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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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haben, als sie ihre Kinder zur Schule und zum Kindergarten gebracht hat. Da kommen wir also nicht weiter.“
    „Was für eine andere Bindung könnte es geben, die Dr. Friedhelm Görlitz nach Bückeburg hatte?“, überlegte Detlef laut.
    „Vielleicht eine Geliebte?“, sagte Peter.
    „Ist das nicht ein bisschen zu weit hergeholt? Das ist ein alter Mann“, wandte Detlef ein.
    „Ja und?“
    „Nee, das glaube ich nicht“, sagte Detlef.
    In diesem Moment kam Wolf ins Zimmer und grinste bis über beide Ohren.
    „Gibt es bei euch was Neues?“, fragte er.
    „Wir kommen auch nach dieser Zeugenbefragung erst mal nicht weiter“, sagte Peter bedauernd, „alle haben ein Alibi für die Tatzeit, wenn es denn überhaupt ein Mord war. Was grinst du eigentlich so?“
    „Ich habe gerade einen höchst interessanten Anruf erhalten und wollte euch jetzt mithören lassen, wenn ich Thorsten Büthe davon in Kenntnis setze. Dann brauche ich es nicht zweimal zu erzählen“, erklärte Wolf.
    „Du machst es aber spannend“, sagte Detlef, während Wolf die Nummer vom LKA wählte.

Marianne
    Marianne saß auf dem Bett im Gästezimmer ihres Sohnes und hielt ihren Engel im Arm. Sie summte vor sich hin, als wollte sie ihm ein Einschlaflied singen. Dann begann sie zu sprechen:
    „Ja, so ist es, Marie. Wir haben jetzt kein richtiges Zuhause mehr. Justus hat gesagt, wir können nicht zurück und hierbleiben können wir auch nicht. Verena will das nicht. Sie mag uns nicht.“ Sie summte wieder. „Ich könnte auch wegfliegen, aber ich bin zu schwer. Ich hab es mal von den unteren Stufen der Treppe versucht, aber dabei habe ich mir nur den Knöchel verstaucht.“
    In diesem Moment klopfte es an die Zimmertür.
    „Herein“, sagte Marianne.
    „Frau Görlitz, ich bin es, Marga Blume. Wir haben uns schon kennengelernt. Sie malen wunderschöne Bilder. Darf ich Ihnen dazu ein paar Fragen stellen und das Gespräch aufzeichnen?“
    „Ja, gerne“, antwortete Marianne und legte ihren Engel zur Seite.
    „Ich habe mir alle Bilder ganz genau angesehen, Frau Görlitz, und mir ist etwas aufgefallen. Sie handeln alle vom Wasser. Ist das richtig?“
    „Von Luft und Wasser. Von Luft ohne Wasser und Wasser ohne Luft.“
    „Ah, interessant. Aber warum ist das Wasser in Ihren Bildern meistens rot oder orange? Wasser ist doch eher blau oder grün?“
    „Nur kaltes Wasser ist blau oder grün. Mein Wasser ist warm und heiß.“
    „Ich verstehe, die Farbe zeigt die Temperatur an. Und was haben die Engel damit zu tun? Auf manchen Bildern sind sie auch zu finden. Können Ihre Engel schwimmen?“
    „Nein, sie schlafen in heißem Wasser ein. Wenn es wieder kalt wird, fliegen sie.“
    „Schlafen sie jeden Abend im heißen Wasser ein?“, fragte Marga.
    „Nein, nur einmal, danach fliegen sie für immer“, erklärte Marianne.
    „Ist das bei jedem Engel so?“
    „Das weiß ich nicht, bei meinen schon“, sagte sie und summte wieder.
    „Ein schönes Lied, das Sie da summen!“
    „Mendelssohn-Bartholdy. Es heißt ,Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir’“.
    „Wirklich wunderschön. Sagen Sie, die Engel, wie sind sie entstanden? Manche haben Köpfe aus Holz, manche aus Ton, Fimo oder Pappmachee, aber alle sehen so wie Sophie aus.“
    „Ich habe immer wieder ein Stück von ihr zum Engel gemacht. Sie lebt in all meinen Engeln weiter, meine Kleine.“
    „Sophie oder Marie?“, fragte Marga provokant.
    „Alles ist eins, wenn sie fliegen“, sagte Marianne verklärt.
    „Heißt Friedhelm jetzt auch Marie?“
    „Bestimmt, wenn er ein Engel geworden ist.“
    Hier kam Marga nicht weiter. Aber sie hatte das Gefühl, dass etwas Verborgenes in Mariannes Worten gewesen war. Sie hatte ihr etwas mitgeteilt, was sie noch nicht ganz verstand. Aber sie hatte die Aufzeichnung. Sie würde sie wieder und wieder hören, dabei dieBilder betrachten und vielleicht würde sie irgendwann eine Eingebung haben.
    „Darf ich Ihren Engel einmal sehen?“, fragte Marga.
    „Bitte schön, aber seien Sie vorsichtig mit Marie. Sie ist hier noch fremd.“
    Marga nahm die Puppe, die nur aus Kopf und Federn bestand, in die Hände. Dazu musste sie sie am Hinterkopf festhalten. Der war ganz schön schwer. Nachdenklich betrachtete sie das Antlitz des Engels.
    „Sie sind ein echtes Genie, Frau Görlitz. Es ist so, als blicke man direkt in Sophies Gesicht.“
    „Das ist doch leicht. Einfach hautfarbene Knetmasse drum herum und ein bisschen formen. Die Haare habe ich von mir

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