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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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hier, um zu verlieren, Evan. Wenn ich jetzt also in ein paar Minuten da rausgehe und meine Show abziehe, wäre es nicht schlecht, einen begeisterten Fan auf der Peanut Gallery zu haben. Glauben Sie, das kriegen Sie hin?«
    »Ich werde es versuchen. Wenn ich wüsste, was die Peanut Gallery ist.«
    »Kennen Sie die nicht. Die Peanut Gallery. Howdy-Doody, Buffalo Bob, Clarabelle the Clown. Diese ganzen Figuren.« Aber Evan hatte eindeutig keine Ahnung von der Howdy Doody Show. Washburn klopfte ihm auf die Schulter. »Ist ja auch nicht so wichtig. Halten Sie draußen einfach die Ohren steif und denken Sie dran: Die Geschworenen beobachten Sie. Wir kriegen das hin.«
    »Wenn Sie es sagen, Aaron. Wenn Sie es sagen.«
    In diesem Moment klopfte der Gerichtsdiener und öffnete die Tür zum Saal, um ihnen zu sagen, dass es Zeit war. Washburn ließ Evan vorangehen, doch dann blieb er in der Tür stehen. Sein Herzschlag stotterte. Und wieder. Er hatte vor etwa fünf Jahren einen Herzinfarkt gehabt, aber das hier fühlte sich nicht so an. Er hatte keine Schmerzen. Die Arrhythmie
verschlug ihm den Atem, das war alles, und dann war es vorbei. Aber plötzlich stellte er fest, dass die Zuversicht, die er in seiner aufmunternden Ansprache an Evan verströmt hatte, verflogen war. Die raue Wirklichkeit, die ihm sein Körper wieder einmal vor Augen hielt, besagte, dass er alt wurde. Es war ihm gelungen, jeden Tag in dem Glauben zu leben, dass er immer noch auf der Höhe seiner Kraft war und ewig leben würde. Während er in Wirklichkeit sogar älter als die Howdy Doodie-Generation war, vielleicht sogar älter als Buffalo Bob selbst, der inzwischen schon lange nicht mehr unter uns weilte. Er hatte den PTBS-Kampf gegen eine wesentlich jüngere Kontrahentin verloren, und jetzt stand ihm, unabhängig davon, was er Evan erzählt hatte, ein wesentlich schwererer Kampf gegen Mills bevor. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass diesmal der Vorteil möglicherweise nicht auf seiner Seite war, dass Alter und Gerissenheit vielleicht nicht gegen Jugend und Können ankommen würden.
    Als er hinter seinem Mandanten den Gerichtssaal betrat, merkte er, dass er seine Schultern hängen ließ, dass seine rechte Hand an seiner Brust verharrte. Er ließ sie mit einiger Willensanstrengung sinken, straffte sich in den Schultern, zog den Blick der jungen und selbstbewussten Mary Patricia Whelan-Miille an ihrem Tisch auf sich und bleckte einen Mundvoll Zähne, die einem Pferd gut zu Gesicht gestanden hätten.

    »Meine Freunde, ich werde nur ein paar Minuten zu Ihnen sprechen, um Sie auf die restlichen Beweise in diesem Verfahren hinzuweisen - auf Dinge, die die Anklage nicht zu erwähnen beschlossen hat, weil sie nicht in Miss Miilles Version des Tathergangs passen, auf Dinge, die auch am Ende
dieses Verfahrens noch ungeklärt bleiben werden. Diese Beweise werden in Ihnen die Frage aufwerfen, ob Evan Scholler tatsächlich Ron Nolan getötet hat, und sie werden beträchtliche Zweifel in Ihnen wecken und Sie zwingen - ja, zwingen, wenn Sie Ihrem Eid als Geschworene nachkommen wollen -, Evan Scholler für nicht schuldig zu befinden.«
    Washburn stand, die Hände in den Hosentaschen, entspannt und jovial da. Auch wenn es sich nicht wirklich so anfühlte, war bei Tollson im Richterzimmer die eine oder andere Runde durchaus an ihn gegangen. Allerdings, hatte er angeführt, gehörte die ganze Irakgeschichte in den Prozess. Sie war unerlässlich, wenn die Geschworenen auch nur annäherungsweise ein paar der Vielschichtigkeiten begreifen wollten, die sowohl den Angeklagten wie das Opfer umgaben. Und Tollson hatte ihm Recht gegeben. Bis zu einem bestimmten Punkt.
    Er beabsichtigte herauszufinden, wo genau dieser Punkt lag.
    »Dieser Fall und die ihn begleitenden Ungereimtheiten haben ihren Anfang im Irak genommen«, begann er. »Es ist sehr wichtig, sich der Bedeutung bewusstzuwerden, die der Irak in dieser Angelegenheit spielt, denn so viele der von der Anklage vorgelegten Beweise, die ein schlechtes Licht auf Mister Scholler zu werfen scheinen, zeichnen in Wirklichkeit ein gänzlich anderes Bild, wenn sie in ihrem wahren Kontext betrachtet werden, sprich: im Kontext dessen, was im Irak geschehen ist.
    Sie werden Zeugenaussagen zu hören bekommen, denen zufolge der Ermordete ein hervorragend ausgebildeter Söldner war, der an zahlreichen offenen wie geheimen Operationen an einigen der gewalttätigsten Orte der Welt teilgenommen
hat - in Afghanistan, Kuwait, El Salvador und

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