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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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war gerade dabei, mit einem kleineren Stein eine der Beeren zu zerquetschen, während die anderen Menschen ihn konzentriert beobachteten.
    Simon wurde schnell klar, dass die Gruppe gerade dabei war, mit der Nahrung zu experimentieren. Anscheinend versuchten sie, neue Verarbeitungsmethoden zu finden.
    Simon beneidete die Gruppe um ihre Unbeschwertheit, mit der sie die Zeit am Strand verbrachten. Ganz gewiss war diesein besonderer Moment. Das raue Leben dieser Zeitepoche, mit all seinen Gefahren und Anforderungen, bot sicherlich nicht häufig solche ruhigen Augenblicke.
    Das Bild verschwamm kurz und tauchte dann erneut auf. Sicherlich ein Schwächeanfall des Schattengreifers. Er sprach auch nicht zu Simon, so wie einst. Anscheinend fehlte ihm selbst dazu die Kraft.
    Noch immer blickte Simon auf dieselbe Szene. Er musste selbst grinsen, als er den jungen Schattengreifer so herumalbern sah. Kaum vorzustellen, dass …
    Plötzlich hielten die beiden Jungen in ihrer Bewegung inne. Sie blickten ganz bestürzt auf eine Stelle am Strand, die außerhalb von Simons Sichtfeld lag.
    Nun bemerkten es auch die Kinder und die Erwachsenen am Strand. Erschrocken sprangen sie auf. Einer der Männer griff sich den Stein, mit dem er gerade noch die Beeren zerdrückt hatte.
    Etwas kam auf die Gruppe zu. Etwas, das sich hinter Simon befinden musste und das den Menschen am Strand unbändige Angst einjagte.
    Simon wandte sich um. Doch so weit reichte die Illusion nicht, die der Schattengreifer ihm bieten konnte. Hinter Simons Rücken war alles schwarz. Also blickte er wieder auf die Szenerie vor sich. Die Urzeitmenschen standen vor Schreck erstarrt auf dem heißen Sand.
    Dann plötzlich schrie eine Frau auf und warf sich schützend auf eines der Kinder. Und im selben Moment erkannte Simon endlich die Gefahr. Von seiner linken Seite her stürmten weitere Urzeitmenschen ins Bild. Sie hatten Speere und Keulen in den Händen und gaben wütende Schreie von sich.
    Die angreifende Gruppe unterschied sich stark von dem Familienstamm des Schattengreifers. Ihre Körper waren kräftiger und muskulöser. Ihre Gesichter wirkten schroffer, mit hervorstechenden Augen, wulstigen Nasen und einem breiteren Kinn. Diese Menschen mussten aus einer ganz anderen Region stammen.
    In gieriger Hatz stürmten sie auf die Menschen am Strand zu. Simon wurde bewusst, dass er hier den Kampf zweier Gattungen beobachtete. Zwei Urzeittypen, von denen eine Gruppe den Strand für sich beanspruchen wollte. Simon sah eine Fehde in uralter Zeit. Vielleicht sogar den Versuch der Raumgewinnung für eine ganze Gattung von Menschen.
    Die Menschen aus dem Stamm des Schattengreifers versuchten zu fliehen. Die Erwachsenen griffen sich die Kinder, hoben sie auf die Arme und rannten davon. Die Jugendlichen hasteten ihnen voraus. Doch sie kamen nicht weit. Schon nach wenigen Schritten erkannten sie eine zweite Gruppe Angreifer, die aus dem Waldstück herausgerannt kam und ihnen von hinten den Weg zur Flucht versperrte, während gleichzeitig weitere Krieger mit lautem Geschrei aus den seitlichen Büschen heraussprangen. Die Gruppe des Schattengreifers war eingekesselt. Sie waren in der Minderheit und noch dazu unbewaffnet.
    So hatten sie keinerlei Chance.
    Die angreifende Horde stürmte gnadenlos auf sie zu. Mit brutaler Gewalt überrollten die Angreifer die verzweifelt schreienden Familien. Simon musste mit ansehen, wie einer nach dem anderen grausam niedergemetzelt wurde. Er wurde Zeuge eines bestialischen Kampfes, in dem keine Überlebenden zurückgelassen wurden. Er schloss die Augen vor dieserunmenschlichen Szene. Doch es half ihm nichts: Er beobachtete alles vor seinem geistigen Auge. Es war ihm unmöglich, sich von dem Gemetzel abzuwenden.
    Sein Magen drehte sich um. Bis ihm etwas in den Blick geriet, das seine Aufmerksamkeit kurz ablenkte: Der jugendliche Schattengreifer warf sich vor einem der Angreifer auf den Sand. Simon konnte erkennen, dass er etwas murmelte. Und binnen eines Augenblicks schien er verschwunden zu sein.
    Sein Angreifer stutzte kurz, schüttelte den Kopf, wandte sich dann um und suchte sich schnell ein neues Opfer.
    Der ganze Angriff dauerte nur wenige Minuten. Auch wenn es Simon wie eine Ewigkeit vorgekommen war. Irgendwann waren alle Familienmitglieder erschlagen, und die Angreifer zogen sich zufrieden zurück.
    Der heiße Sand färbte sich rot. Und eine Stille legte sich über den Strand, dass Simon den Eindruck erhielt, die ganze Natur trauere um die vielen

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