Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
Vom Netzwerk:
University of San Francisco. Eine Vitrine
enthielt alte Baseball- und Football-Trophäen. An der Wand mit den Bücherregalen lehnte ein Golfsack. Auf einem Sideboard standen ein Dutzend oder mehr gerahmte Fotos von Familienangehörigen. An der letzten leeren Wand waren in einem großen Rechtecksmuster Tollsons Diplome, Auszeichnungen und Erinnerungsfotos angebracht.
    Sobald alle Platz genommen hatten, verließ der Gerichtsdiener den Raum, so dass die zwei Anwälte mit dem Richter allein waren. Obwohl Tollson mit Brille und in seiner schwarzen Robe an seinem Schreibtisch saß, legte er den lockeren Umgangston an den Tag, für den er außerhalb des Gerichtssaals bekannt war. »So, dann gehe ich mal davon aus, dass Sie nicht noch in letzter Minute zu einer Einigung gekommen sind, Mister Washburn?«
    Der alte Anwalt setzte sich, die Beine übereinandergeschlagen, zurück - nachdenklich, verständnisvoll, jovial. »Das ist richtig, Euer Ehren.«
    »Mit welchem Zeitaufwand müssen wir also rechnen?«
    Die Frage war an beide Anwälte gerichtet, aber Mills antwortete zuerst. »Die Anklage wird etwa vier Wochen benötigen, Euer Ehren, um den Fall aus ihrer Sicht darzustellen, abhängig davon, wie das Kreuzverhör läuft. Da ich bisher nie mit Mister Washburn das Vergnügen hatte, kann ich nicht einschätzen, wie lang er brauchen wird. Soll er Ihnen also die Schätzung für die Verteidigung nennen. Zur Widerlegung kann ich mich nicht äußern.« Sie machte eine kurze Pause und beschloss, ihre Schätzung einzugrenzen. »Viel hängt natürlich davon ab, was Sie zulassen.«
    »Dazu kommen wir noch«, sagte Tollson. »Geschworenenauswahl?«
    »Wahrscheinlich zwei Wochen, Euer Ehren. Infolge der
Länge würde ich eine Woche Schnellauslese vorschlagen.« Damit regte sie an, die infrage kommenden Geschworenen zunächst daraufhin abzuklopfen, wer von ihnen überhaupt die zu erwartenden zwei Monate zur Verfügung stünde. Dahinter stand der Gedanke, die Mehrheit der Kandidaten auszusortieren, deren Arbeitgeber ihnen nicht für die ganze Dauer des Prozesses das Gehalt weiterzahlen würden oder die dieser Aufgabe aus anderen Gründen nicht gewachsen wären. Nur diejenigen Kandidaten, die dieses grobe erste Auswahlverfahren überstanden, würden dann der umfangreicheren und zeitaufwendigeren Befragung unterzogen, die darüber entschied, wer der Jury angehören würde und wer nicht.
    Sie fuhr fort. »Wir haben also zwanzig präemptive Ablehnungsmöglichkeiten für jeden und einige brisante Themen wie den Irakkrieg und vielleicht einigen Psychokram, je nach dem, wie Sie sich entscheiden. Wir verwenden Fragebögen, so dass wir die Vorauswahl in zirka drei Tagen hinter uns gebracht haben sollten, und für die Endauswahl würde ich dann noch einmal zwei, drei Tage ansetzen.«
    Tollson nickte. »Mister Washburn? Hört sich das für Sie vertretbar an?«
    »Durchaus. Ich finde ebenfalls, wir sollten zuerst die Härtefälle aussieben und die Kandidaten Fragebögen ausfüllen lassen.« Er griff in seine Innentasche und zog eine Handvoll der Länge nach gefalteter Zettel heraus. »Und ganz zufällig habe ich sogar einen Vorschlag für einen Fragebogen für dieses Verfahren dabei.« Er reichte Mills und dem Richter ein Exemplar und fügte hinzu. »Die Verteidigung wird etwa eine Woche benötigen, Euer Ehren.«
    Tollson, der den Fragebogen überflog, schaute nicht auf, als er fragte: »Anträge?«

    Diesmal meldete sich Washburn als Erster zu Wort. »Begrenzen Sie den Einsatz von Obduktionsfotos, Euer Ehren. Die Geschworenen brauchen nicht haufenweise grausige Fotos zu sehen, um zu begreifen, dass der Kerl tot ist.«
    »Euer Ehren«, sagte Mills. »Dieser Kerl , das Opfer, war in bester körperlicher Verfassung. Jemand hat ihn zu Matsch geprügelt. Kein Dieb oder Einbrecher, sondern jemand, der ihn hasste. Die Geschworenen müssen die Brutalität des Angriffs sehen, um zu begreifen, dass diesem Mord sehr persönliche Motive zugrunde lagen.«
    Washburn konterte. »Zu viele Autopsiefotos könnten die Geschworenen in ungebührlichem Maß beeinflussen.«
    Tollson hob die Hand. »Zeigen Sie mir die Fotos, die Sie zugelassen haben wollen. Ich werde Ihnen noch vor Beginn der Geschworenenauswahl sagen, welche Sie verwenden dürfen. Sonst noch Fragen?«
    Jetzt war der Moment gekommen. Mills händigte Washburn und Tollson Kopien ihres Antrags aus und sagte: »Mister Washburn hat Verschiedenes in Sachen PTBS herausgefunden, Euer Ehren, und mehrere Gutachter auf

Weitere Kostenlose Bücher