Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
Vom Netzwerk:
erfuhren, dass Mister Nolan den Spieß umgedreht und Sie beim FBI beschuldigt hatte, wie haben Sie darauf reagiert?«
    »Ich war außer mir vor Wut. Ich wollte ihn zur Rede stellen und ihn verprügeln.«
    »Töten wollten Sie ihn nicht?«
    »Das kam mir nie in den Sinn. Ich war stinksauer. Ich wollte ihn verprügeln.«
    »Mit einem Schlagring?«
    »Ich hatte zufällig an diesem Abend einen einstecken, und als ich in seinem Haus ankam, dachte ich, ich würde ihn vielleicht
brauchen. Mister Nolan war im Nahkampf ausgebildet, wesentlich besser als ich, und da wollte ich für eine gewisse Chancengleichheit sorgen.«
    »Haben Sie mit dieser Schlägerei bezweckt, ihn davon abzubringen, Sie beim FBI anzuschwärzen?«
    »Nein. Dafür war es zu spät. Das hatte er bereits getan.« Das war ein weiterer kritischer Punkt, was Evans angebliches Motiv anging. Es hätte keinen Sinn gehabt, Nolan umzubringen, um ihn davon abzuhalten, Beweismaterial an die Ermittlungsbehörden weiterzuleiten, wenn das, wie in diesem Fall, bereits geschehen war.
    »Dann lassen Sie mich das noch einmal rekapitulieren, Evan. Am Abend des dritten Juni zweitausendundvier erzählte Ihnen Tara Wheatley, sie habe ihre Beziehung mit Mister Nolan beendet und wolle eine solche mit Ihnen eingehen, ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Und am selben Abend erfuhren Sie, dass Mister Nolan dem FBI Beweise ausgehändigt hatte, die Sie vermeintlich mit den Khalil-Morden in Verbindung brachten, richtig?«
    »Richtig.«
    Washburn warf einen unverhohlenen Blick in Richtung Geschworenenbank. Konnte dieser Punkt noch klarer herausgestellt werden? Aber es war natürlich unumgänglich, es in allen Einzelheiten herauszuarbeiten, damit es keinerlei Missverständnisse geben konnte. »Anders ausgedrückt, Evan, hatten Sie in Zusammenhang mit Ihrer Beziehung zu Miss Wheatley einen Anlass, Ron Nolan zu töten?«
    »Nein, einen solchen hatte ich nicht.«
    »Und hatten Sie einen Anlass, Mister Nolan zu töten, um ihn daran zu hindern, mit dem FBI zu reden?«

    »Nein. Denn das hatte er bereits getan.«
    »Demnach hatten Sie keinen Anlass und kein Motiv, Mister Nolan zu töten, ist das richtig?«
    »Ich hatte keinen Grund, ihn zu töten.«
    Washburn warf einen langen Seitenblick auf die Geschworenen, vor allem auf Mrs. Ellersby, und stellte zufrieden fest, dass sie ernst nickte, als sei sie gerade von etwas überzeugt worden. Evans Aussage, da war Washburn ganz sicher, hatte einen tiefen Eindruck bei ihr hinterlassen, vielleicht auch bei dem einen oder anderen Geschworenen.

    Mills erhob sich langsam von ihrem Platz. Ihre Stirn lag in tiefen Falten, ihre Miene spiegelte Besorgnis. Sie stellte sich an ihren gewohnten Platz, hob die rechte Hand seitlich an ihr Gesicht, ließ sie wieder sinken. »Mister Scholler, wie Sie eben ausgesagt haben, fuhren Sie am dritten Juni zweitausendundvier in der Absicht zu Mister Nolans Haus, sich mit ihm zu prügeln, was Sie dann auch tatsächlich getan haben. Ist das so weit richtig?«
    »Ja.«
    »Was haben Sie getan, als der Kampf zu Ende war?«
    »Daran kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    »Sie können Sich nicht mehr daran erinnern? Hatten Sie einen Blackout?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Demnach geben Sie hier also nicht zu Protokoll, dass Sie einen Blackout hatten. Ist das richtig?«
    »Nein. Ich erinnere mich nicht, ob ich einen hatte oder nicht.«
    »Sie haben bei dieser handgreiflichen Auseinandersetzung auch selbst einiges einstecken müssen, richtig?«

    »Ja.«
    »Und dennoch, trotz all ihrer gesundheitlichen Probleme, insbesondere in Zusammenhang mit dem Schädel-Hirn-Trauma, suchten Sie keinen Arzt auf?«
    »Offensichtlich nicht. Aber daran kann ich mich nicht erinnern.«
    Washburn auf der Anklagebank hob die Hand. »Euer Ehren, Einspruch. Bedrängung. Wenn er sich an nichts erinnern kann, folgt daraus, dass er sich auch an Einzelheiten nicht erinnern kann.«
    Das stellte Tollson zufrieden, und er nickte. »Stattgegeben.«
    Mills spitzte die Lippen und überlegte kurz, wie sie ihre Frage stellen müsste, um sich der Sache auf andere Weise zu nähern. »Mister Scholler«, sagte sie schließlich, »was ist das Erste, woran Sie sich erinnern, nachdem Ihnen am Mittwochabend von Mister Nolan diverse Verletzungen zugefügt worden waren?«
    »Ich erinnere mich, in einem Krankenhausbett zu mir gekommen zu sein. Das war, glaube ich, am Samstagabend.«
    »Von Mittwochabend bis Samstagabend ist also in Ihrer Erinnerung eine vollständige

Weitere Kostenlose Bücher