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Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Titel: Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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hatte recht gehabt.
    Jon wollte die ganze Geschichte von Sanders Entstehung vergessen. Er würde nie auf die Idee kommen, sich an die finnische Klinik zu wenden, und als die Zeit verging und Sander fast fünfzehn Monate alt war, näherte der Vater sich dem Jungen wieder an. Sonntagmorgens nahm er ihn aus dem Bett, zur gemeinsamen Kuschelstunde, in der Sander sanft und ruhig sein konnte. Nach einem stillschweigenden Übereinkommen zwischen Ellen und Jon hörte die Wahrheit auf zu existieren. Jon war ein Mohr, und ein Mohr wahrte den Schein, wenn das irgendwie möglich war. Außerdem liebte er Sander. Daran hatte sie niemals gezweifelt.
    Das Wasser war abgekühlt. Das Lavendelsalz hatte sich mit Fett und Stress zu einer öligen Oberfläche verbunden. Sie wollte gerade aufstehen und ihren Körper mit der Handbrause abspülen, als an die Tür geklopft wurde.
    »Ellen«, hörte sie Helga rufen.
    »Ja?«
    Sie leerte den Plastikbecher und füllte ihn mit Wasser.
    »Die Polizei hat angerufen. Jon kommt nach Hause. Sie fahren ihn her. Ellen, er ist frei!«
    »Jon!«, schrie Ellen und wäre fast gestürzt, als sie nass und seifenglatt aus der Badewanne stieg.
    Inger Johanne hatte den Waldspaziergang vorgeschlagen. Jack war den ganzen Vormittag allein gewesen, und an den letzten zwei Tagen hatte er sich mit kurzen Runden durch die Nachbarschaft begnügen müssen. Henrik Holme hatte sie nach der Beerdigung angerufen, um zu fragen, wie sie verlaufen sei, er selbst habe die Eltern nicht durch sein Erscheinen provozieren wollen. Obwohl er Sanders wegen gern gekommen wäre, fügte er hinzu. Als Inger Johanne von der Festnahme erzählte, wurde Henrik stumm. Er habe keine Ahnung gehabt, konnte er schließlich stammeln, und danach hatte er so viele Fragen gehabt, dass Inger Johanne gemeint hatte, er solle sie doch zum Øyungen begleiten. Er misstraute dem Wetter zutiefst, ließ sich aber überreden, Regenkleidung anzulegen und in den Hauges vei zu kommen. Von dort aus würden sie Inger Johannes Auto nehmen.
    Als sie den großen Parkplatz bei Skar verließen, schleifte der Bauch des Himmels über die Baumwipfel. Der Regen hatte den Waldweg grau und matschig gemacht und mit Schlammwasser in unregelmäßige Felder unterteilt. Es war windstill, siebzehn Grad, und der Regen fiel lautlos und senkrecht durch leichten Nebel. Die Landschaft sah aus wie eine Bleistiftzeichnung, und sogar der gelbbraune Jack war schon nach hundert Metern grau vor Nässe.
    »Also haben sie es doch noch begriffen«, sagte Henrik mindestens zum fünften Mal an diesem Tag. »Und ich hatte gedacht, die Sache würde einfach einschlafen, als ich sie hergeben musste.«
    »Man sollte die Polizei nicht unterschätzen«, sagte sie und ließ Jack von der Leine. »Das habe ich inzwischen gelernt. Jetzt können wir jedenfalls davon ausgehen, dass die Sache ordentlich untersucht wird. Ob er nun schuldig ist oder nicht, es ist besser für alle Beteiligten, dass du und ich nicht mehr allein in der Materie herumstochern. Hast du heute übrigens schon wieder frei?«
    »Ich habe hier aufgehört! Gestern habe ich erfahren, dass ich eine Stelle in Ålesund habe. Darum hab ich freigenommen – wozu soll ich Verkehrssünder einbestellen, wenn ich sie dann doch nicht mehr vernehmen kann.«
    »Meinen Glückwunsch. Feste Stelle?«
    Er lachte. »Bei dem Budget? Nein. Ein Jahr. Aber es ist ein Anfang.«
    »Dieser Sommer war dein Anfang«, sagte sie. »Du hast sehr viel gelernt, möchte ich meinen.«
    »Glaubst du, da wird viel zu tun sein?«
    »Wo denn?«
    »In Ålesund. Ich meine, das ist doch sicher ein friedlicher Winkel, und wenn ich mir noch so eine Verkehrssache ansehen muss ...«
    »Dussel.«
    Sie versetzte ihm einen Rippenstoß. Er war so groß, dass sie ihn gleich über der Hüfte traf. Er lächelte breit und legte ihr für eine halbe Sekunde den Arm um die Schulter, dann zog er ihn rasch zurück, und sein Zeigefinger wanderte zu seiner Nase.
    »Sie müssen einen Durchbruch erzielt haben«, sagte er. »Wenn es als Grundlage für eine Festnahme reicht. Etwas Neues. Irgendwas, das ich nicht gesehen habe.«
    »Egal, was es war, sie hätten sich einen besseren Zeitpunkt aussuchen können«, sagte Inger Johanne. »Bei der Beerdigung seines Sohnes ...« Sie schüttelte den Kopf.
    »Mir tut er nicht leid«, sagte Henrik. »Wenn er sein eigenes Kind umgebracht hat, ist es mir scheißegal, wie und wo er festgenommen worden ist.«
    Sein Adamsapfel hüpfte über den Rand der

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