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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Irak. Zum Zeitpunkt seines Todes arbeitete er als Subunternehmer für Allstrong Security, das sowohl in Kalifornien wie im Irak einen Firmensitz hat. Sein ganzes Leben lang war dieser Mann von Tod und Gewalt umgeben. Damit verdiente er seinen Lebensunterhalt, und er verstand etwas von seinem Geschäft.
    Evan Scholler dagegen arbeitete in Redwood City als Streifenpolizist, bevor er kurz nach der Invasion in den Irak einberufen wurde. Dort diente er etwa drei Monate, bis er in Bagdad in ein Feuergefecht mit islamischen Aufständischen verwickelt wurde, in dem er eine Kopfverletzung und ein Schädel-Hirn-Trauma davontrug. Während der elf Tage, die er darauf im Koma lag, wurde er in ein Feldlazarett im Irak gebracht, von wo er zunächst nach Deutschland und schließlich ins Walter Reed Hospital ausgeflogen wurde. Im März zweitausendundvier kehrte er nach Redwood City zurück und begann wieder bei der Polizei zu arbeiten.«
    Er machte eine Pause, um in ein paar weitere Augenpaare auf der Geschworenenbank zu blicken. Na, was sage ich denn, dachte er mit einiger Genugtuung und Erleichterung. Er war damit durchgekommen. In aller Unschuld und Kürze. Er hatte gehofft, Mills überrumpeln zu können, wenn er diesen Punkt gleich zu Beginn zur Sprache brächte, und es war ihm tatsächlich gelungen.
    Klopf! So ein Prozess war einfach immer wieder ein tolles Schauspiel.
    Sein Herzklopfen war längst vergessen, als er Luft holte, um sich den brisanteren Streitpunkten zuzuwenden. »Miss Miille hat in einiger Ausführlichkeit die Beweise geschildert, die Ihnen, behauptet sie, keine andere Wahl lassen werden,
als Evan Scholler des Mordes ersten Grades schuldigzusprechen. Diese Beweise sind weder so eindeutig noch so unumstritten, wie sie Sie vielleicht glauben gemacht hat. Sie hat sich des Langen und Breiten über den Tag des Mordes ausgelassen. Nur um es gleich zu sagen: Wir kennen den Tag des Mordes nicht. Zuletzt gesehen wurde Mister Nolan am dritten Juni, einem Mittwoch. Tot aufgefunden wurde er am sechsten Juni, einem Samstag.
    Nun behauptet die Anklägerin, er wurde am Mittwoch, den dritten, ermordet. Wäre dem so, käme dies der Anklage sehr gelegen, weil das der Tag ist, an dem sich mein Mandant nicht gerade freundlich über Mister Nolan geäußert hat. Die Beweise werden zeigen, und es ist sogar unumstritten, dass Evan Scholler an diesem Abend zu viel getrunken hat, und zwar in einer Bar, die nur ein paar Straßen von hier entfernt ist, in der Old Town Traven. Dort erfuhr er, dass der Verstorbene versucht hatte, ihm den Mord an den zwei irakischen Mitbürgern anzulasten. Tara Wheatley, Evan Schollers Freundin, wird Ihnen schildern, wie er ihr, betrunken und außer sich vor Wut, erzählte, er werde zu Mister Nolans Haus fahren und ihn umbringen. Und tatsächlich hat Evan Scholler nie geleugnet, dass er an besagtem Abend zu Mister Nolans Haus gefahren ist und sich mit ihm geprügelt hat.
    Deshalb behauptet die Anklage - und hofft, dass Sie denselben Schluss ziehen werden -, dass dies die Nacht war, in der der Verstorbene ermordet wurde. Aber das ist reines Wunschdenken. Es gibt keinen Beweis, dass Mister Nolan schon am Mittwoch getötet wurde und nicht erst am Donnerstag oder Freitag.
    Wenden wir uns jetzt den zwei Motiven zu, die nach Meinung der Anklage Evan Scholler veranlasst haben, den Mord
zu begehen. Zuerst Eifersucht. Miss Wheatley wird bezeugen, dass sie am Abend des dritten Juni auf der Suche nach Evan Scholler ins Old Town Traven kam. Sie schlug ihm vor, über Nacht in ihre Wohnung mitzukommen. Sie erzählte ihm, sie habe mit Mister Nolan Schluss gemacht und liebe nur ihn.«
    Als hätte er plötzlich eine Erleuchtung, blieb Washburn abrupt stehen und hielt den Geschworenen die Handflächen entgegen. »Nun ist es ja schon einige Jahre her, dass ich derart edelmütige Anwandlungen wie jugendliche Verliebtheit verspürt habe, aber sofern mich meine Erinnerung nicht täuscht, verhält es sich damit doch eindeutig so: Wenn Ihnen eine Frau erzählt, sie hat einem anderen Liebhaber zu Ihren Gunsten den Laufpass gegeben, dürfte dies doch wesentlich eher zur Folge haben, dass Ihre Eifersucht sich in Nichts auflöst, als dass Sie losziehen, um Ihrem Nebenbuhler den Schädel einzuschlagen.«
    Zu Washburns Zufriedenheit zog letztere Bemerkung im Zuschauerbereich ein amüsiertes Raunen nach sich. Auch einige der Geschworenen konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Von dieser positiven Rückkopplung bestärkt, fuhr Washburn

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