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Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Titel: Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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Mädchen.«
    Henrik setzte sich auf den Beifahrersitz. Inzwischen war es fünf vor halb acht. Inger Johanne steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn um.
    Nichts passierte.
    Sie machte sich an der Gangschaltung zu schaffen, drückte die Kupplung durch und versuchte es noch einmal. Der Motor hustete zaghaft und soff wieder ab.
    »Shit«, sagte sie und hämmerte mit der Faust auf das Lenkrad. »Jetzt müssen wir diese blöde Karre aber endlich verschrotten!«
    »Lass mich mal probieren.«
    »Es ist ja wohl egal, wer fährt.«
    Sie machte noch einen Versuch, mit demselben hoffnungslosen Ergebnis.
    »Wir könnten per Anhalter fahren«, schlug er vor.
    »Per Anhalter?«
    Beide dampften. Es stank nach feuchtem Hund, und Jack schnarchte schon auf der Rückbank. Die Fenster waren dicht beschlagen. Wütend wischte Inger Johanne mit der Hand die Windschutzscheibe ab.
    »Wir sind ganz am Ende der Straße«, sagte sie. »Und im Wald hat nicht gerade Gedränge geherrscht.«
    »Hier stehen aber noch ein paar Autos«, sagte er unverdrossen. »Oder wir können den Bus nehmen. Das ist doch kein Problem.«
    Er öffnete die Tür und stand auf.
    »Ich schau mir mal den Fahrplan an«, sagte er und lief zur zwischen beiden Parkplätzen gelegenen Bushaltestelle.
    Inger Johanne zog das Handy aus der Jackentasche. Sie versuchte es bei Yngvar, wenn auch ohne große Hoffnung, ihn zu erreichen. Damit lag sie richtig. Für einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, ihre Mutter anzurufen, wurde aber durch ihr klingelndes Telefon unterbrochen. Endlich hatte sie alle alten Nummern gespeichert. Und einige neue.
    »Hallo, Joachim«, sagte sie.
    »Hallo. Du musst mitkommen!«
    Seine Stimme war ein wenig zu laut.
    »Wohin denn?«
    »Ellen hat gerade angerufen. Total hysterisch. Sie hat vor anderthalb Stunden erfahren, dass Jon wieder frei ist, aber er ist zu Hause noch immer nicht aufgetaucht.«
    »Herrgott«, sagte Inger Johanne irritiert. »Dann ist er wohl im Büro, wie üblich.«
    »Die Polizei hat ihn nach Hause gefahren.«
    »Wie meinst du das?«
    Sie hörte ihn schlucken.
    »Also, er wurde doch vor der Kirche festgenommen. Nach Vernehmung und Hausdurchsuchung wurde er in den Glads vei zurückgefahren. Das ist über eine Stunde her. Aber er ist nicht da!«
    »Hat Ellen nachgesehen, ob ein Auto fehlt?«
    »Das ... das weiß ich nicht. Aber Ellen war total außer sich, und ich weigere mich ... ich weigere mich, allein zu ihr zu fahren. Ich will eigentlich überhaupt nicht, aber sie schreit und tobt ... kannst du nicht bitte, bitte mitkommen?«
    »Dann musst du mich abholen.«
    »Danke. Tausend Dank. Ich bin in drei Minuten bei dir.«
    »Nein, bist du nicht. Ich stehe mit einem Auto, das nicht anspringt, in Maridalen. Auf dem Parkplatz bei Skar.«
    »Na gut ... bin schon unterwegs. Zwanzig Minuten! Geh nicht weg!«
    Er legte ohne ein weiteres Wort auf. Inger Johannes Telefon schaltete sich ganz von selbst aus. Akku leer, wie sie verärgert feststellte, während sie Henrik auf das Auto zukommen sah. Er stieg ein, nässer denn je.
    »Der Bus ist vor fünf Minuten gefahren«, sagte er resigniert. »Der nächste fährt um halb neun. Fast eine Stunde. Da müssen wir eben warten.«
    »Joachim holt uns ab.«
    »Joachim? Was für ein Joachim?«
    Henrik Holme hatte Inger Johanne alles erzählt, was er über den Fall wusste. Sogar von dem peripheren und ziemlich unklaren Insiderhandel, der Jon vielleicht zur Last gelegt werden würde oder auch nicht. Inger Johanne dagegen hatte kein Wort über ihre Unternehmungen verloren. Auch Sanders düstere Zeichnung und das darauf abgebildete Schlafzimmer hatte sie nicht erwähnt.
    »Joachim Boyer«, sagte sie und stellte die Lehne ein wenig flacher. »Du wirst ihn erkennen, wenn du ihn siehst.«
    Das Erste, was Yngvar Stubø empfand, als er die Haustür aufschloss, die Schuhe abstreifte, mit schweren Schritten die Treppe zur Wohnung hochstieg und dann ins Schlafzimmer ging, war Ärger. Der Anblick der Unordnung überall, die Spuren von Jacks schmutzigen Pfoten auf dem Parkett und der überfüllte Wäschekorb machten ihn noch müder, als er ohnehin schon war. Inger Johanne hatte doch nun wirklich nichts zu tun. Er ließ sich aufs Bett fallen. Eine Dusche und danach schlafen, mehr konnte er nicht denken, doch dann schämte er sich. Er hatte zu Hause seit zwei Wochen keinen Finger mehr gerührt. Eigentlich wären sie jetzt im Gebirge gewesen, aber sie hatten nicht einmal darüber gesprochen, seit

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