Dann stieß sie dem Mann das Schwert in die Hüfte und versetzte seinem Reittier einen Schlag auf das Hinterteil, woraufhin das Pferd mit großer Wucht gegen den Mann prallte, der zuvor aus dem Sattel gestürzt war.
Ein weiterer Reiter kam auf sie zu, und sie bereitete sich auf den Angriff vor. Doch der Mann entpuppte sich als Nyal, der ihr brüllend zu verstehen gab, dass sie hinter ihm aufsitzen sollte. Sie ergriff seine ausgestreckte Hand, schob ihren Fuß über dem seinen in den Steigbügel und ließ sich hinter seinem Sattel auf den Rücken des Pferdes ziehen. Er riss das Tier herum und jagte im Galopp davon, ohne sich weiter um die Angreifer zu kümmern, die im Straßenstaub zurückblieben.
Beka blieb keine andere Wahl, als ihren freien Arm um seine Taille zu schlingen und sich festzuklammern, während er weiter die überwucherte Trasse hinuntergaloppierte. Ein Teil ihres Geistes registrierte, wie gut er sich anfühlte, so nah an ihrem Leib, doch sie schob den Gedanken erzürnt von sich und erinnerte sich stattdessen an den kühlen Ausdruck in seinen Augen, als er sie gefangen genommen hatte.
Schweigend brachten sie die ersten Meilen hinter sich, ehe sie rasteten, um das Pferd an einem Bach zu tränken. Beka, die Hand noch immer fest um das Heft ihres Schwertes geschlossen, glitt rasch vom Rücken des Tieres herab und wich einige Schritte zur Seite.
Nyal stieg ebenfalls ab, versuchte aber gar nicht, sich ihr zu nähern, sondern stand einfach nur da, das Schwert sicher in der Scheide und die Arme vor der Brust verschränkt.
»Wo kommst du jetzt plötzlich her?«, fuhr sie ihn an. »Hast du mich schon wieder verfolgt?«
»In gewisser Weise«, gab er zu. »Ich habe die Stelle gefunden, an der ihr überfallen worden seid, und dachte, du wärest tot. Stattdessen habe ich dann auch die Stelle entdeckt, an der du die anderen in die Irre geführt hast. Da ich mir denken konnte, dass du über meinen Anblick nicht gerade erfreut bist, habe ich mich im Hintergrund gehalten und dich beschattet, um sicherzustellen, dass dir nichts geschieht. Du hast deine Sache gut gemacht, bis die Akhendi dich überrascht haben, aber damit habe ich auch nicht gerechnet.«
Beka ignorierte das Kompliment. »Wenn du so um meine Sicherheit besorgt bist, warum hast du mich dann überhaupt aufgespürt?«
Er bedachte sie mit einem kläglichen Grinsen. »Das schien mir die beste Möglichkeit, die anderen Spurensucher davon abzuhalten, deinen Freunden zu folgen, die, wie ich richtig angenommen hatte, auf dem Weg durch das Gebirge waren.«
»Du hast sie gefunden?«
Er nickte. »Ich und ein Rudel Banditen, aber mit denen sind wir fertig geworden. Ich habe Seregil und Alec den Weg gewiesen, ehe ich zurückkam, um dafür zu sorgen, dass du Sarikali unbeschadet erreichst.«
»Nette Worte«, knurrte sie.
»Talía.« Er trat näher, und sie entdeckte einen dunklen Fleck auf der Vorderseite seiner Tunika kurz über dem Saum. Es war Blut, doch trocken, wie es war, konnte es nicht von dem gerade überstandenen Kampf stammen.
»Du hast sie also gehen lassen, richtig?«, fragte sie zweifelnd und deutete auf den Fleck.
»Alec war verwundet, ein Schuss ins Bein«, erklärte Nyal, während er mit den Fingern über den Fleck strich. »Ich habe ihn verbunden.«
Beka litt Höllenqualen. Sie wollte ihm glauben, sie hatte sogar ein wenig Grund dazu, doch ihre Vorsicht ließ es nicht zu.
»Warum haben die Akhendi mich angegriffen?«
Nyal wandte sich ab und setzte sich auf einen großen Stein am Ufer des Baches. »Ich weiß es nicht«, seufzte er, und in diesem Augenblick wusste sie, dass er log.
»Es hat etwas mit Amali zu tun, richtig?«
Die schuldbewusste Röte, die seine Wangen erfasste, ließ keinen Zweifel aufkommen. Seregil hatte mit seinem Misstrauen ihm gegenüber die ganze Zeit Recht, dachte sie traurig. »Du steckst mit ihr unter einer Decke, nicht wahr?«
»Nein«, antwortete er, stützte dann die Ellbogen auf die Knie und ließ müde den Kopf hängen.
Sie blickte auf ihn herab, und ihr verräterisches Herz rief die Erinnerung an das Gefühl seiner nackten Haut unter ihren Fingern wach. Doch sie hatte Alec gesagt, sie wäre nicht blind vor Liebe. Nun war die Zeit gekommen, den Beweis ihrer Worte anzutreten. »Gib mir deine Waffen«, befahl sie.
Wortlos löste er seinen Schwertgurt
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