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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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der Kultur der anderen Völker beeinflusst .
    Mythor mochte den Jungen, der kaum mehr etwas Kindliches an sich hatte. Aber er stand zwischen ihm und Sadagar.
    Der Steinmann suchte die Gegend ab und sammelte Steine, die er dann auf der Plattform auslegte. Mythor wusste, was er damit bezweckte oder angeblich bezweckte, aber er schwieg dazu.
    »Wir können nicht lange rasten«, sagte No-Ango, dessen Gesichtsbemalung bereits etwas verwischt war. Im Licht des Tages bot er einen noch fremdartigeren Anblick, aber die Bemalung wirkte weder unheimlich noch erschreckend. »Ich muss dringend zu meinem Volk.«
    »Du sagtest bereits, dass du es davor bewahren möchtest, den Endgültigen Weg zu gehen«, sagte Mythor. »Was meintest du damit?«
    »Als ich in die Gefangenschaft der Vogelreiter geriet, hatte ich einen Begleiter«, erklärte No-Ango. »Er konnte fliehen und wird meinem Volk berichtet haben. Da ich so lange ausblieb, wird man mit dem Schlimmsten rechnen. Damit ist nicht gemeint, dass ich den Tod gefunden habe. Vielmehr wird man meinen, dass ich unter der Folter allen Widerstand aufgegeben habe und unsere Feinde zur Verbotenen Stadt führen werde. Mein Volk hat keine Chance, gegen die Vogelreiter zu bestehen, es wäre ein aussichtsloser Kampf. Da es sich aber auch nicht unterwerfen wird, muss es einen anderen Weg gehen… den Endgültigen!«
    »Du meinst damit doch nicht den Freitod?« fragte Mythor entsetzt. »Das wäre Wahnsinn!«
    »Es kommt darauf an, von welcher Warte man es sieht«, erwiderte No-Ango, und er konnte dabei lächeln. »Jedes Ding hat zwei Seiten. Was macht der Steinmann da?«
    Sadagar war wieder mit einem Berg von Steinen gekommen und warf sie ins Gras.
    »Ich will den Versuch machen, diese Steine unsere Geschichte erzählen zu lassen«, sagte er, ohne den Rafher anzusehen. Er deutete auf den Steinkreis, den er um Mythor gelegt hatte, und fuhr fort: »Angenommen, da ist die Welt, dann sind wir im Augenblick dort, wo Mythor sitzt. Dieser Stein hier ist Tambuk.« Er deutete auf einen Stein bei Mythors linkem Fuß und legte nördlich davon einen kleineren Steinkreis aus dreizehn Steinen. Er ging dabei überaus sorgsam vor und verwendete nur ganz bestimmte Steine, die alle glatt wie geschliffen waren. Als er damit fertig war, sagte er: »Das ist die Strudelsee, die wir überqueren mussten, um in den Süden zu gelangen. An diesem Punkt der Strudelsee«, er setzte einen großen Stein, der gezackt war und glitzernde Pünktchen aufwies, »wurde Mythor von seinem Schatten attackiert.«
    Sadagar legte weitere Steine aus, die markante Punkte auf Mythors Reise in den Süden darstellten: die Lichtsplitter-Inseln mit dem Koloss von Tillorn, die Stelle, wo der riesige Drache Ghorogh abgestürzt war… Yarman-Rash, die Speicherburg der Schurketen und der Meteorstein an der Straße des Bösen, wo Mythor in die Gewalt des Deddeth geraten war… der Baum des Lebens, der Lilienhügel der Salamiter… und schließlich das Hochmoor von Dhuannin, wo die größte Schlacht der neueren Lichtwelt stattgefunden hatte und wo die Geburtsstätte des Schattens lag.
    Sadagar erzählte Mythors Geschichte so, als habe er sie miterlebt, dabei war er erst an den Splittern des Lichts wieder zu ihm gestoßen. Mythor hatte den Steinmann zwar über seine Abenteuer informiert, aber letztlich doch nicht so eingehend.
    Das betraf zum Beispiel die Schlacht im Hochmoor von Dhuannin, die er durch einen dunklen, fast schwarzen Stein darstellte. Sadagar erzählte vom Sterben und Leiden der Krieger, als sei er über dem Schauplatz gewesen und habe das ganze Schlachtfeld einsehen können.
    Ähnlich war es mit der Begebenheit am Meteorstein, wo Mythor sich schon aufgegeben hatte und erst durch das Können der Großen wieder Herr über sich selbst geworden war. Sadagar schilderte die Vorgänge so wirklichkeitsnah, als sei er dabei gewesen – wie mit den Augen des Deddeth!
    Zuerst war Mythor deswegen nicht beunruhigt, denn es war vereinbart, dass Sadagar durch das magische Ritual des Steinelegens und des Blendens durch Worte den Schatten aus No-Ango herauslockte. Gleichzeitig sollte der große, die Welt symbolisierende Steinkreis in Wirklichkeit ein Schutzwall gegen den Dämon sein.
    Doch No-Ango zeigte überhaupt keine Reaktion. Dafür geriet Sadagar immer mehr aus sich heraus, er steigerte sich förmlich in einen Rausch, lebte sich in die Rolle des Deddeth hinein.
    Mythor blickte auf die scheinbar verstreut herumliegenden Steine und erkannte auf

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