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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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habe der Schattengreifer insgeheim darauf gewartet. Ja, vielleicht hatte er Simon nur aus diesem Grund zu sich gebeten.
    »Mir helfen?«, keuchte der Magier. »Was könntest …?«
    »Ich habe einen Plan. Wie ich Euch und meinen Freunden helfen könnte. Doch dazu brauche ich Eure Hilfe.«
    Der Schattengreifer versuchte aufzulachen, doch seine Kraft reichte dazu nicht mehr aus. »Ich soll dir helfen? Sieh mich doch an …«
    »Berichtet mir!«, bat Simon. »Ich habe in der ägyptischen Halle mit meinen Worten recht gehabt, nicht wahr? Es gab etwas in Eurem Leben, das in Euch diesen Hass auf die Menschen hervorgerufen hat. Es gab eine Situation, die aus Euch das gemacht hat, was Ihr heute seid: besessen davon, die Menschheit zu unterwerfen, um sie angeblich zu retten.«
    Der Magier schloss die Augen. Kurz. Dann blickte er Simon wieder an und nickte.
    »Dann berichtet mir davon«, bat Simon noch einmal, dieses Mal jedoch nachdrücklicher. »Sagt mir, was geschehen ist. Dann kann ich Euch vielleicht helfen.«
    Einen Moment lang zögerte der Schattengreifer erneut. Er schloss die Augen und hörte auf zu atmen. Simon befürchtete schon, dass er zu spät hierhergekommen war, als der Schattengreifer die Augen wieder aufschlug, kurz einatmete und sagte: »Du willst die Wahrheit? Komm her. Ich werde sie dir verraten.«
    Simon trat vorsichtig noch einen Schritt näher an den Schattengreifer heran. Ganz nahe an sein Bett.
    Bis der Magier urplötzlich eine Hand ausstreckte und Simons Arm umfasste. »Komm näher!«, befahl er mit seiner versiegenden Stimme. »Komm her!«
    Simon musste sich überwinden. Vorsichtig beugte er sich über den Schattengreifer, und der führte unter großer Anstrengung seine beiden Hände an Simons Schläfen. So, wie er es schon einmal getan hatte. Damals, auf dem Seelensammler, als er Simon im Geiste mit auf eine Reise in die Vergangenheit genommen hatte.
    »Sieh sie dir an, die Wahrheit«, sagte der Schattengreifer noch, dann wurde es dunkel um Simon.»Was sollen wir nur tun?« Nin-Si stand ebenso hilflos an die Wand gedrückt wie ihre Freunde. Die Situation war gespenstischer als zuvor.
    Ihnen gegenüber standen die schattenhaften Gestalten und rührten sich nicht. Sie schienen auf die Freunde zu blicken, hielten sie in Schach, doch sie bewegten sich kaum.
    Und durch sie hindurch konnten die Freunde Neferti erkennen, wie sie leblos am Boden lag.
    »Irgendetwas müssen wir doch tun.«
    Caspar versuchte erneut, sich von der Wand zu entfernen. Doch genau wie vor wenigen Augenblicken, als er dasselbe schon einmal versucht hatte, reagierten die Schatten auch jetzt sofort und bewegten sich ebenso zur Seite wie Caspar. Völlig lautlos.
    Einzig das Knurren der Tiger an ihren Pforten, die ebenfalls ihre Muskeln anspannten, war zu hören.
    »Wo ist Simon?«, erkundigte sich Salomon. »Was geht hier vor?«
    Doch er erhielt keine Antwort. Das Schweigen seiner Freunde bedeutete ihm, dass sich alle diese Frage stellten.
    Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als weiter auf die Schatten zu starren und zu hoffen, dass Simon genau wusste, was er tat.
     
    Bilder entstanden vor seinen Augen. Wieder einmal nahm der Schattengreifer Simon auf eine gedankliche Reise in die Vergangenheit mit.
    Simon konnte den Himmel erkennen und darunter einen Strand. Das Meer schickte seine Wellen und nahm sie wiedermit sich. Der helle Strand war eingesäumt von einer Baumgruppe, hinter der wohl der Dschungel begann.
    Simon erkannte diese Stelle sofort. Er war schon hier gewesen. Mehrmals. In seiner ersten gedanklichen Zeitreise mit dem Schattengreifer.
    Dieses Mal allerdings wirkte die Szenerie nicht so klar und farbenprächtig. Alles wirkte eher vernebelt, gerade so, als hinge ein Schleier vor Simons Augen. Es fiel dem Magier offensichtlich schwer, diese Bilder in Simons Kopf zu übertragen.
    Jetzt erkannte er Menschen. Urzeitmenschen. So, wie Simon sie schon einmal beobachtet hatte. Eine Gruppe von etwa zwanzig Menschen hielt sich an dem Strand auf. Sie waren mit Tierfellen bekleidet.
    Einen Jungen aus der Gruppe erkannte Simon sofort wieder. Es war der Schattengreifer in jungen Jahren. Er alberte mit einem anderen Jungen herum. Sie stießen sich an, knufften sich, rauften sich, tollten über den heißen Sand. Kinder sahen ihnen zu und kicherten.
    Einige Erwachsene knieten vor einem hohen, flachen Stein am Strand. Sie wirkten sehr beschäftigt. Vor ihnen auf dem Stein lagen Kräuter ausgebreitet und verschiedene Beeren. Ein Mann

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