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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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mühsam erhob, sah er zuerst die riesigen Krallen, die unruhig im Staub des Bodens zuckten. Er blickte die Beine hoch, sah über sich einen gewaltigen gefiederten Körper, einen Vogelkopf mit erwartungsvoll geöffnetem Schnabel und dahinter ein erbarmungsloses Gesicht.
    Lanzenspitzen, mit Orhakofedern verziert, senkten sich auf ihn herab, drohten ihn aufzuspießen. Vogelreiter.
    »Sieh an, da haben wir ja einen der hinterhältigen Mörder, die Ganif und Madahim auf dem Gewissen haben«, sagte einer von ihnen und setzte Sadagar die Lanzenspitze an die Kehle. Es war Janshar, einer von Ganifs Unterführern. »Ich hätte gute Lust, dich auf der Stelle aufzuspießen.«
    »Das wäre die einfachste Todesart«, wandte Aburd ein. »Wir werden ihn mit unseren Orhaken zu Tode hetzen.«
    Der Deddeth hätte mühelos in einen von ihnen überwechseln können oder in mehrere von ihnen zugleich. Aber nun war die Ruhe in ihn zurückgekehrt, die Wut über die neuerliche Schlappe verflogen. Und auf einmal hing er an diesem verbrauchten, ausgemergelten Körper. Er war doch nicht ganz wertlos, die Anwesenheit der Vogelreiter ließ ihn als ganz brauchbar erscheinen.
    »Nicht!« bettelte Sadagar mit erhobenen Händen. »Ich bin unschuldig. Ich hatte nichts mit dem Hinterhalt zu tun und wäre selbst beinahe ertrunken. Der Wilde ist an allem schuld. Wie ich ihn hasse – mehr noch als ihr!«
    Es war die Wahrheit, die der Deddeth da durch Sadagars Mund äußerte.
    »Das kannst du uns erzählen, wenn die Orhaken dich jagen«, sagte Fanhaj. »Menschenblut macht sie ganz rasend.«
    »Ich sage die Wahrheit«, beteuerte Sadagar. »Und ich kann es euch beweisen.«
    »Wie denn?« Janshar beugte sich spöttisch aus dem Sattel.
    »Der Rafher hat mich gezwungen, ihn in die Verbotene Stadt zu begleiten«, erklärte Sadagar. »Dort sollte ich einem Götzen geopfert werden. Aber ich konnte fliehen. Gerade als mich meine Verfolger stellten und zurückbringen wollten, da seid ihr erschienen. Ihr habt mir das Leben gerettet.«
    »Du warst in Lo-Nunga?« fragte Aburd ungläubig. »Ist das die Wahrheit?«
    »Aber gewiss. Beim Kleinen Nadomir, ich lüge nicht!«
    »Und würdest du den Weg dorthin wiederfinden?« erkundigte sich Janshar. »Kannst du uns hinführen?«
    »Mit dem größten Vergnügen«, sagte Sadagar hasserfüllt. »Ich wünsche mir nichts lieber, als dass diese verfluchte Stadt ausgeräuchert wird. Beim Kleinen Nadomir, ich werde euch hinführen.«
    Die Vogelreiter berieten sich kurz miteinander. Sie waren nicht überzeugt, dass ihnen Sadagar die Wahrheit sagte, aber andererseits war er ihre einzige Chance, die Verbotene Stadt zu finden.
    »Also gut«, sagte Janshar. »Aber glaube nicht, dass du uns hinters Licht führen kannst. Du würdest den Orhaken nicht entgehen.«
    Sadagar musste bei Janshar aufsitzen, der ihm sofort den Gurt mit den Messern abnahm und an seinem Sattel befestigte.
    »In welche Richtung, Alter?« erkundigte sich der Vogelreiter.
    Der Deddeth hatte keine Ahnung, wo Lo-Nunga lag, aber er spürte Mythors Ausstrahlung, und an ihr orientierte er sich. Wie er No-Ango einschätzte, würde er Mythor bedenkenlos zu seinem Volk mitnehmen – und somit auch ihm, dem Schatten, den Weg weisen.
    Sie ritten den ganzen Tag über, und als die Nacht hereinbrach und die Vogelreiter ein Lager aufschlagen mussten, begannen sie ungeduldig zu werden. Sie verhörten Sadagar wieder und drohten ihm mit den Orhaken und grausamer Folter.
    »Beim Kleinen Nadomir, ich meine es ehrlich«, beteuerte der Steinmann. »Ich werde euch in die Verbotene Stadt führen!«
    Bei dieser Gelegenheit erfuhr der Deddeth aus Sadagars Geist, dass der Kleine Nadomir ein Troll aus den Karsh-Bergen war – und mit jener Macht identisch, die Mythor in der Strudelsee vor ihm beschützt hatte. Nexapottl hieß er mit wahrem Namen. Der Deddeth wollte ihn sich merken.
    Fast war er versucht, Sadagars drei Ringe gegeneinander zu drehen, um den Troll herbeizurufen und ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Aber das wollte er sich für einen späteren Zeitpunkt aufheben. Zuerst brauchte er seinen eigenen Körper.
    Der neue Tag brach an, die Kriegerkarawane brach auf. Sadagar mit Janshar an der Spitze. Der Deddeth spürte, wie er Mythor näher kam, immer näher.
    Und auf einmal entfernte sich Mythor überhaupt nicht mehr. Da wusste der Deddeth, dass er in der Verbotenen Stadt angelangt war.
    »Es ist nicht mehr weit«, versicherte er dem Vogelreiter voll Genugtuung. »Wir sind bald da.«
    Der

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