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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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wussten, hatte Bowen eine gutgehende, aber auf kein bestimmtes Gebiet spezialisierte Kanzlei gehabt und laut Aussagen Pichauds dazu tendiert, von einem Fall zum nächsten zu springen, je nach dem, wer gerade anrief und seine Dienste in Anspruch nehmen wollte. Sie konnte sich an nichts erinnern, was speziell mit Evan Scholler oder seinem Berufungsverfahren in Zusammenhang stand.
    Als Bracco geendet hatte, saßen die vier Männer eine Weile nur da und sahen sich wortlos an. Schließlich brach Hardy das Schweigen. »Und was heißt das jetzt für uns?«
    »Jedenfalls stecken wir ganz schön in der Scheiße«, brummte Hunt.
    Glitsky, der eine derartige Ausdrucksweise verabscheute, bedachte den Privatdetektiv mit einem finsteren Blick, doch dann blies er auf seinen Tee, nippte daran und sagte: »Das FBI und der Irak. Das ist alles, was uns noch bleibt.«
    Hardy schüttelte den Kopf. »Das FBI hat Nolan sicher nicht umgebracht, Abe.«
    »Vielleicht war es ja doch Scholler.« Bracco hob die Hand. »Ich weiß, er ist Ihr Mandant, aber …«
    »Ja, aber das spielt an diesem Punkt kaum mehr eine Rolle«, sagte Glitsky.
    »Tut mir leid, für mich schon«, warf Hardy ein. »Deshalb sind Wyatt und ich schließlich hier. Wenn also niemand etwas dagegen hat, lassen wir die Frage, wer Nolan umgebracht hat, erst mal offen und sehen, wohin uns das führt.«
    »Meinetwegen gern«, sagte Glitsky. »Mir geht es um den oder die Mörder der Bowens, und dass das nicht Scholler gewesen sein kann, wissen wir.«
    »Dann gehen Sie also davon aus, dass die Bowens ermordet wurden?«, bemerkte Hunt.

    Glitsky nickte. »Solange ich nicht das Gegenteil bewiesen bekomme.« Er deutete mit dem Finger auf seinen Inspector. »Übrigens, Darrel, bevor ich’s vergesse: Sie können gern mehr Zeit auf diese beiden Ermittlungen verwenden. Behandeln Sie beide Verfahren so, als wären es reguläre Eins-Siebenundachtziger. Zeugen, wenn Sie welche finden können, Beweise ebenfalls, Telefon- und Finanzunterlagen, die ganze Latte.«
    Bracco nickte, die Entschlossenheit in Person. »Alles klar.«
    »Und bis dahin«, fuhr Glitsky fort, »welcher Zusammenhang besteht zwischen dem FBI und dem Irak und den Bowens?« In einer seltenen Anwandlung von Humor fügte er in Ferris-Bueller-Manier hinzu: »Wortmeldungen? Wortmeldungen?«
    »Ich hätte da eine Idee«, sagte Hardy. »Wenden wir uns nochmal Nolan zu. Das FBI hat mit ihm gesprochen, und sein Arbeitgeber ist im Irak tätig, womit wir schon mal FBI und Irak in ein und demselben Satz hätten.«
    Das griff Hunt auf. »Richtig. Und Abdel Khalil sagt, Nolan hätte den Auftrag, seine Eltern zu ermorden, im Irak von einem gewissen Kumar oder so ähnlich erhalten.«
    Hardy, der nie etwas vergaß, korrigierte ihn. »Kuvan.«
    »Okay, Kuvan. Kuvan hat Nolan vierzig- oder fünfzigtausend Dollar dafür gezahlt, die Khalils auszuschalten. Daraufhin hat die Khalil-Familie im Irak Kuvan abserviert.«
    Die vier Männer saßen mit ihren Gedanken und Getränken da. Schließlich räusperte sich Hardy. »Passt doch alles wunderbar zusammen.«
    Glitsky sah ihn an. »Inwiefern?«
    »Na, insofern, als wir es hier mit einem richtig schönen geschlossenen Kreis zu tun haben - bis auf zwei kleine Ausnahmen.
Charlie und Hanna Bowen. Und ich glaube, wir sind uns alle einig, dass sie auf keinen Fall vom FBI umgebracht wurden. Oder?«
    Nicken von allen Seiten.
    »Gut, dann korrigiert mich, wenn ich etwas Falsches sage, aber was haltet ihr davon? Die Spur führt zwar in den Irak, das ja, aber die Morde wurden nicht von diesem Kuvan in Auftrag gegeben, sondern von Allstrong.«
    »Genau wie im Fall Zwick«, fügte Glitsky hinzu.
    »Wissen wir das sicher?«, fragte Bracco. »Und selbst wenn, was bringt es uns?«
    »In Sachen Zwick, wie Sie ganz richtig bemerkt haben, nichts«, antwortete Hardy. »In dieses Ermittlungsverfahren hat sich das FBI nie eingeschaltet. Aber im Fall der Khalils heißt es, dass das FBI eine im Irak tätige amerikanische Firma gedeckt und die Schuld - und die Vergeltung - auf diesen Kuvan geschoben hat. Lediglich ein irakischer Geschäftsmann mehr, der im Krieg unter die Räder geriet. Die Khalils sind zufrieden - sie haben ihre Rache bekommen. Und hier in den Staaten interessiert sich niemand mehr für Nolan oder auch für Allstrong. Die Sache ist vom Tisch.«
    »Und wieder steckt das FBI dahinter«, sagte Glitsky. »Warum?«
    »Weil Allstrong gute Beziehungen zu hohen Regierungskreisen hat, sowohl hier wie im Irak.

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