Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Schattenkinder - im Zentrum der Macht

Titel: Schattenkinder - im Zentrum der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
Vom Netzwerk:
warteten immer noch Männer und Jungen, doch sie standen nicht mehr aufrecht, sondern hatten sich vornübergebeugt hingekauert oder lagen einfach auf dem harten Boden. Die vielen regungslosen Leiber in der Dunkelheit erinnerten Trey an Bilder von Schlachtfeldern nach dem Ende einer Schlacht.
    »He! Nicht vordrängeln!«, wies ihn jemand zurecht. Und ein paar große Gestalten stellten sich Trey drohend in den Weg. Also schliefen doch nicht alle.
    »Ich . . . ich will nicht drängeln«, stammelte Trey. »Ich . . . ich gehöre doch schon zur Bevölkerungspolizei. Seht ihr?«
    Er hielt sein Uniformabzeichen hoch, obwohl es viel zu dunkel war, um die Kreise und das Tränensymbol zu erkennen.
    Jemand packte Treys Ärmel und überzeugte sich mit tastenden Fingern von dem, was mit den Augen nicht zu erkennen war.
    »Was er sagt, stimmt«, erklärte eine Stimme und wie durch ein Wunder lichtete sich der Weg vor Trey.
    »He, Mann, haben sie dir ordentlich zu essen gegeben?«, klang es kläglich aus dem Dunkeln.
    »Ja«, antwortete Trey, auch wenn es natürlich gelogen war. Er hatte nichts mehr gegessen, seit er und Mark vor unzähli gen Stunden vom Pritschenwagen fortgegangen waren. Sein Magen fühlte sich an wie zusammengeknautscht und von innen nach außen gestülpt. »Euch werden sie auch was geben, sobald ihr drinnen seid«, fügte er hinzu.
    »Wann wird das wohl sein?«, brummte jemand. Doch Trey ging einfach weiter ohne noch einmal aufgehalten zu werden. Bald darauf hatte er die Schlange der verzweifelten Männer hinter sich gelassen.
    Er und Mark hatten überlegt, auf welchem Weg er zum Wagen zurückgehen sollte.
    »Dem Fluss zu folgen dauert zu lange«, hatte Mark gemeint. »Du kannst bestimmten Straßen durch die Stadt folgen. Das weiß ich noch von der Karte. Ich hatte – einfach zu viel Angst, um gleich diesen Weg zu gehen.«
    Ach ja
, dachte Trey.
Aber um vier Uhr morgens ist das natürlich weit weniger Angst erregend. Ganz allein und ohne Mark, dem ich folgen kann.
    Zunächst allerdings schienen seine Befürchtungen unbegründet. Die Straße, die vom Anwesen der Grants fortführte, lag völlig verlassen da. Zwar war die Straßenbeleuchtung abgeschaltet, doch Trey konnte im schwachen Mondlicht genug sehen. Die Dunkelheit machte ihm ohnehin nichts aus. Auf diese Weise konnte er sich leichter einbilden ungesehen durch die Finsternis zu schleichen.
    Nach ein oder zwei Meilen bog er auf eine Straße ab, die ihn an das Erste erinnerte, was Mrs Talbot ihm über die Unruhen erzählt hatte. In der Straße befanden sich viele Läden,die vermutlich einmal teure Boutiquen gewesen waren. Sämt liche Glasfenster waren eingeschlagen worden. Einige davon waren nun mit Brettern vernagelt, andere standen weit offen und die Regale waren leer geräumt.
    Plünderer
, dachte Trey schaudernd und beschleunigte seinen Schritt.
    Nach fünf Häuserblocks hörte er Schritte näher kommen. Er blieb wie angewurzelt stehen und sah sich nach einem Versteck um, während er gleichzeitig befürchtete Mark nicht rechtzeitig retten zu können, wenn er sich lange verstecken musste. Doch der Schein der Taschenlampe erfasste ihn, ehe er sich auch nur bewegen konnte.
    »Identifizieren Sie sich!«, rief eine Stimme.
    Zwei Männer kamen auf ihn zu. Trey blieb fast das Herz stehen, als er sah, dass sie die Uniform der Bevölkerungspoli zei trugen. Er hatte seine Ausweiskarte nicht bei sich. Sie befand sich, zusammen mit den Ausweisen der anderen neuen Rekruten, immer noch im Haus der Grants.
    »Sei nicht blöd, Henrik«, sagte der zweite Mann. »Siehst du nicht, dass er zur BePo gehört? Außerdem ist er uns über geordnet .«
    »Oh, tut mir Leid«, sagte der Erste ergebungsvoll. »Wohin gehen Sie, Sir?«
    An ihren Stimmen erkannte Trey, dass die beiden mindestens zehn Jahre älter waren als er selbst. Trotzdem beschloss er es auf einen Versuch ankommen zu lassen.
    »Mein Ziel unterliegt der Geheimhaltung«, knurrte er – weil er vermutete, dass seine Stimme dann am ehesten tief klingen würde. Zu seiner Uniform gehörte auch eine Mützeund er sorgte dafür, dass sie tief herabgezogen war und den größten Teil seines Gesichts verbarg, damit die beiden nicht merkten, dass er nicht einmal alt genug war, um sich zu rasieren. »Und was soll dieses ›BePo‹-Gerede? Das ist despektierlich. Sie sind stolze Mitglieder der Bevölkerungspolizei, vergessen Sie das nicht.«
    »Jawohl, Sir«, sagte die beiden wie aus einem Mund.
    »Wie lautet Ihre Einsatzorder?«,

Weitere Kostenlose Bücher