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Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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»Hilfe!«
    Schließlich hatte er nicht mehr genug Luft, um zu schreien. Er rannte immer weiter und weiter, zwang seinen Körper vorwärts, auch dann noch, als er glaubte, seine Lunge müsse explodieren, seine Beine zusammenbrechen und sein Herz sich zu Tode klopfen. Er hatte viel zu viel Angst, um sich umzudrehen und nachzusehen, ob der Mob näher kam. Er stürzte durch ein Gebüsch und das erinnerte ihn so sehr an die Sprints von der Hendricks-Schule in den Wald, dass er einfach immer weiterlief. Dann landete er im Wasser.
    Er konnte nicht schwimmen.
    »Ulgh. Hil–«, keuchte er, zu atemlos, um nach Hilfe zu rufen. Er kämpfte sich zurück ans Ufer und klammerte sich aneinen Stein, denn er war zu erschöpft, um sich gleich aus dem Wasser zu ziehen. Fast rechnete er damit, wieder hineingestoßen zu werden, damit er ertrank, statt dass man ihn totschlug.
    Es dauerte ein paar Minuten, ehe er begriff, dass der Mob weit fort war. Er hörte die Rufe in der Ferne: »Wo ist er? Wo ist er hin?«
    Ich bin ihnen davongerannt
, dachte er erstaunt. Und das verdankte er nur Lee, der ihm in der Hendricks-Schule beigebracht hatte richtig zu rennen.
    Jemandem davonzurennen, der kurz davor ist zu verhungern, ist nun wirklich kein Kunststück
, machte er sich klar.
    Mit zitternden Beinen stieg er aus dem Wasser. Er hatte sich verirrt. Aber – das hier war der Fluss, oder etwa nicht? Vielleicht konnte er einfach am Ufer entlanglaufen? Doch in welche Richtung?
    Er sah nach links und rechts, flussauf- und flussabwärts, und entdeckte in der Ferne eine schwach beleuchtete Brücke. War das die Brücke, bei der er und Mark den Pritschenwagen versteckt hatten? Oder war er an der richtigen Brücke und damit auch am Wagen schon vorbeigelaufen? Was würde geschehen, wenn er zu lange brauchte, um ihn zu finden?
    Er machte sich auf den Weg zur Brücke, hastete durch Unkraut und Gestrüpp. Ein Zweig schlug ihm ins Gesicht und Dornensträucher zerrten an seiner Uniform, doch er lief einfach weiter. Ohne Mark, der ihm den Weg bahnte, war es viel schwieriger, dem Fluss zu folgen.
    Trey war so sehr darauf konzentriert, vorwärts zu kommen und die Zweige zur Seite zu schieben, dass er um ein Haar gegen die Betonwand der Brücke geprallt wäre.
    »Uff«, stöhnte er.
    Er hob den Kopf. Die Brücke wurde auf beiden Seiten von einer Art Straßenlaterne erleuchtet, die ihr schwaches Licht in die vom Fluss aufsteigenden Nebelschwaden warfen. Trey hörte Schritte, doch es war nur ein Wachmann, der von einer Seite der Brücke zur anderen patrouillierte. Trey sah das Abzeichen auf dem Ärmel des Mannes und beruhigte sich.
    Wie kann es mich erleichtern, einen Bevölkerungspolizis
ten
zu sehen?
, fragte er sich.
    Er wollte einfach nicht noch einer hungrigen Menschenmeute begegnen.
    Trey entfernte sich von der Brücke, tastete im Gehölz blindlings in alle Himmelsrichtungen und hoffte inständig irgendwo eine Radkappe oder Stoßstange zu berühren. Doch nirgendwo war ein Pritschenwagen versteckt.
    »O nein«, stöhnte Trey. Die Muskeln in seinen Beinen begannen zu zittern, als Erschöpfung und Panik ihn einholten. Wenn er den Wagen nicht bald fand, war alle Hoffnung, Mark zu retten, verloren. Warum hatte er sich nur auf einen so aberwitzigen Plan eingelassen? Wie sollte er den Pritschenwagen jetzt noch finden?
    Er sah noch einmal den Fluss hinauf und hinab und suchte nach einer weiteren Brücke. Warum hatte er nicht besser aufgepasst, als Mark und er den Wagen versteckt hatten? Warum hatte er sich nicht jedes Detail der Umgebung genau eingeprägt? Warum wurde es nicht endlich Tag, damit er besser sehen konnte?
    Nein, er wollte nicht, dass es Tag wurde, denn wenn der Morgen anbrach, würde Mark sterben.
    Verzweifelt blickte Trey sich noch einmal um. Diesmal sah er auf der anderen Flussseite etwas aufglänzen, während er den Kopf wandte – Metall oder Glas vielleicht, in dem sich der schwache Schein der Brückenlaterne spiegelte.
    Trey spähte angestrengt hinüber. Vielleicht, vielleicht . . .
    War dies vielleicht doch die richtige Brücke, nur dass der Wagen sich auf der anderen Seite befand?
    Trey kniff die Augen zusammen und versuchte hinter dem Glänzen einen kompletten Pritschenwagen auszumachen, der unter Blättern und Zweigen verborgen war.
    Habe ich ohne es zu merken eine Brücke über den Fluss überquert? Wäre das möglich gewesen?
    Natürlich wäre es das – als er vor dem Mob geflohen war, oder noch vorher, als er versucht hatte immer im Schatten

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