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Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition)

Titel: Schattenkind: Kriminalroman (Yngvar Stubø-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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ihn?«
    »Nein. Ich nicht. Aber Jon Mohr kennt ihn gut. Sie waren in unserer ganzen Schulzeit eng befreundet. Ich war auch auf der Schule. Ich würde mich aber nicht an ihn erinnern ohne ...«
    Endlich schaute sie auf.
    »Ich bin ihm später noch mal begegnet. Auf Jons und Ellens Sommerfest im vorigen oder vorvorigen Jahr. Da sind immer viele Gäste, und ich habe nicht mit ihm gesprochen. Aber er hatte ein wunderhübsches kleines Mädchen auf dem Arm. Ich glaube, seine Adoptivtochter. Aus Äthiopien, und eins der schönsten Kinder, die ich je gesehen habe. Deshalb erinnere ich mich an ihn.«
    »Aber das bedeutet doch ...«
    Henrik kam nicht weiter.
    »Das bedeutet, dass es vielleicht kein Wunder ist, dass der Rektor wegen Sander keinen Alarm gegeben hat«, sagte Inger Johanne und holte tief Atem. »Er ist einer von Jon Mohrs besten Freunden.«
    Inger Johanne hatte einmal einen Journalisten sagen hören, es sei typisch für Norwegen, dass man nie mehr als zwei Stunden brauche, um jemanden zu erreichen. Ministerpräsident, König oder Hutmacher. Sie wusste nicht, ob das zutraf, aber es war jedenfalls nicht schwer gewesen, Ragnar Reiten ausfindig zu machen. Er und seine Familie waren in einem Ferienhaus bei Fredrikstad, und sie hatte nur seine Mobilnummer anzurufen brauchen, um eine genaue Beschreibung der Lage zu erhalten. Als Freundin von Ellen war sie natürlich herzlich willkommen, auch wenn es ihn zu überraschen schien, dass Inger Johanne so dringend mit ihm sprechen wollte. Vor allem, weil sie am Telefon nichts verraten mochte. Dass Sander zu Hause bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen war, wusste er bereits, er hatte erst vor wenigen Tagen mit Jon telefoniert.
    »Wirklich schrecklich«, sagte er. »Und das mitten in allem anderen. Kommen Sie einfach.«
    Inger Johanne hatte zu höheren Mächten gebetet, dass der Golf sich anständig benahm. Vorläufig war sie erhört worden. Sogar als sie einen Weg hinabruckelte, der wohl aus der Zeit stammte, als in der Forstwirtschaft noch Pferde eingesetzt wurden, ließ er sie nicht im Stich. Als sie ungefähr einen Kilometer nach der Abfahrt von der Landstraße um eine Kurve bog, öffnete sich vor ihr die Landschaft zu einer Idylle von der Art, von der Yngvar wohl immer nur würde träumen können. Geerbt, dachte sie sofort. So etwas könnte man vom Gehalt im öffentlichen Dienst niemals finanzieren.
    Sie hielt zwischen einem moosüberwachsenen Findling und einem riesigen Ameisenhaufen und blieb einen Moment stehen, nur um sich umzuschauen.
    Eine rot angestrichene Hütte lag auf einer Felskuppe vor vier schlanken Kiefern. Ein Anbau auf jeder Seite bildete mit der Hütte ein zum offenen Meer hin gelegenes Hufeisen. In der Mitte fiel ein mit Gras bewachsener Hang zum Wasser hin ab und endete mit flachen Felsen. Vom Hof bis zum steinernen Steg, neben dem ein kleines Badehaus lag, waren es kaum mehr als dreißig Meter. Es war halb acht, und über dem Horizont stand eine hohe Abendsonne und färbte das spiegelglatte Meer golden.
    »Hallo«, sagte ein dunkelhäutiges kleines Mädchen atemlos. »Ich hab dein Auto gehört.«
    »Hallo. Ich heiße Inger Johanne.«
    Die Kleine war vielleicht sechs Jahre alt und reichte ihr eine klebrige, warme Hand.
    »Kari«, sagte sie und machte einen Knicks. »Papa hat gesagt, dass du kommst. Komm mit.«
    Inger Johanne folgte ihr. Sie roch den Grill und merkte, wie hungrig sie war.
    »Hallo und willkommen«, rief Ragnar Reiten, als sie um die Ecke des Anbaus bog und den ganzen Hof und eine Sitzgruppe um die gut ausgerüstete Grillküche sah. »Wir kennen uns doch schon, oder? Vom Sommerfest bei Ellen und Jon vor zwei Jahren? Es gibt in ungefähr einer Dreiviertelstunde Essen. Setzen Sie sich.«
    Er wischte sich die Hände an einer weißen Schürze mit dem grünen Aufdruck »SUPERPAPA« ab, dann kam er mit breitem Lächeln und ausgestreckter Hand auf sie zu.
    »Schön, dass Sie hier sind. Die Umstände könnten natürlich besser sein, aber genießen wir die Tage, die wir haben, sage ich immer. Setzen Sie sich. Es gibt Entrecote.«
    Inger Johanne hustete vor Angst, er könnte ihr Magenknurren hören. Sie hatte seit elf Uhr nichts mehr gegessen. Sie war auch nicht hungrig gewesen. Jetzt lief ihr das Wasser im Mund zusammen, und sie ließ seine Hand los und schaute aus zusammengekniffenen Augen aufs Meer.
    »Ich kann leider nicht zum Essen bleiben«, sagte sie. »Ich will nicht viel von Ihrer Zeit vergeuden.«
    Kari zog sich gerade

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