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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Nolan persönlich damit beauftragt hatte, die Khalils auszuschalten, und ihn in bar bezahlt hatte, was genau das war, was nach Hardys Ansicht geschehen war, konnte er Gift darauf nehmen, dass es dafür keinerlei schriftliche Belege gab. Vor allem nicht nach so langer Zeit.
    Oder - korrigierte sich Hardy selbst - Charlie Bowen hatte den einzigen Beweis entdeckt, den es möglicherweise gegeben hatte, und ihn vielleicht unabsichtlich an seine Frau weitergegeben. Allerdings musste, was immer das gewesen sein mochte, inzwischen verloren sein. Und ganz ähnlich waren auch die Morde an Charlie und Hanna Bowen mit professioneller Effizienz ausgeführt worden.
    Selbst wenn Bracco herausfand, dass Charlie und/oder Hanna Bowen in den letzten Tagen ihres Lebens bei Allstrong angerufen oder persönlich vorgesprochen hatten, was bewiese das? Würde es zur Entdeckung von Charlie Bowens Leiche führen, die inzwischen wahrscheinlich längst Fischfutter geworden war? Oder würde es auf einen Allstrong-Söldner deuten, der in Hanna Bowens Garage ihren Körper nach unten zog, um sicherzugehen, dass sie sich das Genick brach, wenn sie von der Trittleiter fiel?
    Was das anging, machte sich Hardy keine Hoffnungen.
    Und solange Allstrong nichts gestand - wozu kein Anlass für ihn bestand, wenn es keine Beweise für ein Fehlverhalten seinerseits gab -, wäre ihm ungeachtet all dieser Anschuldigungen nicht das Geringste anzuhaben. Angesichts des unaufhörlich wachsenden Umfangs von Allstrongs Unternehmen, wurde Hardy bewusst, dürfte er sich mittlerweile mit einem Schutzring aus Verwaltungsassistenten, ranghohen Mitarbeitern und eigenen Anwälten umgeben haben, um sich von Gelichter wie ihm oder auch Sergeant Bracco abzuschotten,
die ihm mit impertinenten Fragen zu Leibe rücken könnten. Möglicherweise erhielte Hardy nicht einmal Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.
    Das Geräusch der auf die Veranda klatschenden Zeitung ließ ihn die Augen öffnen. Die Dunkelheit war nicht mehr ganz so tief.
    Es würde ein langer Tag werden.

    Nach dreieinhalb Stunden des der Arbeit vorbehaltenen Teils dieses Tages blickte Hardy finster auf das Telefon, das neben ihm flötete. Er war auf der achten Seite seines Schriftsatzes zum Brady-Verstoß. Er führte überzeugende Argumente an, dass die Erkenntnisse des FBI Washburn zur Verfügung hätten gestellt werden sollen. Denn dies hätte ihm ermöglicht, die inzwischen verschwundenen, angeblich ehemaligen FBI-Agenten im Kreuzverhör zu Nolan und den Splittergranaten zu befragen. Er hatte sein Handy ausgemacht und Phyllis strikte Anweisung erteilt, keine Anrufe zu ihm durchzustellen. Er musste sich konzentrieren.
    Aber da war das Telefon und trällerte ihn an. Deshalb der finstere Blick.
    Er legte seinen Stift beiseite und griff nach dem Hörer. »Hier muss es sich um einen Notfall handeln?«, sagte er in mildem Ton. »Brennt es irgendwo?«
    »Nein, Sir. Aber Lieutenant Glitsky hat gesagt, ich sollte Sie stören. Anscheinend hat heute Morgen im Gefängnis jemand versucht, Evan Scholler umzubringen. Ich habe Lieutenant Glitsky in der Leitung. Soll ich ihn durchstellen?«
    »Das wäre nett, Phyllis. Bitte.« Er hörte ein leises Klicken. »Wie geht es Evan?«
    »Er lebt, ja, aber es hat ihn übel erwischt. Er hatte großes
Glück. Die Klinge traf auf eine Rippe, sonst wäre er jetzt auf Zimmertemperatur.«
    »Er wird es also überleben?«
    »Versprechen können die Ärzte wohl nichts, aber die Chancen stehen gut.«
    »Und was ist passiert, Abe? Wurde er in eine Messerstecherei verwickelt?«
    »Also, herauszufinden, was wirklich passiert ist, ist im Gefängnis immer etwas problematisch, aber den ersten Hinweisen zufolge sieht es so aus, als wäre es ein gezielter Anschlag gewesen. Der Kerl, der ihn angefallen hat, ist ein Rafael Calderon, ein salvadorianisches Gangmitglied aus LA. Niemand hat die beiden vor heute Morgen zusammen gesehen.«
    »Der Auftrag kam also von draußen?«
    »Keine Ahnung. Es könnte auch was Persönliches gewesen sein, worüber wir nichts wissen. Ich möchte ja keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber gibt es da vielleicht etwas, was du mir erzählen möchtest?«
    Bei dem Gedanken an seine Recherchen vom Vorabend schoss Hardy unwillkürlich durch den Kopf, dass sich Allstrong Security unter anderem auch in El Salvador zu etablieren versuchte. Im Zuge seiner Internet-Recherchen war er auf mehrere längere Zeitschriftenartikel und sogar zwei Buchausschnitte gestoßen, in denen die Beziehungen

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