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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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bemerkte Tara. »Dieses Wetter hat sich die Stadt schon in den Zeiten des Goldrauschs patentieren lassen. Es sollte das Gesindel fernhalten. Ich finde zwar nicht, dass das besonders gut funktioniert hat, aber sie haben trotzdem daran festgehalten. Geh doch einfach wieder rein, und ich hole dich gleich mit dem Auto ab.«
    »Das ist doch nicht nötig. So weit ist es auch wieder nicht. Das halte ich schon aus.«
    »Ist es dir nicht zu kalt?« Tara trug Sandalen, Shorts und ein bauchfreies T-Shirt - die kalifornische Sommerkluft. Inzwischen jedoch völlig unzulänglich.
    Aber sie lachte nur. »Es ist doch nur ein paar Straßen weiter. Es ist bestimmt erfrischend, meinst du nicht?«
    Nolan, in Zivilistenschuhen, khakifarbenen Dockers und einem Tommy-Bahama-Seidenhemd, nickte und sagte: »Erfrischend. Gutes Wort. Du willst dir das also wirklich antun?«
    »Jetzt lass uns schon gehen.«
    An der ersten Kreuzung, zur Polk Street, blieben sie stehen
und warteten auf die Ampel. Er merkte, dass sie mit den Zähnen zu klappern begann. »Von hier ist es zum Trader Vic’s zurück immer noch kürzer als zum Auto. Möchtest du nicht doch umkehren?«
    »Hältst du mich etwa für so eine Memme?«
    »Das wollte ich damit nicht sagen. Aber dir scheint kalt zu sein.«
    »Ich komme schon klar. Keine Angst.«
    »Na gut, wenn du meinst.« Er legte den Arm um sie. »Nur um dich zu wärmen. Nicht, dass du auf komische Gedanken kommst.«
    Vielleicht ein bisschen beschwipst, verschränkte sie die Arme über der Brust und lehnte sich leicht an ihn. »Die Wärme tut gut«, murmelte sie, und dann: »Jetzt mach schon, du blöde Ampel, mach endlich.«
    Aber genau in diesem Moment, bevor die Ampel umschaltete, tat sich eine Lücke im Verkehr auf, und er ergriff ihre Hand und drückte sie. » Vamanos! « Und sie flitzten über die Straße. An der nächsten Kreuzung und an der danach funktionierten die Ampeln nicht. Obwohl sie nur ein paar Straßen von der City Hall entfernt waren, merkte Nolan, dass sie in den Tenderloin District kamen, eins der übelsten Viertel der Stadt, wo die Infrastruktur deutlich zu wünschen übrigließ. Sie gingen schnell, immer noch Hände haltend, ihre Schritte hallend, und am nächsten Fußgängerübergang - Ecke Larkin - mussten sie wegen des Verkehrs und der roten Ampel wieder stehen bleiben. Hinter ihnen kam eine Prostituierte in schwarzem Minirock und Fischnetz-Top aus dem Windschatten eines Hauses. »Hättet ihr beiden noch Lust auf ein bisschen Gesellschaft?« An der Stimme erkannte Nolan, dass die Frau ein Mann war. »Ich wohne gleich hier um die Ecke.«

    »Danke, kein Bedarf.« Nolan stellte sich zwischen Tara und die Prostituierte. »Wir gehen nur zu unserem Auto.«
    »Ist es nicht die Straße da links hoch?«, flüsterte Tara.
    »Noch eine weiter.«
    Sie gingen wieder bei Rot über die Ampel und den nächsten dunklen Block hinunter. Plötzlich war von der funkelnden Stadt, in der sie sich den ganzen Tag so wohlgefühlt hatten, nichts mehr zu spüren. Der Wind trug die beißenden Gerüche von Müll und Urin mit sich. Im Licht der vorbeifahrenden Autos konnte Nolan erkennen, dass in fast jedem Hauseingang eine in Decken oder Zeitungen geschlagene Gestalt lag. Als sie in der Mitte des Blocks die Straße überquerten, rannten sie fast vor Kälte und Adrenalin. Sie bogen in Richtung Eddy in die Leavenworth, mitten ins Herz des Tenderloin District. Aber zum Glück - das war das Positive daran - waren sie nur noch einen halben Block von seinem Auto entfernt.
    Wie sich jedoch herausstellte, war diese Entfernung nicht kurz genug.

    Die drei jungen Afro-Amerikaner tauchten aus dem Nichts auf und versperrten ihnen den Weg. »O Gott«, hauchte Tara und zog sich hinter Nolan zurück. Alle drei Männer trugen dicke Kapuzenjacken und als sie ausscherten, um das Paar zu umzingeln, zückte der Mann vor ihnen ein Messer. »Wohin so eilig?«, fragte er.
    Während sich die Männer in Position brachten, einer seitlich von ihnen zur Straße hin, der andere hinter ihnen, ließ Nolan Taras Hand los und legte den Arm schützend um ihre Taille. »Zu unserem Auto«, sagte er und deutete. »Es steht gleich da vorne.«

    »Die ʹvette etwa?«
    »Richtig.«
    »Und wie fährt sich die Karre so?«
    »Absolut klasse. Ich hoffe, sie ist noch in gutem Zustand.«
    Der Anführer sprach zu seiner Truppe. »Er hofft, sie ist noch in gutem Zustand. Habt ihr das gehört? Der Typ macht sich um seinen Ofen Sorgen.« Als er sich darauf wieder Nolan

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