Schattenkampf
mit Nahrung versorgen, ihnen Wasser und Nachschub
liefern. Wir leisten nützliche und gute Arbeit, retten Leben, versuchen den Aufbau des Landes voranzutreiben.«
»Das wir vorher zerstört haben.«
Nolan holte Atem. »Also, Tara, der Krieg mag die Hölle sein, aber das heißt nicht, dass jeder, der daran beteiligt ist, böse ist. Ich habe das Böse gesehen, und du kannst mir glauben, es ist ein völlig anderes Tier, als du glaubst. Lass uns also nicht über diesen Krieg reden. Ich muss dir insofern Recht geben, als es da einiges zu bemängeln gibt. Lass uns über den Krieger reden.«
»Der Krieger, der Krieger. Ich will den Krieger nicht in meinem Leben haben, so einfach ist das. Ich will den Krieger nicht in der Welt haben.«
»Aber genau das ist doch die Crux bei der Sache. Selbstverständlich wäre es großartig, wenn keine Krieger nötig wären. Genauso, wie es super wäre, wenn es das Böse auf der Welt nicht gäbe. Aber es ist nun mal da - es gibt das Böse. Und wenn es keine Krieger gäbe, würde das Böse triumphieren.«
»Wie findest du das, Ron? Wenn es keine Krieger gäbe, könnte das Böse erst gar nicht angreifen.«
»Damit wären wir also bei der Frage, was war zuerst da: das Huhn oder das Ei. Nein.« Er legte die Hand auf ihre, zog sie aber wieder weg, als hätte er sich an ihr verbrannt. »Hör zu. Was ich sagen will, ist: Das Böse wird es immer geben, und es wird böse Krieger anziehen. Gehst du so weit mit mir konform?«
Sie rang sich ein knappes Nicken ab.
»Okay«, fuhr er fort. »Dann sind also das Böse und seine Handlanger eine gegebene Tatsache, richtig? Richtig. Komm schon, das wirst du doch zugeben. Du hast es gerade zugegeben. Und abgesehen davon stimmt es.«
Sie zögerte, dann sagte sie: »Okay. Ja. Und?«
»Und sobald das Böse in Aktion tritt, was kann es aufhalten außer einer Kraft, die stärker ist als es und für das Gute kämpft?«
Sie setzte sich zurück und verschränkte die Arme. »Die größere Kraft muss nicht immer physisch sein. Sie kann spirituell sein. Nimm zum Beispiel Gandhi oder Martin Luther King. Kämpfen sollte ein letzter Ausweg sein. Ich glaube, viele sogenannte Krieger sind in Wirklichkeit Kriegstreiber, die auf Streit aus sind, um ihre Existenz zu rechtfertigen.«
»Manchmal sind sie das, ja. Und Gandhi und King, große Männer beide, ohne Frage. Und beide ermordet, möchte ich anmerken. Und keiner von beiden hat seine Gewaltlosigkeit in einem tatsächlichen Krieg eingesetzt. Schön und gut, sie haben gegen das Böse gekämpft, aber nicht in einer Schlacht. Es war noch nicht bis zum Kriegerstadium gediehen. Aber dessen ungeachtet hast du für jeden King oder Gandhi einen Neville Chamberlain oder sonst jemanden, der nicht kämpfen will. Du brauchst erst einen Krieger - zum Beispiel jemanden wie Churchill -, um das aktive Böse wirklich aufhalten zu können. Glaubst du, Hitler hätte von allein aufgehört? Jemals? Oder Saddam Hussein, weil wir gerade bei diesem Thema sind?«
»Wir haben ihn aufgehalten, Hussein«, sagte sie. »Er war keine Bedrohung.«
Nolans Schultern entspannten sich. Seine Miene nahm einen Ausdruck friedlicher Neutralität an. Seine Stimme wurde sanft. »Tara, bitte, du siehst das verkehrt herum. Wenn er keine Bedrohung war, dann deshalb, weil wir ihn bereits einmal aufgehalten haben. Unsere Krieger haben ihn in Kuwait aufgehalten. Das war die einzige Sprache, die er verstanden hat.«
Tara drehte die winzige Espressotasse und nagte an ihrer Unterlippe. Schließlich schaute sie wieder auf. »Darüber möchte ich nicht nachdenken, Ron. Über den Platz des Bösen in der Welt.«
Er sah ihr in die Augen und legte seine Hand wieder auf ihre. Aber diesmal ließ er sie dort. »Das kann ich dir nicht verdenken, Tara. Darüber denkt niemand gern nach. Und an manchen Orten, wie hier in den USA, und an so einem wundervollen Nachmittag in dieser herrlichen Stadt, kann es einem so weit weg erscheinen, als existierte es gar nicht. Gott sei Dank. Ich meine, Gott sei Dank gibt es Inseln, wo das Monster größtenteils in Schach gehalten wird. Es befindet sich in seinem Käfig. Aber was man dabei nicht vergessen darf, ist, dass dieses Monster irgendjemand irgendwann einsperren musste und jetzt dafür sorgen muss, dass es dort eingesperrt bleibt. Und aus diesem Grund brauchen wir - wir alle, die Welt - Krieger. Wie bist du damit klargekommen, dass Evan Polizist war?«
Die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich, ihr Kopf bewegte sich von einer
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