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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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hatte sich bereits erhoben. „Was denn noch?“
    „Es geht um die kleine Sophie. Hatten Sie oder Ihre Frau eine besondere Beziehung zu ihr?“
    „Nein, das kann man nicht sagen. Traurig, das Ganze. Ein behindertes Kind zu haben, ist immer schwierig. Wir hatten wenig Kontakt. Wir arbeiten sehr viel. Sophie war am liebsten bei ihrer Mutter. Allein blieb sie nicht gerne bei uns. War es das jetzt?“
    „Ja, vielen Dank. Wenn wir noch weitere Fragen haben, kommen wir wieder auf Sie zu“, sagte Detlef und sah gerade noch den Zipfel des weißen Kittels durch den Türspalt wehen. Er war sich nicht sicher, ob der Arzt seine letzten Worte überhaupt noch gehört hatte. Puh, dachte er bei sich, was für schwierige Menschen, alle beide. Da konnte es doch zu Hause ständig nur Theater geben. Die Vorstellung, dass man sich ein Leben lang aus dem Weg gehen konnte, war ihm fremd.
    Peter war zu Antonia von Bodenstein gefahren. Sie war die deutlich angenehmere Gesprächspartnerin, wenn sie auch in Hektik war. Das sah man ihr an. Zwei kleine Pudel sprangen an ihm hoch.
    „Bitte kommen Sie doch rein“, sagte sie, „ihr geht in euer Körbchen“, befahl sie den Hunden.
    „Ja, vielen Dank, ich habe nur ein paar Fragen“, erklärte Peter, „dann bin ich auch schon wieder weg.“
    „Kann ich dabei weiter aufräumen?“, fragte Toni, „oder stört Sie das?“
    „Nein, machen Sie das ruhig. Wir können uns dabei unterhalten.“
    „Möchten Sie einen Kaffee und ein Stück Kuchen?“
    „Och, nur wenn es keine Umstände macht. Sie scheinen es eilig zu haben.“
    Peters Magen meldete sich spontan mit einem akuten Hungergefühl bei diesen Aussichten und rebellierte. Er konnte gar nichts dafür.
    „Der Kaffee macht sich von selbst und den Kuchen muss ich nur anschneiden. Setzen Sie sich doch bitte mit in die Küche. Meine Schwester kommt heute zu Besuch und die ist immer so etepetete. Da will ich noch ein bisschen Ordnung machen.“
    „Sophies Mutter?“, fragte Peter.
    „Ja“, antwortete Toni überrascht und stellte ihm einen Teller hin, „Sie kennen Sophie?“
    „Nein, nicht direkt“, antwortete Peter und schielte auf den Frankfurter Kranz vor seiner Nase, „ich weiß nur von dem Fall.“
    „Ach so, der Kaffee ist gleich so weit. Mit Milch und Zucker?“
    „Mit allem. Sagen Sie, weswegen ich hier bin … Wissen Sie noch, was Sie an dem Morgen gemacht haben, als der Schwiegervater Ihrer Schwester hier in Bückeburg tot aufgefunden worden ist?“
    „Na, den üblichen Wahnsinn“, lachte sie, „um wie viel Uhr genau?“
    „So gegen halb acht.“
    „Da habe ich drei Kinder weggebracht. Zwei zur Schule und eins in den Kindergarten, und ich habe noch ein bisschen mit anderen Müttern geredet. Danach mussten die Hunde ausgeführt werden.“
    „Wachsen die noch?“, fragte Peter mit Blick auf die Winzlinge, während er ein Stück Kuchen in seinen Mund schob.
    „Nein, die bleiben so, das sind Toypudel“, gab Toni bereitwillig Auskunft.
    „Mir wären die zu klein. Sie sind ja nicht mal so groß wie meine Füße. Da hätte ich ständig Angst, einen zu ertreten.“ Sein Magen verlangte Nachschub. So ein Ministück Kuchen war nur dazu geeignet, noch mehr Appetit zu erzeugen. „Lecker, Ihr Frankfurter Kranz!“
    „Danke“, sagte sie, ohne ein weiteres Wort hinzuzufügen und zerstörte damit seine Hoffnung auf ein zweites Stück.
    „Na, dann will ich mal wieder“, seufzte er und stand auf. „Wie kamen Sie eigentlich mit Sophie klar?“, wollte er noch wissen.
    „Ganz gut. Sie war zwar ein richtiges Mamakind. Bei uns war sie trotzdem recht gerne. Das lag natürlich auch an den Kindern und den Hunden. So etwas hatte sie zu Hause nicht.“
    Peter nickte und trank seinen Kaffee aus. „Na, dann will ich Sie mal nicht länger aufhalten“, sagte er, verabschiedete sich und fuhr wieder ins Büro. Allerdings nicht, ohne noch beim Bäcker Achter vorbeizufahren und zehn Stückchen Kuchen zu kaufen. Für die würde sich immer ein Abnehmer finden. Zwei davon hatte er bereits intus, als Detlef endlich kam und sich in seinen Stuhl fallen ließ.
    „Mein Gott, was für ein unangenehmes Ehepaar, dieseÄrzte von Bodenstein. Denen würde ich ja viel zutrauen, aber leider haben sie ein Alibi. Dafür gibt es genug Zeugen. Sie waren früh in der Klinik“, sagte Detlef.
    „Hmm“, murmelte Peter, „willst du Kuchen? Bedien’ dich einfach! Bei der Tochter war es ganz angenehm, aber sie hat auch etliche Mütter als Zeugen, die sie gesehen

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