SchattenGrab
vor. Kunst war oft der Spiegel der Seele. Sie wollte sich parallel zur Arbeit der Spurensicherung noch einmal die Bilder und Skulpturen von Marianne ansehen. Vielleicht verrieten sie etwas, was ihnen bisher entgangen war.
DNA
Nadja hatte inzwischen DNA-Proben von Friedhelm ins Labor gegeben und Mimi und Seppi von der SpuSi hatten sich sein Fahrzeug vorgenommen, das Detlef nach Stadthagen gebracht hatte. Nicht ganz uneigennützig, denn er hatte etwas vor.
Er schmunzelte noch ein wenig, wenn er an den Morgen dachte mit Peter im Dienstzimmer, nachdem Wolf in sein Büro gegangen war. Seit Kurzem war der Kollege außerordentlich freundlich zu ihm, fast ein bisschen zu sehr. Eigentlich hatte Detlef gedacht, irgendwie mitbekommen zu haben, dass Peter etwas mit der Rechtsmedizinerin hatte, aber er war sich nicht mehr ganz sicher gewesen. Und als Peter ihm zu Dienstbeginn auf die Schulter geklopft und ihm nochmals gesagt hatte, was für ein Pfundskollege er sei und wie tolle Ideen er doch gehabt hätte, da war es ihm etwas seltsam vorgekommen.
„Du Peter“, hatte er gesagt, „nichts für ungut. Ich freue mich wirklich, dass du deine arrogante Haltung mir gegenüber aufgegeben hast, aber ich bin nicht am männlichen Geschlecht interessiert. Leider. Ich stehe auf Frauen, auch wenn du bestimmt ein attraktiver Mann bist. Ich hoffe, dass wir trotzdem gute Kollegen bleiben können.“
Peter guckte zuerst vollkommen verdutzt wie eine Kuh mit großen Augen. Ihm war quasi der Mund offen stehen geblieben. Dann aber brüllte er vor Lachen und kriegte sich gar nicht wieder ein. Mit Tränen in den Augen und noch immer glucksend fragte er: „Wie, du bist gar nicht vom anderen Ufer?“
„Nee, tut mir leid!“
„Mir aber nicht, Alter, das ist schon in Ordnung!“
Jetzt guckte Detlef wie ein Fragezeichen, und Peter erklärte ihm die ganze Geschichte. Dann lachten beide.
„Also, ich habe nichts gegen Schwule“, sagte Detlef mit einem Grinsen.
„Wenigstens nix Wirksames, wie?“
„Höre ich da eine gewisse Intoleranz aus deinen Worten?“
„Nee, das war ein Witz. Ich habe mir in den letzten Tagen viele Gedanken darüber gemacht, weil ich ja dachte, dass du schwul bist.“
„Leben und leben lassen“, sagte Detlef, „es will sich doch keiner vorschreiben lassen, mit wem er wann und wie vögelt.“
„Klare Worte, aber es ist was dran. Hattest du denn nicht mitgekriegt, dass ich mit Nadja zusammen bin?“
„Ich war mir nicht mehr sicher, aber sag mal, jetzt eine andere Frage: Diese Mimi, hat die einen Freund?“
„Unsere kleine Wuchtbrumme von der SpuSi? Nee, ich glaub nicht. An die traut sich keiner ran. Mimi steckt jeden Kerl in die Tasche.“
„Interessant“, sagte Detlef, in dem das Jagdfieber bereits entbrannt war, „na, dann will ich Friedhelm Görlitz’ Wagen nachher mal nach Stadthagen bringen, aber erst geht es zu den von Bodensteins.“
„Was für ein glücklicher Zufall“, gab Peter zurück. „Ich fahre dann jetzt zu Antonia von Bodenstein.“
Nadja
Bei Nadja im Institut war inzwischen die DNA-Bestimmung von Sophie eingetroffen, die bereits nach ihrem Verschwinden vom LKA Hannover veranlasst worden war sowie eine weitere Probe mit Haaren und dem Schnuller der Kleinen, den sie nachts immer noch brauchte.
Da am Anfang nicht bekannt war, um wen es sich bei dem Toten vom Schützenhaus handelte, hatte Nadja im Labor ebenfalls schon am Tag zuvor die Vermehrung seiner DNA und weitere aus Anhaftungen auf seiner Kleidung in Auftrag gegeben.
Doch es war fraglich, ob es etwas brachte, sagte sich Nadja. Es war doch durchaus üblich, wenn die Enkeltochter mit dem Opa Kontakt hatte. Gut, sie war jetzt fünf Wochen weg. Wenn er viel DNA von ihr an sich trug, dann konnte es sein, dass sie kürzlich erst zusammengekommen waren. Auf einem frischen Hemd wäre das eventuell ein Hinweis. Aber alles zu vage, fand Nadja. Es würde auch noch dauern, bis die Spuren aus den Anhaftungen ausgewertet waren.
Aus rein medizinischem Interesse nahm sie sich Sophies DNA vor. Da sie das Katzenschrei-Syndrom hatte, war es interessant, nach der genetischen Abweichung zu suchen. Tatsächlich fand sie die abgebrochene Stelle am kurzen Arm des fünften Chromosoms. Es war unschlüssig, ob diese Mutation nun bei der letzten Teilung der Eizelle entstanden war, oder ob bereits in einer der vorigen Generationen ein Hinweis auf einen Stückverlust zu finden war. Da sie nun DNA von Großvater und Enkelin vorliegen hatte, konnte siebei
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