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SchattenHaut

SchattenHaut

Titel: SchattenHaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nané Lénard
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gearbeitet hatte, lag Otto noch im Dämmerzustand in einem Keller, den er nicht kannte.
    Die Beamten fanden schließlich mittels Luminol und UV-Licht drei kleine Blutspritzer unter der Schneedecke auf dem Hof seines Grundstücks, gut konserviert. Die Vermutung eines Verbrechens erhärtete sich. Im Labor stellte sich heraus, dass es sich tatsächlich um das Blut des Verschwundenen handelte. Genetisches Material aus seiner Haarbürste war mit dem aus der Einfahrt identisch. In Ottos Wohnung gab es aber keinerlei Einbruchsspuren. Er schien sich auf dem Hof vor seiner Garage in Luft aufgelöst zu haben, samt seines Wagens.
    Hetzer hatte sich sofort beim Lesen seines Namens mit den Beamten vor Ort in Verbindung gesetzt.
    Ottos Sinne kehrten im Kellerverließ nur langsam und mühsam zurück. Ihm schien alles so fern zu sein. Wo war er? Und warum lag er in diesem schlichten, sterilen Raum in einem Gitterbett? Er versuchte sich aufzurichten, aber wie sollte er über das Gitter kommen, um sich aufzusetzen und die Beine aus dem Bett baumeln zu lassen? Da fiel ihm ein, dass er irgendwo auf einem OP-Tisch gelegen hatte. Hatte er das nur geträumt oder war das Wirklichkeit gewesen? Er schob seine Ärmel hoch. Tatsächlich, da war noch der Einstich der Infusion. Aber weswegen? War er operiert worden? Hatte er sich was gebrochen?
    Ihm tat gar nichts weh.
    Mit einem Mal wusste er wieder, dass er gar nicht freiwillig hier war. Aber er erinnerte sich nicht mehr, ob er aufgrund eines Unfalles hierher gebracht worden war, in dieses Krankenhaus. Alles sehr seltsam. Und mit diesen Gedanken schlief er wieder ein.

Der Vater
    „Rechtsmedizinische Abteilung, Serafin.“
    „Ah, hallo Frau Serafin, na, neue Erkenntnisse im Fall der Domino-Seniorin?“
    „Gut, dass Sie die männliche Form gewählt haben.“
    Sie lachte. „Hä, das verstehe ich nicht.“
    „Sie haben Domino-Seniorin gesagt. Domina-Seniorin hätte auch einen ganz anderen Beigeschmack gehabt als Gelee und Marzipan. Aber die Süßigkeit war nicht schuld. Noro-Viren. Die kommen in Heimen öfter vor.“
    „Ich sehe, Sie lernen schnell und stehen Ihrer Chefin in nichts nach.“
    „Hier darf man nicht auf den Kopf gefallen sein, Herr Kommissar. Alles intelligente Leute. Ich arbeite noch daran.“
    „Spaß beiseite. Ist Mica da?“
    „Ja, Moment, ich hole sie mal.“
    Von Ferne hörte er, wie sie nach ihr rief. Es hallte von den Wänden wider. Dann schlurften Gummischuhe herbei.
    „So so, erst willst du nicht mit uns sprechen und jetzt rufst du an. Ist dir der direkte Kontakt mit uns zuwider?“
    „Nein, Mica. Du bist doof. Wer weidete sich denn da vorhin an den Eingeweiden? Sollten wir auch noch dazwischen herumtapsen?“
    „Schön war das nicht. Hätte dir nicht gefallen, Wölfchen, das Fleisch war schon zu alt. Du solltest dich mit jüngerem beschäftigen.“
    Hetzer rollte mit den Augen. Den Seitenhieb auf Moni hatte er verstanden.
    „Hör mal, Mica. Ich habe eine Frage. Kennst du einen Verwandten, der Otto heißt, Otto von der Weiden?“
    Schweigen.
    „Hallo, Mica!“ Er klopfte auf die Muschel. „Hörst du mich noch?“
    „Ja.“ Stille.
    „Dann sag doch was!“
    Sie atmete laut aus.
    „Otto von der Weiden ist mein Vater. Was ist denn mit ihm?“
    Jetzt blieben Hetzer die Worte im Hals stecken.
    „Oh, Verzeihung, das wusste ich nicht. Das konnte ich ja nicht ahnen“, stammelte er.
    „Wie solltest du auch.“
    „Das tut mir leid.“
    „Was ist denn mit ihm. Ist er tot?“
    „Nein, wie kommst du darauf? Aber er ist entführt worden. Hast du ihn denn gar nicht vermisst? Ich dachte, du hast keine Eltern mehr.“
    „Habe ich auch nicht, auf bestimmte Art. Ich habe keinen Kontakt mehr zu meinem Vater. Seit langer Zeit.“
    „Ach so, das erklärt die Sache natürlich. Entschuldige die Frage. Habt ihr euch zerstritten?“
    „Das ist nicht der richtige Ausdruck. Sagen wir mal, ich habe den Kontakt abgebrochen. Ich hatte meine Gründe.“
    Hetzer fragte nicht weiter nach. Das ging ihn nichts an.
    „Hast du eine Ahnung, wo dein Vater sein könnte? Er ist bereits seit einigen Tagen verschwunden.“
    „Nein. Wieso hat ihn denn niemand vermisst? Auch nicht eine seiner Bienen?“
    „Er hatte Freundinnen? Kennst du die? Der Geschäftsführer seines Auktionshauses hat die Anzeige aufgegeben. Er sollte eigentlich im Urlaub sein. Da kam er nie an.“
    „Ich kenne seine jetzigen Gespielinnen nicht. Wie gesagt, ich habe seit Jahren nichts mehr mit ihm zu tun. Und er hat

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