SchattenGrab
doch! Das Kind heißt Sophie und die Verwandten hier von Bodenstein, stimmt’s?“
„Bingo! Du kannst hellsehen, Wolf. So, und nun raus mit der Sprache. Woher weißt du das? Was gibt es für Zusammenhänge, von denen ich augenscheinlich keine Ahnung habe?“, knurrte Peter. Da war wieder was an ihm vorbeigegangen, und das ärgerte ihn.
„Ruhig Blut, Peter“, sagte Wolf, der den Missmut in der Stimme seines Kollegen wohl vernommen hatte, „du kannst das hier gar nicht wissen. Ich bin von meinem Freund vom LKA angerufen worden. Thorsten Büthe, du kennst ihn doch. Er wusste, dass ich gerade zu Hause bin und hat mich um einen Gefallen gebeten.“
„Jetzt bin ich aber gespannt“, sagte Peter und war es wirklich.
„Thorsten ist mit dem Vater der vermissten Kleinen befreundet und kennt die Familie daher. Nun ist am Strand in Neuharlingersiel der skelettierte Fuß eines Kindes angespült worden und mit den Knochen auch zwei Gegenstände. Einer ist eine scheußliche, rosafarbene Mädchenuhr. Thorsten hat eine Mail mit dem Bild bekommen. Er meint, er habe eine solche Uhr am Arm des Mädchens gesehen und hat mir ein Foto von der Kleinen geschickt. Ich soll mich da oben mal umhören. Am Strand, am Hafen, in den Buden. Vielleicht hat sie jemand gesehen oder weiß etwas.“
„Verstehe“, sagte Peter, „aber warum geht er nicht den offiziellen Weg? Zeigt den Eltern das Bild von der Uhr und so weiter.“
„Eben genau das will er vermeiden. Erwähnt er die Uhr, muss er auch von dem Leichenteil sprechen. Und selbst wenn die Uhr dem Kind gehören könnte, hieße das immer noch nicht, dass der Fuß mit der Uhr zusammenhängt. Die Eltern würden aber immer davon ausgehen, dass ihre Tochter tot ist. Den Schock will er ihnen so lange ersparen, wie es möglich ist. Die rechtsmedizinische Untersuchung der Knochen läuft noch. Ich soll quasi parallel inkognito hochfahren und mich mal umhören. Vielleicht stellt sich auch heraus, dass die Knochen zu einem Jungen gehören, oder das Alter passt gar nicht.“
„Etwas ungewöhnlich, aber gut, sicher eine Möglichkeit. Und wie lange willst du wegbleiben?“
„Höchstens zwei, drei Tage. Ich werde aber gleich in Nienburg anrufen. Sie sollen uns eine weibliche Kripobeamtin zuordnen, die uns hier mit unterstützt. Dann bist du jetzt nicht allein und für die Befragungen in der Familie wird es gut sein, von weiblicher Intuition unterstützt zu sein. Ich bin so schnell zurück wie ich kann.“
Kruse lächelte. Peter hatte Blut geleckt, und die Idee mit der Kommissarin war klasse. Er ärgerte sich, dass er sie nicht selbst gehabt hatte.
„Gut, du Undercover-Ermittler. Schick mir mal die Mail mit der Uhr. Gutes Gelingen wünsche ich dir in jeder Hinsicht. Und noch was …“
„Was denn?“, wollte Hetzer wissen.
„Du kannst mir immer alles sagen! Wir sind doch Freunde, oder? Also mach in Zukunft einfach den Mund auf, wenn irgendwas ist, damit ich weiß, woran ich bin.“
„Hast ja recht!“, sagte Wolf zerknirscht. „Ich dachte, du wärst vielleicht sauer. Ich war auch irgendwie so überrumpelt in diesem Moment. Erst sitzt Moni plötzlich vor meiner Tür, dann stehst du da. Ach, Scheiße, war einfach blöd.“
„Schwamm drüber. Jetzt ruf einfach in Nienburg an und besorg mir eine fähige Kollegin. Alter egal, Aussehen auch, Hauptsache das Herz auf dem richtigen Fleck und einen guten Riecher.“
„Wird gemacht, Chef!“, sagte Wolf mit einer Spur schmunzelnder Ironie und legte auf.
Sarah Görlitz
Justus’ älteste Tochter war ein wenig aus der Art geschlagen. Sie hatte sich vorgenommen, dass irgendwann keine Stelle ihres Körpers mehr untätowiert sein sollte. Dafür jobbte sie neben ihrem Studium. Ihrem Vater war das ein Dorn im Auge und mit Verena, der neuen Frau an seiner Seite, hatte sie sich sowieso nie verstanden. Sarah war froh, dass sie jetzt in Oldenburg lebte, wo sie mit der ganzen beknackten Familie nichts mehr zu tun hatte. Die hatten alle irgendwie einen Hau, fand sie. Zum Glück hatte sie wenigstens mit der Seite ihrer Mutter nichts mehr zu tun. Die anderen reichten völlig.
Die Großeltern nebenan waren wunderlich, vor allem Oma Marianne hatte echt einen Knall. Das dachte jeder. Eigentlich gehörte sie in die Klapse und Opa Friedhelm, der Besserwisser, nervte nur. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es ihr Vater dort in seiner Jugend ausgehalten hatte.
Oma und Opa Bückeburg, die von Bodensteins, waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und
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