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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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einmal, dass sie ein ganz seltsames Muster ergaben. Er verstand sich nicht gut aufs Kartenlesen – die Marn hatten keine besessen, und zum erstenmal war er auf Prinz Nigomirs Goldener Galeere mit solchen Darstellungen bekannt geworden –, aber er hatte das Gefühl, dass Sadagar die Länder und Orte nicht nach der Wirklichkeit, sondern nach einem eigenen Plan markiert habe.
    »Zweimal ist Mythor seinem Schicksal entgangen, beim drittenmal wird ihm die Stunde schlagen!« schrie Sadagar auf einmal mit gellender Stimme.
    »Vogelreiter!« rief No-Ango da und sprang zu dem Steinkreis. Er beförderte die nächstliegenden Steine mit einigen Tritten auf Sadagar zu. Dieser heulte auf.
    Mythor sah, wie sich des Steinmanns Gesicht verzerrte, als tobe ein Schatten darin. Und das war der Beweis für ihn, dass nicht der Rafher betroffen war, sondern dass sein Freund sich in fremder Gewalt befand.
    Die ganze Zeit hatte er wie gelähmt da gesessen und wurde sich nun erst, als die Lähmung von ihm abfiel, dessen bewusst. Er sprang auf und stand kaum auf den Beinen, als Sadagar ihn anfiel.
    Er war in diesem Augenblick kein Mensch, sondern ein Dämon; Mythor erkannte ihn nicht wieder. Er fühlte auch sogleich, wie etwas Dunkles, Böses nach ihm griff, wich zurück und versuchte gleichzeitig, die gierig nach ihm gereckten Hände abzuwehren.
    Sadagar schlug wie mit Klauen nach ihm; der Deddeth in ihm verlieh ihm übermenschliche Kräfte. Er selbst dagegen war nicht in der Lage, voll aus sich herauszugehen. Er sah in Sadagar nicht einen Gegner, sondern ein Opfer.
    Er hätte ihn nicht schlagen können, geschweige denn töten, denn er sagte sich immer wieder, dass er dadurch den Deddeth nicht vernichtete, sondern nur den Freund.
    »Sadagar!« schrie er, als könne er den Freund dadurch wachrütteln. »Bei unserer Freundschaft, bei allem, was uns verbindet… weiche zurück!«
    Aber der Steinmann tobte wie ein Besessener – und das war er auch. Der Schatten in ihm musste erkannt haben, dass Mythor außerstande war, sich nach Kräften zur Wehr zu setzen, darum stürzte er sich mit letzter, wütender Anstrengung auf ihn.
    Mythor stolperte, fiel hin. Seine haltsuchende Hand bekam einen Stein zu fassen. Verblüfft erkannte er, dass es jener schwarze Felsbrocken war, mit dem Sadagar das Hochmoor von Dhuannin dargestellt hatte. Ein Omen?
    Er hob den Stein und schlug zu. Mit einem tierhaften Aufschrei wurde Sadagar zurückgeschleudert. Er war an der linken Schulter getroffen, sein Arm pendelte wie gebrochen herunter. Sofort wollte Mythor Mitleid mit dem Freund überkommen.
    Aber da war No-Ango zur Stelle und baute sich vor dem Steinmann auf. Noch immer wie ein Tier schreiend, wich Sadagar zurück, als blende oder schrecke ihn No-Angos gespaltenes Gesicht.
    »Du hast den magischen Kreis aufgebaut, um Mythor zu lähmen und mich auszusperren«, sagte der Rafher zu ihm.
    »Aber ich habe deinen Plan durchschaut, Deddeth! Du hast ausgespielt, jetzt werde ich dein Schattenleben auslöschen!«
    Sadagar schrie schrill, als No-Ango den Keulenstock zum Schlag hob. Als Mythor das sah, sprang er den Rafher an und rang ihn zu Boden. Diese Gelegenheit nutzte Sadagar zur Flucht.
    »Tut mir leid«, sagte Mythor. »Aber ich konnte nicht zulassen, dass du meinen Freund erschlägst.«
    »Solange es den Deddeth gibt; hast du keine Freunde, Mythor«, erwiderte der Rafher ohne Groll, und Mythor fühlte sich ihm in diesem Moment hoffnungslos unterlegen. No-Ango ergriff ihn am Arm und zog ihn mit sich. Dabei sagte er: »Wir müssen fort. Der Kampflärm wird die Vogelreiter anlocken.«
    »Es kommen tatsächlich Vogelreiter?« wunderte sich Mythor. »Ich dachte, dass sei nur eine Finte von dir.«
    »Sadagar wird ihnen geradewegs in die Arme laufen. Damit erhalten wir einen Vorsprung. Wir müssen zu meinem Volk. Nur dort kannst du dich für den letzten, entscheidenden Kampf wappnen.«
    Mythor, von dem Kampf gegen den entfesselten Steinmann noch geschwächt, stolperte hinter dem Rafher nach. Er wusste nicht, wie lange sie unterwegs waren, sich immer im Schutz der Felsen haltend, als er plötzlich erkannte, dass er allein war. Allein in einem unbekannten Bergland und von seinem schlimmsten Todfeind bedroht.
    *
    Die Sonne wanderte entlang einer drohend erhobenen schwarzen Wand über den Himmel. War das die Schattenzone?
    Obwohl es am Tag zuvor heftig geregnet hatte, war der Fels trocken und strahlte die Glut der Sonne doppelt zurück.
    Mythors Kehle war wie ausgedörrt, sein

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